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195Die USA als Einwanderungsland tung Englisch, bleibt aber überwiegend bei ihrer Muttersprache; die zweite Generation wächst bilingual auf und die dritte Generation spricht nur noch Englisch. [...] Letztlich gibt es keinen Nachweis, dass heutige Einwanderer ethnische Gemeinschaften in Form von dauerhaft nichtEnglisch-sprechenden Enklaven bilden, in denen sich das öffentliche und private Leben ganz oder vorwiegend in anderen Sprachen vollzieht. Auf manche Orte scheint das zwar zuzutreffen. Aber selbst Santa Ana und Huntington Park, zwei Städte in Kalifornien mit einer überwältigenden Mehrheit an Mexikanern, sind zunächst einmal Anlaufstellen für neue Zuwanderer. [...] Allerdings ist der Anteil von Latinos der zweiten oder einer späteren Generation in diesen Orten nur gering. [...] Wie immer man dazu stehen mag: Die Vereinigten Staaten scheinen Meister darin zu sein, alle anderen Sprachen als das Englische in nur wenigen Generationen auszustechen. Der dauernde Zustrom neuer Immigranten, an den wir uns in den zurückliegenden Jahrzehnten gewöhnt haben, verdeckt diese Tatsache, aber ohne diese fortgesetzte Einwanderung wäre es unwahrscheinlich, dass selbst das Spanische überleben würde. David López, Vanesa Estrada, Language, in: Mary C. Waters, Reed Ueda (Hrsg.), The New Americans. A Guide to Immigration since 1965, Cambridge (Mass.)/ London 2007, S. 228 242, hier S. 229 f., übersetzt von Thomas Ott 1. Stellen Sie dar, welche Rolle die englische Sprache für die USA und ihre Fähigkeit zur Integration spielt. 2. Vergleichen Sie die hier beschriebene Situation mit derjenigen von Zuwanderern in die Bundesrepublik. 3. Diskutieren Sie das Für und Wider der Einsprachigkeit aus der Sicht der Zuwanderer und der einheimischen US-Bevölkerung. i Immigrantenkinder beim Englischunterricht. Foto von der Lincoln Grundschule, Wausau (Wisconsin) von 1994. Etwa 60 Prozent der Schüler an dieser „primary school“ haben ostasiatische Wurzeln. Im Bild Kinder von Einwanderern aus Laos. M4 Englisch verbindet Trotz aller Vielfalt spricht man in den USA einheitlich Englisch. Der folgende Beitrag gibt Anhaltspunkte, weshalb das so ist. Geht es um Einwanderung, dann gehört die Sprachenfrage derzeit zu den am heftigsten diskutierten Themen. Die Fähigkeit von Einwanderern und ihren Nachkommen, Englisch zu sprechen, ist eine Frage von politischer Tragweite, die tief in die Geschichte Amerikas zurückreicht. Schon in der Kolonialzeit fürchtete Benjamin Franklin, die Deutschen würden die Engländer überflügeln. 1907 erklärte Theodore Roosevelt, es gebe in den USA „nur Platz für eine Sprache“, und das sei Englisch. Mit der angeblichen „Weigerung“ von Einwanderern, Englisch zu lernen, argumentieren Verfechter einer eingeschränkten Zuwanderung; in ihren Augen sind die heutigen Immigranten den Einwanderern von einst unterlegen. In einer Umfrage des General Social Survey (GSS) von 1996 sprachen sich 63 Prozent der Amerikaner für ein Gesetz aus, das „Englisch zur offiziellen Landessprache“ machen würde, weshalb „alle Tätigkeiten im staatlichen Bereich allein auf Englisch auszuführen“ wären. Nach einer GSS-Erhebung im Jahr 2000 hielten drei Viertel der Amerikaner die Aussage für zutreffend, „Englisch als gängige Landessprache verbindet alle Bürger der USA“. 27 Bundesstaaten reagierten auf die vermeintliche Bedrohung und verabschiedeten Gesetze, die amtliche Handlungen nur auf Englisch vorsehen. Ein entsprechendes Gesetz auf Bundesebene wurde mehrmals im Kongress eingebracht, fand dort aber noch keine Mehrheit. Von der Sorge um die Landessprache profitierte auch eine politische Bewegung gegen Mehrsprachigkeit an den Schulen. Der Staat Kalifornien verabschiedete 1998 nach der Proposition 227 ein Gesetz, das den bilingualen Unterricht an Schulen aufhob und ein zusätzliches Jahr Englischunterricht für Kinder ohne Sprachkenntnisse zur Pflicht machte. In Arizona wurde 2000 ein ähnliches Gesetz beschlossen, ebenso 2002 in Massachusetts, während die Wähler in Colorado im selben Jahr eine solche Verfügung ablehnten. Allen, zuweilen hitzigen Debatten zum Trotz, die über die Sprachpraxis von Einwanderern und ihren Kindern sowie über bilingualen Unterricht geführt werden: Die Befürchtung, Einwanderer würden kein Englisch lernen, scheint angesichts der Fakten unbegründet. [...] Die USA waren schon immer sehr erfolgreich, wenn es um das Verdrängen anderer Sprachen und die rasche sprachliche Anpassung von Einwandererkindern ging. Unter Wissenschaftlern herrscht Einigkeit darüber, dass in der Regel ein Drei-Generationen-Modell sprachlicher Anpassung greift: Die Generation der Einwanderer macht Fortschritte in Rich 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e t m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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