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Abschied nehmen 51 Ich trage Trauer Ich trage Schwarz. Schwarze Kleider, Strümpfe, Schuhe, jeden Tag. Nur Frauen tragen Trauer. Männer in Trauer gibt es im Straßenbild nicht. Überhaupt wenig Trauertragende – nur ab und zu eine andere Frau in Trauer. Geht in Schwarz durch die bunte Welt. Alle Welt gibt sich bunt, das merke ich erst jetzt. So fallen wir auf, wir erkennen uns, wir blicken uns an. Wir schauen wieder weg. Ich bin, da ich Schwarz trage, aus der Menge herausgeholt, kennt lich gemacht, eine, die Trauer trägt. Otti Pfeiffer, S. 55 Die Phasen des Trauerns Nach der Psychotherapeutin Verena Kast kann man vier Trauerphasen unterscheiden: 1. Phase (Nicht-Wahrhaben-Wollen) Der Trauernde will den Verlust nicht wahrhaben. Er verschließt die Augen vor den Tatsachen. 2. Phase (Aufbrechende Emotionen) In dieser Phase erlebt der Trauernde starke Gefühle. Je nach der Beziehung zum Verlorenen und den Be gleitumständen des Verlusts empfindet er Verzweif lung, Wut (auf andere/s), Schuld, Angst, Zorn. Um die Trauer später überwinden zu können, ist es wichtig, alle diese Gefühle zuzulassen und sie nicht dauerhaft zu verdrängen. 3. Phase (Suchen, Finden, Sich-Trennen) Der Trauernde beschäftigt sich mit dem Verlorenen. Er ruft sich gemeinsame Erlebnisse ins Gedächtnis und weist ihm schließlich einen Platz in seinem Innern, in seiner Erinnerung zu. Dadurch kann der Trauernde in die 4. Phase (Neuer Selbstund Weltbezug) eintreten und neue Beziehungen in der Gewissheit ihrer Vergänglichkeit, aber auch im Bewusstsein der eigenen Stärke eingehen. Eva Müller, S. 29 M4 M5 5 10 5 10 15 1 Im Mittelalter war ein schneller Tod gefürchtet. Heute möchten die meisten Menschen möglichst rasch an einem Herzschlag sterben. Benenne mögliche Gründe für die unterschiedlichen Wünsche. ➜ M1-M3 2 Noch vor 50 Jahren trugen Witwen fast ein Jahr lang schwarze Trauerkleidung. Findest du es richtig, Trauer öffentlich zu zeigen? ➜ M4 3 Finde zu jeder Phase ein Bild oder Symbol. ➜ M5 4 Gib die Forderungen im Hinblick auf unser Trauerverhalten in eigenen Worten wieder. ➜ M6 5 Trauer empfindet man nicht nur, wenn ein Mensch stirbt. Überlege Anlässe für Trauer und verarbeite sie in einem Schreibgespräch. ➜ M6/Methodenkasten 6 Informiert euch darüber, welche Bestattungsarten es gibt. Welche sind in eurem Heimatort möglich? Tragt die Ergebnisse zusammen und erörtert anschließend, ob Trauer einen Ort braucht. ➜ M5/M6 Leben heißt Abschied nehmen Wir müssen Wege finden, Trauern als etwas Wesentliches zu sehen, nicht einfach als etwas Krankhaftes, und wir müssen Wege finden, miteinander wieder mittrauern zu lernen. Dazu gehört zunächst einmal, dass wir unsere große Angst vor der Trauer überwinden, sie also weniger abwehren, wohl damit auch der Realität wieder ins Auge sehen, um zu erfahren, dass wir sterblich sind, dass unser Leben von vielen Ab schie den geprägt ist, dass die Abschiede wesensmäßig zu uns gehören und dass sie weh tun [...], andrerseits aber auch, dass wir Trauer durchzustehen vermögen, dass wir Grenzsituationen er leben können und daran erstarken. Wir müssen auch neue Wege finden, miteinander zu trauern. Wir werden neue Rituale finden müssen. Solche Rituale könnten sein, Trauernde zu begleiten, bei ihnen zu sein und mit ihnen über ihre Ver stor benen zu sprechen. nach Otti Pfeiffer, S. 56 M6 A u fg a b e n N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C . B uc hn r V er l gs | |
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