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157Mit Material arbeiten M3 Friedrich II. von Preußen. Kupferstich aus dem Jahre 1787 nach einem Porträt von Anton Graff von 1782. 1. Arbeite aus M 1 und M 2 heraus, was dafür spricht, dass die Ideen der Aufklärung Friedrichs Regierungs weise beeinfl usst haben. Überprüfe, welches Denken und Handeln nicht zur Aufklärung passt. 2. Erkläre, weshalb die Menschen einerseits auf die Regierung schimpften, sich aber andererseits für den König begeisterten (M 4). M1 Grundsätze des Königs Für seinen Nachfolger schreibt Fried rich II. 1752 ein „Politisches Testament“. Dieses Werk, das zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht bleibt, enthält unter anderem folgende Regierungsgrundsätze und Überlegungen: Ich habe mich entschlossen, niemals in den Lauf des gerichtlichen Verfahrens einzugreifen: In den Gerichtshöfen sollen die Gesetze sprechen und der Herrscher schweigen. Aber dieses Stillschweigen hat mich zugleich nicht da ran gehindert, die Augen offen zu halten, um das Verhalten der Richter zu über wachen […]. Ein Gegenstand der Politik des Königs dieses Staates ist die Erhaltung seines Adels. Denn welcher Wandel auch eintreten mag, er wird vielleicht einen reicheren, aber niemals einen tapfereren noch treueren Adel bekommen. Damit der Adel sich in seinem Besitz behauptet, muss verhindert werden, dass die Bürgerlichen adlige Güter erwerben, und veranlasst werden, dass sie ihre Kapitalien im Handel anlegen, sodass, wenn ein Adliger seine Güter verkaufen muss, nur Adlige sie kaufen […]. Geht man allen Religionen auf den Grund, so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System von Fabeln. Es ist unmöglich, dass ein Mensch von gesundem Verstand, der diese Dinge kritisch untersucht, nicht ihre Verkehrtheit erkennt. Aber diese Vorurteile, diese Irrtümer und diese Wundergeschichten sind für die Menschen gemacht, und man muss auf die große Masse so weit Rücksicht nehmen, dass man ihre religiösen Gefühle nicht verletzt, gleich, welchem Glauben sie an gehören […]. Der Herrscher ist nicht zu seinem hohen Rang erhoben, man hat ihm nicht die höchste Macht anvertraut, damit er in Verweichlichung dahinlebe, sich vom Mark des Volkes mäste und glücklich sei, während alles darbt. Der Herrscher ist der erste Diener des Staates. Er wird gut besoldet, damit er die Würde seiner Stellung aufrechterhalte. Man fordert aber von ihm, dass er werktätig für das Wohl des Staates arbeite und wenigs tens die Hauptgeschäfte mit Sorgfalt leite. Friedrich der Große, Die politischen Testamente, übers. von Friedrich von OppelnBronikowski, Berlin 1922, S. 4 f., 35 und 42 M2 Gleichheit vor dem Gesetz 1777 weist Friedrich II. seinen Justiz minister an: Es missfällt Mir sehr, da Ich vernehme, dass mit denen armen Leuten, die in Prozess-Sachen in Berlin zu tun haben, so hart umgegangen wird […]. So muss Ich Euch […] hierdurch zu erkennen geben, dass in Meinen Augen ein armer Bauer ebenso viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann, und ist das Recht sowohl für vornehme als geringe Leute. Rudolf Stadelmann, Preußens Könige in ihrer Thätigkeit für die Landescultur, Bd. 2, Leipzig 1882, S. 487 M4 Friedrichs Charakter Ein österreichischer Gesandter berichtet 1763 über Friedrich II.: Sein Charakter ist Misstrauen und Verstellung. Er ist beständig auf der Hut und achtet auf das Geringste, was seine Nachbarn tun; somit wird er sicherlich keine Gelegenheit verabsäumen, um aus ihren etwaigen Fehlern Nutzen zu ziehen. Er ist großmütig und bestechend in Worten, höfl ich und huldvoll gegen die, welche er nötig hat, aber hart und unerbittlich, wenn sein Interesse im Spiel ist [...]. Unbegreifl ich erscheint die allgemeine Unzufriedenheit, die in allen seinen Ländern zutage tritt. Adel und Offi ziere drücken sich zwar schonend aus, aber das Volk und die Soldaten schimpfen auf die Regierung so frei und offen, wie man es in London kaum dulden würde, und doch ist jedermann für die Person des Königs begeistert. Persönlich gehasst wird er nach meiner Meinung nur von einem Teil seiner Familie, und selbst da weiß man sich so gut zu verstellen, dass öffentlich nichts davon zu merken ist. Gustav B. Volz (Hrsg.), Friedrich der Große im Spiegel seiner Zeit, Bd. 2, Berlin 1902, S. 208 f. 5 10 15 20 25 30 5 5 10 15 ˘ Filmtipp: „Preußens Friedrich und die Kaiserin.“ ZDF-Reihe „Die Deutschen“ von 2008, Folge 6 (http://diedeutschen.zdf.de) ˘ Lesetipp: Günther Bentele, Friedrich der Große und die Mühlen der Gerechtigkeit, Würzburg 2012 4492_1_1_2013_134_163.indd 157 28.02.13 15:02 Nu r z P rü fzw ck en Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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