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159Mit Material arbeiten M3 Bettelnde Soldatenfrau. Radierung (7,5 x 7,5 cm) von Daniel Chodowiecki, 1764. 1. Vergleiche Bräkers Bericht (M 1) mit dem Bild (M 3) und dem Volkslied (M 5). 2. Erkläre das Urteil des dänischen Politikers über den Krieg und Friedrich (M 2). 3. Bewerte, wie Friedrich II. Kriege und Eroberungen rechtfertigt (M 4). M1 Das „Blutbad“ bei Lowositz Der in preußischen Diensten stehende Söldner Ulrich Bräker beschreibt die Schlacht bei Lowositz vom 1. Oktober 1756: Um sechs Uhr ging schon das Donnern der Artillerie* […] so gewaltig an, dass die Kanonenkugeln bis zu unserm Regiment durchschnurrten. Bisher hatt’ ich immer noch Hoffnung, vor einer Schlacht zu entwischen; jetzt sah ich keine Ausfl ucht mehr […]. Wir rückten inzwischen immer vorwärts. Da fi el mir vollends aller Mut in die Hosen; in den Bauch der Erde hätt’ ich mich verkriechen mögen, und eine ähnliche Angst, ja Todesblässe las man bald auf allen Gesichtern […]. Potz Himmel!, wie saus ten da die Eisenbrocken über unsern Köpfen weg – fuhren bald vor, bald hinter uns in die Erde, dass Stein und Rasen hoch in die Luft sprang – bald mitten ein und spickten uns die Leute aus den Gliedern weg, als wenn’s Strohhälme wären […]. Nun setzte ein unbeschreibliches Blutbad ein, ehe man die Panduren** […] vertreiben konnte. Unsre Vordertruppen litten stark […]. Da mussten wir über Hügel von Toten und Verwundeten hinstolpern. Ulrich Bräker, Der arme Mann im Tockenburg, hrsg. von Werner Günther, Stuttgart 1965, S. 129 ff. (vereinfacht) * Artillerie: mit Geschützen ausgerüstete Truppengattung ** Panduren: aus Ungarn und Kroatien stammende Soldaten der österreichischen Truppen M2 Worum ging es? 1759, noch vor Ende des Siebenjährigen Krieges, schreibt ein dänischer Politiker: Dieser Krieg ist entbrannt nicht um ein mittelmäßiges oder vorübergehendes Interesse, nicht um ein paar Waffenplätze oder kleine Provinzen mehr oder weniger, sondern um Sein oder Nichtsein der neuen Monarchie, die der König von Preußen mit einer Kunstund einer Schlagfertigkeit in die Höhe gebracht hat, welche die eine Hälfte Europas überrascht und die andere ge täuscht haben; der Krieg ist entstanden, um zu entscheiden, ob […] das Reich zwei Häupter haben und der Norden Deutschlands einen Fürsten behalten soll, der aus seinen Staaten ein Lager und aus seinem Volk ein Heer gemacht hat, und der, sofern man ihm Muße lässt, seine Staatsgründung abzurunden und zu befestigen, als Schiedsrichter der großen europäischen Angelegenheiten da stehen und für das Gleichgewicht zwischen den Mächten den Ausschlag geben würde. Gustav Mendelssohn Bartholdy (Hrsg.), Der König. Friedrich der Große in seinen Briefen und Erlassen, sowie in zeitgenössischen Briefen, Berichten und Anekdoten, Ebenhausen 1912, S. 292 M4 Friedrichs „Ehrenpfl icht“ In einer kritischen Phase des Siebenjährigen Krieges sagt Friedrich II. zu einem seiner Minister: Falls […] der Kriegsverlauf sich gegen mich wendet, würde ich es vorziehen, mit Ehre unterzugehen, als ein ganzes Leben lang ohne Ehre und Ansehen dazustehen. Ich habe es mir zur Ehren pfl icht gemacht, mehr als irgendein anderer zur Vergrößerung meines Hauses beizutragen. […] das sind persönliche Verpfl ichtungen, die ich auf mich genommen habe, und ich bin entschlossen, sie auf Kosten meines Glücks und meines Lebens zu halten. Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen, hrsg. von Reinhold Koser, Bd. 4, Berlin 1880, S. 134 (übersetzt von Jürgen Mirow) 5 10 15 5 10 15 5 5 10 M5 „Soll denn gar kein Frieden werden …?“ Ein zeitgenössisches Volkslied – wahrscheinlich aus Sachsen – fragt: Soll denn gar kein Frieden werden, Nimmt der Krieg denn noch kein End? Unsre Länder sind verheeret, Städt’ und Dörfer abgebrennt, Jammer überall und Not, Und dazu auch mehr kein Brot. Friedrich, o du großer König, Stecke doch dein Schwert nun ein, Denn wir haben nur noch wenig, Was dir könnte dienlich sein. Alles wüste, alles leer – Länger geht das so nicht mehr. Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Frankfurt a. M. 1979, S. 422 4492_1_1_2013_134_163.indd 159 28.02.13 15:02 N r z u Pr üf zw ec ke E g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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