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209Mit Material arbeiten 1. Beschreibe das auf M 1 abgebildete Geschehen. Wer zählte zu den Auf stän di schen? Welche Aufgabe hat hier eine Frau übernommen? 2. Vergleiche die dargestellten Personen in M 1 mit M 3. 3. Beschreibe Virchows Einstellung zu den Aufständischen (M 2). 4. Bis heute ist nicht geklärt, ob die ersten Schüsse absichtlich abgefeuert wurden. Stelle fest, welche Möglichkeiten Virchow hatte, sich zu informieren. 5. Untersuche, zu welchen Stellen seines Berichtes (M 2) ein Forscher weitere Quellen fi nden müsste, um die Aus sagen zu überprüfen. 5 10 15 20 25 M2 Ein Augenzeuge aus Berlin In Berlin verkündet der König am 17./18. März 1848 das Ende der Zensur und die Einberufung des Vereinigten Landtages. Am 18. März versammelt sich daraufhin eine große Menschenmenge auf dem Schlossplatz, um dem Mon archen dafür zu danken. Was danach passiert, teilt der 26-jäh rige Rudolf Virchow, der in Berlin als Arzt und Uni versitäts dozent arbeitet, seinem Vater am 19. März in folgendem Brief mit: Alles sammelte sich vor dem Schloss, jubelte und rief, der König erschien und man schrie ihm Hurras zu. Die Bürger hatten nur noch einen Wunsch, dass das Militär zurückgezogen würde. Das war dem König zu viel. Er sagte dem General Möllendorf, er möchte ihm Ruhe verschaffen; der Prinz von Preußen gab den Befehl zum Angriff, und plötzlich wurde das nichtsahnende Volk von den Dragonern* mit Säbelhieben auseinandergetrieben […]. Von diesem Moment an begann die Revolution. Alles schrie Verrat und Rache. In wenigen Stunden war ganz Berlin unter Barrikaden, und wer Waffen bekommen konnte, rüstete sich […]. Gegen 4 Uhr standen in Berlin etwa 25 000 Mann Militär unter den Waffen** […]. Die Zahl der kämpfenden Bürger lässt sich nicht angeben. Der Kampf begann, ich weiß gar nicht mehr genau wann, es mag gegen 5 Uhr gewesen sein. Zum ersten Mal seit der Französischen Revolution des vorherigen Jahrhunderts, zum ersten Mal seit dem Beginn der deutschen Geschichte ist es vorgekommen, dass ein Landesfürst auf seine Untertanen mit Kanonen hat schießen lassen; das Kleingewehrfeuer genügte nicht – nein, Kartätschen*** und Granaten ließ er in das Volk schleudern […]. Die Zahl der Verwundeten und Getöteten lässt sich in diesem Augenblicke noch nicht übersehen […]. Privateigentum ist nirgends auch nur im Gerings ten beschädigt worden […]. Grausamkeiten vonseiten des Volkes sind nicht bekannt, während von den Soldaten die brutalsten Dinge gemacht worden sind. Rolf Weber (Hrsg.), Revolutionsbriefe 1848/49, Leipzig 1973, S. 70 und 72 f. (vereinfacht) * Dragoner: berittene Soldaten ** Andere Quellen nennen 12 500 Soldaten. *** Kartätsche: mit Bleikugeln gefülltes Geschoss M1 „Kampf zwischen Bürger und Soldaten in […] Berlin, am 18. und 19. März 1848.“ Lithografi e (32,6 x 37,8 cm) aus der von Gustav Kühn in Neuruppin (Brandenburg) 1848 verlegten Bilderzeitung* zum Thema „Das merkwürdige Jahr 1848“. * Bilderzeitungen sind Vorläufer der Illus trierten. ˘ Internettipps: Zur Märzrevolution in Berlin siehe • www.zlb.de/projekte/1848 • www.wissen.de/maerzrevolution-1848 M3 Die „Märzgefallenen“ Im März 1848 fallen in Berlin 277 Menschen auf den Barrikaden, darunter etwa zehn Frauen. Die Opfer kommen aus folgenden Schichten: Bürgertum 3,0 % darunter Wirtschaftsund Bildungsbürgertum, Literaten, Studenten Mittelschichten 5,3 % darunter wohlhabende Handwerksmeister, kleine Kaufl eute, mittlere und untere Beamte Unterschichten 86,4 % darunter verarmte Handwerksmeister, Gesellen, Arbeiter Übrige 5,3 % darunter Ehefrauen, Kinder Nach: Rüdiger Hachtmann, Berlin 1848. Eine Politikund Gesellschaftsgeschichte der Revolution, Bonn 1997, S. 179 4492_1_1_2013_192_214.indd 209 28.02.13 15:07 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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