Volltext anzeigen | |
219Vom Deutschen Bund zum Deutschen Kaiserreich 2 „Gegensätze.“ Karikatur aus dem „Berliner Punsch“ vom 25. August 1866. Der Zeichner kommentiert mit dem Bild die Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus. Sie fanden am Tag der Schlacht von Königgrätz statt. Die kleine Figur rechts trägt eine Jakobinermütze. Der Zeichner hat der Karikatur folgende Zeilen hinzugefügt: „Gewandheit, Thatkraft, hoher Muth,/ Von starkem Einheitssinn getragen,/Die brachten unter einen Hut/Ein großes Volk in dreißig Tagen.” ó Erläutere die Aussage der Karikatur. Triumph bei Königgrätz Die Bundestruppen waren der waffentechnisch überlegenen preußischen Armee nicht gewachsen. Die Entscheidung fi el am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz (Böhmen). Sie endete für Österreich mit einer Niederlage und für Bismarck mit einem Triumph. Um die Feindschaft zwischen Preußen und Österreich nicht noch zu vertiefen, ersparte Bismarck Österreich gegen den Willen seines Königs den Einmarsch preußischer Truppen sowie Gebietsverluste. Wien machte dafür Berlin im Frieden von Prag 1866 große Zugeständnisse: Preußen bekam Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main, der Deutsche Bund wurde durch den Norddeutschen Bund ohne Österreich ersetzt. Der Norddeutsche Bund Der neue Bundesstaat erhielt 1867 eine Bundesverfassung. An der Spitze stand der König von Preußen. Er vertrat den Bund nach außen, ihm unterstand das Bundesheer. Der vom König ernannte Kanzler hatte den Vorsitz im Bundesrat. An der Gesetzgebung waren Bundesrat und Reichstag beteiligt. „Revolutionär“ war, dass der Reichstag nach dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht gewählt wurde. Schutz und Trutz Bismarck wollte die süddeutschen Staaten in den neuen Bund locken. Er verwies auf die gefährlichen Franzosen und die erfolgreiche Wirtschaftspolitik im Deutschen Zollverein*. Als Frankreich zum Ausgleich für sein neutrales Verhalten im Konfl ikt zwischen Preußen und Österreich Ansprüche auf Rheinhessen und die bayerische Pfalz erhob, schlossen die süddeutschen Staaten im August 1866 zunächst geheime Bünd nisse mit Preußen. Sie verpfl ichteten sich, ihre Streitkräfte in einem Krieg dem König von Preußen zu unterstellen. Die nationalstaatliche Einigung kam zunächst nicht voran. Vor allem in Bayern und Württemberg wurde vor einer möglichen „Verpreußung“ gewarnt. Bismarck ließ sich nicht beirren. Er war überzeugt, die deutsche Einigung werde stattfi nden. Die Luxemburgische Krise In Frankreich warfen nationalistische Politiker Napoleon III. vor, den Machtzuwachs Preußens ermöglicht zu haben. Um die Stimmung zu beruhigen, versuchte Napoleon, das Großherzogtum Luxemburg vom König der Niederlande zu erwerben. Da Luxemburg zum Zollverein gehörte, Mitglied des Deutschen Bundes gewesen war und dort preußische Soldaten stationiert waren, erbat man Preußens Zustimmung. Bismarck hatte zunächst keine Einwände. Als die geheim geführten Verhandlungen an die Öffentlichkeit gelangten und in der Presse nationale Proteste aus lösten, lehnte er die französischen Wünsche demonstrativ ab. Die Krise wurde erst im Mai 1867 auf einer Konferenz der Großmächte bei gelegt. Luxemburg blieb als neutraler Staat im Zollverein. Die preußischen Truppen zogen ab. Eine Provokation? 1870 wurde der katholischen Linie des Hauses Hohenzollern, den Hohenzollern-Sigmaringern, die spanische Königskrone angeboten. Bismarck empfahl seinem König, das Angebot zu unterstützen. Darin sah Frankreich die Gefahr, durch zwei von Hohenzollern regierte Staaten „eingekreist“ zu werden. Um die Krise zu entschärfen, verzichtete die Familie Hohenzollern-Sigmaringen auf den Thron. Doch Napoleon III. forderte durch seinen Botschafter in Bad Ems von Wilhelm I., er solle für das Haus Hohenzollern für immer auf den spanischen Thron verzichten. Der preußische König wies das zurück. Er informierte Bismarck und überließ es ihm, die Presse „in geeigneter Form“ zu unterrichten. Der Ministerpräsident veröffentlichte am 13. Juli das Telegramm in zugespitzter Form. In dieser Emser Depesche erhielt der Auftritt des Botschafters einen drohenden Charakter. Die Veröffentlichung stellte die französische Regierung, die bereits unabhängig von Bismarcks Telegramm ihre Truppen am 14. Juli mobilisiert hatte, bloß. * Zum Deutschen Zollverein siehe Seite 240 f. 4492_1_1_2013_215_227.indd 219 28.02.13 15:08 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc h er V rla g | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |