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83Geschichte erzählt „Hast du gehört, wie die Medi ci die neue Kapelle ihres Palastes von Benozzo Gozzoli ausmalen lassen?“, rief Giovanni die Treppe hinauf. „Du wirst es mir sicher gleich sagen. Du platzt ja vor Aufregung“, stichelte Fabricio. „Das Wandbild gegenüber dem Altar stellt den Zug der Heiligen Drei Könige dar.“ „Und was regt dich daran denn so fürchterlich auf?“ „Stell dir vor, der eine König sieht aus wie der byzantinische Kaiser und der andere wie das Oberhaupt der Christen von Konstan tinopel. Du erinnerst dich: Sie sind vor rund zwanzig Jahren zu einem Konzil hierher nach Florenz gekommen. – In der Hoffnung auf Hilfe gegen die Osmanen. Vor allem aber: auf Einladung Cosimos von Medici, der sich in ihrem Glanz gesonnt hat. Doch damit nicht genug: Auch Cosimo und sein Sohn Piero werden auf dem Bild zu sehen sein. Das Unverschäm tes te aber ist: Der jüngste der Heiligen Drei Könige auf dem Wandgemälde soll angeb lich in allem Cosimos Enkel Lorenzo gleichen! Benozzo malt ihn genauso, wie wir ihn alle vor wenigen Wo chen bei dem bombastischen Aufzug gesehen haben, den die Medici zu Ehren des Papstes und des Herzogs von Mailand veranstaltet haben: Lorenzo reitet in einem prächtigen Kostüm auf einem Schimmel.“ „Das ist in der Tat ein starkes Stück“, gab Fabricio zu, „ein Medici als Heiliger. Und dabei ist Lorenzo gerade erst zehn Jahre alt.“ „Ja“, trumpfte Giovanni auf, „in der Öffentlichkeit geben sich die Medici so bescheiden, aber da sieht man, dass es mit ihrer Bescheidenheit nicht weit her ist. Ich bin gespannt, wie weit es die Medici noch bringen werden.“ Dieter Brückner Ein starkes Stück Zug der Heiligen Drei Könige nach Bethlehem. Fresko (210 x 270 cm) an der Ostwand der Kapelle im Palazzo Medici Riccardi in Florenz von Benozzo Gozzoli, 1459/60 (Ausschnitt). 4492_1_1_2013_082_097.indd 83 28.02.13 14:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc h r V er la gs | |
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