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89Mit Material arbeiten 1. Beschreibe, wie Michelangelo die Schöpfungsgeschichte darstellt (M 1). 2. Fasse zusammen, welche Leistungen des Menschen Manetti und Pico della Mirandola betonen (M 2 und M 3). 3. Vergleiche M 1 mit M 3. Prüfe inwiefern das Bild die Auffassung Pico della Mirandolas widerspiegelt. 4. Diskutiert, welche Chancen und Gefahren darin liegen, dass der Mensch die Welt nach seinem „eigenen freien Willen“ verändern kann (M 3). M1 Die Erschaffung Adams. Ausschnitt aus der Decken malerei der Sixti nischen Ka pelle in Rom von Michel angelo, 1508-1512. Vor Michelangelo hatte kein Maler gewagt, diesen Augen blick der Vollendung der biblischen Schöpfungs geschichte so zu gestalten. 5 5 10 15 20 M2 Was wäre die Welt ohne sie? Der Gesandte und Geschichtsschreiber Gianozzo Manetti schreibt 1452: Die Welt ist wohl von Gott geschaffen, aber der Mensch hat sie verwandelt und verbessert. Denn alles, was uns umgibt, ist unser eigenes Werk, das Werk des Menschen; alle Wohnstätten, alle Schlösser, alle Gebäude auf der ganzen Welt […]. Von uns sind die Gemälde, die Skulpturen; von uns kommen der Handel, die Wissenschaften und philo so phischen Systeme. Von uns kommen alle Erfi ndungen und alle Arten von Sprachen und Literaturen. John R. Hale, Fürsten, Künstler, Humanisten, Reinbek 1973, S. 26 M3 Ein einzigartiges Geschöpf Der italienische Gelehrte Giovanni Pico della Mirandola verfasst im Jahre 1486 eine Rede „Über die Würde des Menschen“, die er nie gehalten hat und die erst nach seinem Tod veröffentlicht worden ist. Pico lässt darin Gott zu Adam sagen: Wir haben dir keinen bestimmten Wohnsitz, noch ein eigenes Gesicht, noch irgendeine besondere Gabe verliehen, o Adam, damit du jeden beliebigen Wohnsitz, jedes beliebige Gesicht und alle Gaben, die du dir sicher wünschst, auch nach deinem Willen und nach deiner eigenen Meinung haben und besitzen mögest. Den übrigen Wesen ist ihre Natur durch die von uns vorgeschriebenen Gesetze bestimmt und wird dadurch in Schranken gehalten. Du bist durch keinerlei unüberwindliche Schranken gehemmt, sondern du sollst nach deinem eigenen freien Willen, in dessen Hand ich dein Geschick gelegt habe, sogar jene Natur dir selbst vorherbestimmen. Ich habe dich in die Mitte der Welt gesetzt, damit du von dort bequem um dich schaust, was es alles in dieser Welt gibt. Wir haben dich weder als einen Himmlischen noch als einen Irdischen, weder als einen Sterblichen noch einen Unsterblichen geschaffen, damit du als dein eigener, vollkommen frei und ehrenhalber schaltender Bildhauer und Dichter dir selbst die Form bestimmst, in der du zu leben wünschst. Es steht dir frei, in die Unterwelt des Viehes zu entarten. Es steht dir ebenso frei, in die höhere Welt des Göttlichen dich durch den Entschluss deines eigenen Geistes zu erheben. Giovanni Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen, übers. von Herbert Werner Rüssel, Leipzig 1940, S. 48 f. 4492_1_1_2013_082_097.indd 89 28.02.13 14:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc er V er la gs | |
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