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Ausblick – Mit Material arbeiten 93 1. Das Selbstbildnis (M 3) gilt als Ausdruck eines „Renaissance-Menschen“. Erkläre! Berücksichtige dabei auch M 6. 2. Lies M 4 zum besseren Verständnis laut und arbeite die Kernaussage heraus. 3. Bereitet in der Klasse eine Ausstellung mit Bildern von Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer vor. Berücksichtigt ihre Arbeitsgebiete. M3 „Selbstbildnis im Pelzrock.“ Ölgemälde (67 x 49 cm) von Albrecht Dürer, 1500. Die lateinische Inschrift auf der rechten Seite des Bildes – hier kaum lesbar – lautet übertragen: „So malte ich, Albrecht Dürer aus Nürnberg, mich selbst mit meinen eigenen Farben im Alter von 28 Jahren.“ M5 Männliche Proportionsfi gur im Netz. Federzeichnung von Albrecht Dürer aus einem Skizzenbuch von 1508. Betrachte zum Vergleich Abb. 1 auf Seite 88. M4 Bedeutung der Proportionslehre Dürer schreibt dazu um 1520: Außerhalb der Messung oder ahn einen Verstand einer guten Maß kann kein gut Bild gemacht werden, und ein gut Bild muß mit großer Mühe und Arbeit gemacht werden. Dann es geht nit unbesunnen zu. Dann die Linien, dormit man ein Bild umzeucht, kann weder mit Zirkelen noch Richtscheitlinien* umzogen werden. Dorum ist not, daß man fi ndt, wie ein Bild auf das gnäuest der Natur gmäß soll abgemessen werden. Dann durch recht Gemessens würd Künstlichs gemacht. Zit. nach: Albrecht Dürer, Schriften und Briefe, hrsg. von Ernst Ullmann, Leipzig 1978, S. 179 * Richtscheit: schmales Brett mit parallelen Flächen und abgerichteten geraden Kanten M6 „Eine Anmaßung sondergleichen“ Der Journalist und Kunsthistoriker Hanno Rauterberg schreibt 2012 über Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“: Ein solcher Blick war nicht vorgesehen, nicht für Könige, nicht für Kardinäle, erst recht nicht für einen Künstler, der 1500, als das Bild entstand, noch nicht mal eine größere Werkstatt besaß. Für alle galt ausnahmslos die Regel: Auf Porträts wird der Kopf von der Seite gezeigt, im Profi l oder Halbprofi l. Der frontale Blick war exklusiv der vera icon vorbehalten, dem wahren Bild des Jesus Christus. Dürer brach diese Regel – und gleich noch eine weitere. Denn er posiert nicht nur als Messias, er verkleidet sich auch als mächtiger, reicher, vornehmer Bürger. Eigentlich war damals die Gesellschaftsso streng wie die Kleiderordnung: keine Pelze für Bauern, nur Fuchs, Lamm und Iltis für „gemeyne Burger und Handtwercker“, und einzig die Obersten der Oberen durften sich mit dem samtigen Rückenfell des Marders schmücken, mit dem sich Dürer auf seinem Bild so stolz präsentiert. Auch das also eine Anmaßung sondergleichen: In der Welt ist er ein rechtes Nichts, in seiner Kunst aber gewinnt er alle Macht. Die Zeit vom 16. Mai 2012, S. 47 5 10 5 10 4492_1_1_2013_082_097.indd 93 28.02.13 14:59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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