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25Mit Material arbeiten 1. Arbeite die Motive und Hinter gründe des Flottenbauprogramms heraus (M 1). 2. Bewerte Rosa Luxemburgs Kritik der Flottenvorlage (M 2). Was will sie damit erreichen? 3. Vergleiche die Aussageabsicht der Karikatur (M 3) und der Rede (M 4) hinsichtlich ihrer politischen und militärischen Schlussfolgerungen. 4. Analysiere die Entwicklung der Rüstungsausgaben (M 5). M 3 „Wie sollen wir uns da die Hand geben?“ Zeichnung aus dem „Simplicissimus“ von 1912. 5 10 15 20 5 10 5 10 M 1 Zum Flottenbauprogramm Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Admiral Alfred von Tirpitz, schreibt am 21. Dezember 1895: Meiner Ansicht nach sinkt Deutschland im kommenden Jahrhundert schnell von seiner Großmachtstellung, wenn jetzt nicht energisch, ohne Zeitverlust und systematisch diese allgemeinen See interessen vorwärts getrieben werden. Nicht zu geringem Grade auch deshalb, weil in der neuen großen nationalen Aufgabe und dem damit verbundenen Wirtschaftsgewinn ein starkes Palliativ* gegen gebildete und ungebildete Sozialdemokraten liegt. Mit dem ersten Flottengesetz von 1898 beginnt die Aufrüstung der deutschen Marine. Im Januar 1900 begründet Alfred von Tirpitz eine zweite Flottenvorlage; sie beschleunigt das deutsch-britische Wettrüsten: Unter den gegebenen Umständen gibt es nur ein Mittel, um Deutschlands Handel und Kolonien zu schützen: Deutschland muss eine Flotte von solcher Stärke haben, dass selbst für die größte Flotte ein Krieg mit ihm ein solches Risiko in sich schließen würde, dass ihre eigene Überlegenheit gefährdet wäre. Robert von Zedlitz-Trützschler, der Hof marschall des Kaisers, notiert im April 1909: [Es] wäre sehr interessant, einmal die […] Beziehungen kennenzulernen, die zwischen Flottenfanatikern und Flotten erzeugern bestehen. Die Macht der Stahl könige wiegt schwer, und die Sorge um ihr Geschäft, der Wunsch auf Haussestimmung** an der Börse sind uns schon oft als nationale Sorge serviert worden. Erster Text: Alfred von Tirpitz, Erinnerungen, Leipzig 1919, S. 52 Zweiter Text zit. nach: Walther Hubatsch, Die Ära Tirpitz, Göttingen 1955, S. 72 Dritter Text: Robert von Zedlitz-Trütz schler, Zwölf Jahre am deutschen Kaiserhof, Berlin 1924, S. 227 * Palliativ: Mittel, um Beschwerden zu lindern ** Hausse: Steigen der Börsenkurse M 2 „Eine maßlose Provokation“ Am 19. November 1905 schreibt Rosa Luxemburg im „Vorwärts“, der Partei zeitung der Sozialdemokraten: Seit Wochen und Monaten herrscht in den weitesten Kreisen der proletarischen Be völkerung Deut sch lands direkter Nah rungs mangel […]. Und in diesem Augenblick […], wo Hunderttausende Proletarier erbarmungsund rettungslos dem furchtbarsten Elend preisgegeben werden, wird gleichzeitig als die ers te große Aktion der Regierung und der bürgerlichen Mehrheitsparteien im Reichstage […] nicht ein Notstandsgesetz zur Rettung der Un zahl bedrohter proleta rischer Existenzen […], sondern – eine Mehr forderung von einer halben Milliarde Mark für Panzerkreuzer, Torpedodivi sionen und Vermehrung der Marine mannschaften angekündigt! Zit. nach: Hans Fenske (Hrsg.), Unter Wilhelm II. 1890-1918, Darmstadt 1982, S. 227 f. M 4 Die britische Perspektive Der britische Außenminister Sir Edward Grey sagt am 27. November 1911 im Parlament: Deutschland ist mit Recht stolz auf seine Stärke. Es baut eine große Flotte. Es ist gewiss natürlich und einleuchtend, dass das Anwachsen dieser Flotte Befürchtungen erwecken oder andere Nationen zum mindesten sehr empfänglich für Befürchtungen machen muss, die stark werdende Macht hege aggressive Pläne gegen sie. Ich glaube nicht an diese aggressiven Pläne. Ich möchte es nicht in diesem Sinn ausgelegt wissen, aber ich meine, man muss sich vergegenwärtigen, dass andere Nationen besorgt und empfi ndlich sein und nach irgendwelchen Anzeichen einer Aggression ausspähen werden. Alles, was wir oder die andern Nachbarn Deutschlands wünschen, ist, auf gleichem Fuß mit ihm zu leben. Zit. nach: G. P. Gooch / Harold Temperley (Hrsg.), Die britischen amt lichen Dokumente über den Ursprung des Weltkrieges 1898-1914, Bd. 7/2, Berlin 1932, S. 1199 (übers. von Hermann Lutz) M 5 Rüstungsausgaben in Mio. Mark 1902 1913 Frankreich 954 1327 Russisches Reich 958 2 050 Großbritannien 2 002 1 491 Deutsches Reich 965 2111 Österreich-Ungarn 378 721 Nach: Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande, bearb. im Reichsarchiv, Bd. 16,1,1: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft; Anlagen zum 1. Band, Berlin 1930, S. 530 4493_1_1_2014_010_053_kap1.indd 25 07.04.14 13:52 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu d es C .C . B uc h r V er la gs | |
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