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Lerntipp 39 Feldpostbriefe untersuchen 1. Vergleiche die Briefe des französichen und des deutschen Soldaten und arbeite ihre jeweiligen Einstellungen heraus (M 1 und M 3). Erkläre die Unter schiede. 2. Charakterisiere die besonderen Quellenmerkmale von Feldpostbriefen. Was können sie dem Historiker erzählen und was nicht? 3. Recherchiert im Internet zu Inhalten weiterer Feldpostbriefe. Für dein Portfolio kannst du Texte zu einem Schwerpunkt (z. B. Frontalltag, Gefühle, Wünsche) zusammenstellen und kommentieren. ˘ CD-ROM-Tipp: Feldpostbriefe – Lettres de poilus, Köln: DeutschlandRadio 1998 M 2 Feldpostkarte von 1917. Die Feldpost verband Heimat und Front. Die Sendungen wurden portofrei oder stark verbilligt befördert. Die Soldaten durften keine für den Feind wichtigen und das Reich schädigenden Nachrichten weiter geben. Die Be hörden behielten sich eine Zensur vor. 5 10 15 20 5 10 Lebenszeichen von der Front Etwa 29 Milliarden Feldpostkarten, Briefe und Päckchen beförderte die Deutsche Feldpost portofrei oder stark verbilligt im Verlauf des Ersten Weltkrieges. Sie waren die einzige Verbindung zwischen den kämpfenden Soldaten an der Front und ihren Angehörigen oder Freunden zu Hause. Feldpostbriefe sind neben Tagebüchern die Quellen, die uns nah an den Kriegsalltag heranführen. Sie liefern ein ganz anderes Bild vom Kriegsgeschehen als die amtlichen Heeresberichte und die Kriegs propaganda. Feldpostbriefe wurden kontrolliert und bei Bedarf zensiert, zunächst von den unmittelbaren Dienstvorgesetzten; ab 1916 gab es dafür „Postüberwachungsstellen“. Gesperrt wurden Kampfdarstellungen oder offener Zweifel am militärischen Sieg. Die Soldaten teilten sicher nicht alles mit, was sie sahen und erlebten. Sie hielten auch Informationen zurück, um ihren Angehörigen keine Sorgen zu bereiten. M 1 „Ohne Angst …“ Gaston Biron, 30 Jahre alt, schreibt am 18. April 1916 seiner Mutter aus dem Schützengraben; er wird am 8. September 1916 in Verdun verwundet und erliegt seinen Verletzungen drei Tage später. Meine liebe Mutter, vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich vor einigen Tagen erhalten habe. […] [Ich] möchte Dir nicht verhehlen, dass wir […], wenn wir den Unsrigen schreiben, immerzu denken, dies wird unser letzter Brief sein. An jedem Tag, der vergeht, trifft es einige. Bis heute war der Zufall unserer Familie und besonders mir wohl gesonnen. Aber, liebe Mutter, Du wirst verstehen, dass es beinahe unmöglich ist, in diesem endlosen Krieg unbeschadet davonzukommen, wenn man ständig der Gefahr ausgesetzt ist. […] Ohne Angst warte ich einfach nur, dass ich an die Reihe komme. Von der Vor sehung erbitte ich nur, dass mir diese Gnade gewährt wird: Lieber gleich den Tod als ein schreckliches Leiden […]. In diesem Geisteszustand, meine liebe Mutter, trete ich der Gefahr entgegen. Ich versichere Dir, dass der Tod mir keine Angst bereitet. Selbst wenn ich in meinen Briefen zuweilen eine gewisse Mutlosigkeit durchblicken lasse, möchte ich nicht, dass man glaube, dass dies aus Angst geschieht. Wenn ich demoralisiert bin, dann, weil ich mich schrecklich langweile. Zwei Jahre Krieg, Leiden, Versagungen und vor allem Verdun haben mich umgebracht. Zit. nach: www.dradio.de/dlf/sendungen/feldpost/981111.html (Zugriff: 30. Juni 2010) M 3 Keine Klage? Heinz Pohlmann, ein 20-jähriger Student, schreibt am 25. Mai 1916 an seine Eltern, eine Woche später fällt er in Verdun. Wenn ihr diese Nachricht von mir erhaltet, dann ist wohl herbes Leid über Euch gekommen, denn dann bin ich nicht mehr in dieser Welt. Ich kann es ver stehen, aber um eins bitte ich Euch: Beklagt mich nicht. Trauert um mich, aber seid ruhig und gefasst; zeigt, dass ihr Deutsche seid, die das Leid tragen können. Deutsche Eltern, die das Wertvollste, was sie besitzen, hingeben für das Wertvollste, unser herrliches Vaterland. Denn trotz aller trüben Erfahrungen und Nachrichten glaube ich doch an eine Zukunft. Für das neue, größere, bessere Vaterland gebe ich gern mein junges Leben. Ich gehe ganz gefasst in den Kampf und zittere nicht, dem Tod ins Angesicht zu blicken, denn ich fühle mich geborgen in Gottes Hand. Zit. nach: Lebenszeichen. Feldpostbriefe erzählen, hrsg. vom Volksbund Deutsche Kriegs gräberfürsorge e. V., Landesverband Bayern, Pädagogische Handreichung von Christof Beitz, München 2003, S. 13 4493_1_1_2014_010_053_kap1.indd 39 07.04.14 13:53 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d s C .C . B u hn er V rla gs | |
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