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Lerntipp 45 1. Informiere dich über Michael Stürmer und bearbeite seinen Text (M 2) nach dem vorgelegten Beispiel (M 1). 2. Arbeite die Gründe für die Bewer tung des Jahres 1917 als „Epochen jahr“ oder „Wendejahr“ heraus (M 1 und M 2). Bei der Arbeit mit Fachliteratur, die auch als Sekundärliteratur bezeichnet wird, weil sie auf der Auswertung älterer Veröffentlichungen und/oder historischer Quellen beruht, ist es wichtig herauszufi nden, welche Fragen den Verfasser besonders interessiert haben, welche Thesen er vertritt oder welches Ziel er mit seiner Darstellung verfolgt. Dabei geht es zunächst um das Textverständnis, dann um die Frage, welche Quellen und welche Literatur der Verfasser benutzt hat, wie er einen Sachverhalt auslegt und wie er Ereignisse und Handlungen deutet, bewertet, gewichtet und damit interpretiert. Dazu ist es nützlich zu wissen, wer der Autor ist, welche Ziele er mit seiner Darstellung verfolgt hat und ob er eine bestimmte Weltanschauung vertritt. Häufi g erschließt sich die Perspektive eines Textes (die Einstellung des Verfassers) erst im Vergleich mit anderen Darstellungen. Bei der Auswertung von Sekundärtexten helfen Antworten auf folgende Fragen: • Was beschreibt der Autor, was will er erklären? • Werden Behauptungen aufgestellt und begründet? • Wie wird das Dargestellte bewertet? Tipp: Kopiere den zu bearbeitenden Text. Markiere Begriffe, die du nachschlagen musst, sowie Behauptungen (Thesen) und Begründungen (Argumente). Kennzeichne den Gedankengang eines Autors durch Schlagworte am Rand und gliedere ihn in Sinnab schnitte. M 2 War 1917 ein Epochenjahr? Der Historiker Michael Stürmer schreibt 1983: Das Jahr 1917, vom amerikanischen Kriegseintritt bis zur bolschewistischen Revolution, brachte die Wende im Krieg und veränderte die Welt. Aus dem Todeskampf Europas entstanden zwei Friedensvisionen, deren Wirkung bis heute anhält: aus dem Osten die Botschaft der Weltrevolution, aus dem Westen die Vision einer Welt freier Völker. Zwei globale Missionsideen traten gegeneinander an, während die ältere, europäische Weltordnung in sich verbrannte. Als die OHL [Oberste Heeresleitung] noch von Triumphen träumte, wurden Lenin und Wilson Gegenspieler einer künftigen Welt: „Schluss mit dem Krieg!“ – „Alle Macht den Räten!“ – „Den Arbeitern die Macht in den Fabriken!“ So nutzte Lenin die Sehnsucht nach Frieden für die – vorerst vage und ausdeutbare – Verheißung der Sozialrevolution. Die USA aber wollten „a world safe for democracy“. Michael Stürmer, Das ruhelose Reich – Deutschland 1866-1918, Berlin 1994, S. 388 Fachliteratur bearbeiten M 1 Was macht 1917 zum Epochenjahr der Weltgeschichte? Für den Historiker Hans Rothfels beginnt „Zeitgeschichte“ mit 1917; er nennt dafür 1953 folgende Gründe: Aber selbst vom Ersten Weltkrieg, so sehr er revolutionärer Einbruch und Erschütterung der Sekurität gewesen ist, ließe sich mit gutem Grunde sagen, dass er nur ein in die Welt verlängerter nationalstaatlicher Konfl ikt war. Erst mit dem eigentümlich zusammengeordneten Doppelereignis, dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg und dem Ausbruch der Russischen Revolution, wurde die Konstellation wirklich universal und wurde zugleich der Konfl ikt von Völkern und Staaten durch gesellschaftliche Gegensätze tief greifender durchzogen und durchkreuzt. Schon 1918 ist im Grunde die Antithese Washington – Moskau eine sehr reale gewesen. Hans Rothfels, Zeitgeschichte als Aufgabe, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1. Jg. (1953), S. 6 f. Hans Rothfels (1891-1976) emigrierte 1939 über England in die USA, kehrte 1951 nach Deutschland zurück, lehrte ab 1951 an der Universität Tübingen und prägte die deutsche Zeitgeschichtsschreibung. Behauptung, Teil 1 Begriff nachschlagen Behauptung, Teil 2 Begriffe nachschlagen Behauptung, Teil 3 Wertung; Begriff nachschlagen 5 5 10 15 3. Nenne andere „Epochenjahre“ aus dem 15., 16. und 18. Jh. Begründe deine Auswahl. 4. Lies M 2 nochmals genau und nenne die Aussage, die der Historiker heute verändern müsste. Begründe deinen Hinweis. 4493_1_1_2014_010_053_kap1.indd 45 07.04.14 13:53 Nu r z u Pr üf zw ec k Ei ge nt m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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