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Was wir wissen – was wir können 105 Was wir können Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes). Hier beginnt die moderne mathematisierte Wirtschaftswissenschaft (S. 88-91). Der Neuanfang wird durch folgende Voraussetzungen ermöglicht: Nutzenmaximierung Smith definiert die einzelnen Menschen als nutzenmaximierende Akteure (S. 88). Ihr Handeln wird verursacht durch das auf Eigenliebe beruhende Selbstinteresse: „Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Bäckers und Brauers erwarten wir das, was wir zum Leben brauchen, sondern weil diese ihre eigenen Ziele verfolgen.“ Weil Interessen prognos tizierbar sind, moralisches Wohlwollen hingegen nicht, eröffnet sich hier die Möglichkeit mathematischer Berechnung. Smith fragt nicht, wie Menschen handeln sollten, sondern danach, wie sie faktisch agieren, und versucht dazu die Ursachen in einer umfassenden Theorie, die wirtschaftliche, politische und kulturelle Faktoren berücksichtigt, zu bestimmen. Arbeitsteilung – freier Markt Arbeitsteilung wird von Smith als Prinzip der allgemeinen Nutzenmaximierung beschrieben (S. 90). Sie ist damit nicht länger nur eine Aufteilung der Arbeit zwischen einzelnen Individuen, sondern ein Prinzip, das zur Effizienzsteigerung im Arbeitsprozess führt: Jede Nation produziert lediglich das, was sie am leichtesten zu produzieren vermag. Davon profitieren alle Nationen dann, wenn sie ihre Produkte unter den Bedingungen eines freien Marktes austauschen können. Das antike Wirtschaftsmodell der Polis, das auf Autarkie (Selbstversorgung) setzt, wird in der Moderne überwunden. Unsichtbare Hand In der Antike wurde der Preis eines Produkts vorrangig durch seine Produktionskosten bestimmt. Dieser sogenannte natürliche Preis wurde durch einschränkende und steuernde Mechanismen wie Zünften oder Gilden kontrolliert. Auf dem freien Markt fällt diese Kontrolle weg. An ihre Stelle tritt die „unsichtbare Hand“ (S. 90f); Preise regulieren sich selbst wie durch eine unsichtbare Hand unabhängig von ihren Produktionskosten und marktfremden Kontroll instanzen. Nur wenn Monopole die Bildung von Marktpreisen unterbinden, können Preise unrealistisch sein. Da auf einem freien Markt die Preisentwicklung den Charakter von Naturgesetzen annimmt, kann sie in mathematischen Formeln be schrieben werden. nach Felix Heidenreich, S. 23–28 Das Ultimatumspiel Stellen Sie sich vor, dass Ihnen jemand 100 Euro gibt – allerdings unter einer Bedingung: Sie müssen sich mit einer anderen, Ihnen unbekannten Person einigen, wie Sie beide die Summe untereinander aufteilen. Die Regeln sind streng. Sie und die zweite Person befinden sich in getrennten Räumen und können nicht miteinander kommunizieren. Ein Münzwurf entscheidet, wer von Ihnen vorschlägt, wie das Geld aufzuteilen ist. Angenommen, das Los trifft Sie. Sie dürfen dann ein einziges Teilungsangebot machen, und die andere Person kann dem Angebot zustimmen oder es ablehnen. Diese andere Person kennt ebenfalls die Regeln und die Gesamtsumme, um die es geht. Wenn sie zustimmt, wird das Geld dem Vorschlag gemäß aufgeteilt. Lehnt sie aber ab, so bekommt keiner von Ihnen etwas. In beiden Fällen ist das Spiel damit zu Ende und wird nicht wiederholt. Wie viel würden Sie offerieren? nach Karl Sigmund, S. 55 Aufgaben: 1. Spielen Sie das Ultimatum-Spiel und notieren Sie sich den jeweiligen Spielausgang. Werten Sie Ihre Ergebnisse aus und beantworten Sie die Frage: Welchem Wert wurde der Vorzug gegeben, Fairness oder Altruismus? 2. Überlegen Sie sich Anwendungen des UltimatumSpiels auf die Problemfelder der Wirtschaftsethik, die Sie kennengelernt haben. Filmtipp: Holy Days, USA 1994 Ein Ultimatum-Spiel der etwas anderen Art. N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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