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Fairer Handel 103 Interpretiere das Bild, indem du Symbolik und Text miteinander in Beziehung setzt. ➜ M1 Suche die im Interview genannten ethischen Po si tio nen heraus. ➜ M2 Entwirf verschiedene Rollen für eine Talkshow, in der folgende Frage diskutiert wird: Gibt es eine ethisch begründbare Pflicht, fair gehandelte Produkte zu kaufen, auch wenn diese teurer sein sollten als vergleichbare andere Produkte? Führt die Talkshow in eurem Kurs durch. ➜ M1, M2 Glossar: Bleisch, empirisch, postulieren 1 2 3 A u fg a b e n 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Weltarmut und Ethik – Gibt es eine moralische Pflicht zur Hilfe? Die Universitätszeitschrift „unipublic“ hat sich mit Barbara Bleisch darüber unterhalten. M2 unipublic: Die Publikation „Weltarmut und Ethik“ geht der Frage nach, ob es eine moralische Pflicht gibt, armen Menschen zu helfen. Darüber scheint kein Konsens zu bestehen? Bleisch: Es ist nicht nur in der Politik und Gesellschaft, sondern auch unter Ethikerinnen und Ethikern eine umstrittene Frage, ob und inwiefern es eine solche Pflicht zur Hilfe gibt. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Menschen Moral in erster Linie als eine Sache der näheren Umgebung betrachten. Wenn wir einen verletzten Menschen auf der Straße liegen sehen, fühlen wir uns direkt angesprochen, ihm zu helfen. • Im Gegensatz zum Hilfebedarf in der näheren Umgebung geht es in Ihrer Publikation um die „Weltar mut“. Gemeint ist damit die extreme, exis tenz be dro hen de Armut. Diese Form von Armut ist für uns weiter weg. Genau, und deshalb empfinden wir auch we ni ger die moralische Pflicht zu helfen. Unsere Fähigkeit, uns ins Leiden anderer einzufühlen, ist auf Distanz oft nicht vorhanden. Es fällt uns leichter, uns vorzustellen, selber arbeitslos zu werden, als in einem Slum in Nairobi zu leben. Wenn wir einen Einzahlungsschein erhalten für die Flüchtlinge in Somalia, fühlen wir uns deshalb moralisch nicht zur Hilfe verpflichtet, sondern betrachten eine Spende als freiwillig. Wenn alle Menschen gleichwertig sind, dürfte die Distanz aus ethischer Sicht jedoch keine Rolle spielen. • Welche ethischen Positionen lassen sich grundsätzlich hinsichtlich der Weltarmut unterscheiden? Grob gesagt lassen sich vier Positionen unter scheiden. Die erste Position ist der Ansicht, wir schul deten anderen Menschen nichts. Ob wir helfen wollen, sei eine persön liche Entscheidung, und entsprechend dürfe Hilfe beispielsweise nicht über Steuern zwangsweise finanziert werden. Die zweite Position postuliert, dass eine Pflicht zur Hilfe in extremer Not be steht, wobei sich diese Pflicht beispielsweise mit der Menschenwürde begründen lässt. Die dritte Position sieht zwar keine Pflicht zur Hilfe, verlangt aber, dass wir zumindest keinen Schaden anrichten. Diese Sichtweise beruht auf der empirischen These, dass die Weltarmut von den Industriestaaten zumindest mitverursacht sei, beispielsweise durch ungerechte Regeln der Weltwirtschaft. Die vierte Po si tion postuliert eine globale Umverteilung, die aufgrund des massiven Wohlstandsgefälles zwischen Nord und Süd gefordert sei. Im Blick ist hier eine Art globale soziale Gerechtigkeit. • Sie und Peter Schaber argumentieren vor allem mit dieser zweiten Position. Warum? Wir gehen davon aus, dass bei extremer Ar mut eine Pflicht zur Hilfe besteht, die sich aus der Men schenwürde ergibt. Ums nackte Überleben kämpfen zu müs sen, nicht für sich und die Seinen aufkom men zu kön nen und von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, ist ein Zustand, der dem Menschen unwürdig ist und es ihm unmöglich macht, sich selber zu achten. Barbara Bleisch N u r zu P rü fz w e c k e E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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