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Das Christentum 161 Die Erklärung Nostra Aetate geht davon aus, dass alle Religionen zwar einen gemeinsamen Fragehorizont teilen, aber keine gemeinsamen Antworten auf diesen Fragehorizont geben. Bestimme anhand der einzelnen Fragen, was hier unter Religion verstanden wird. ➜M1 Stelle aus der Sicht der katholischen Kirche die Antworten zusammen, was Christentum und Judentum miteinander teilen und voneinander trennt. ➜M2, M3 Bestimme für eine weitere christliche Kirche, das in ihr vertretene Verhältnis zum Judentum und zum Islam. ➜M4 Glossar: Abraham, Apostel, Blasphemie, Evangelium, Exegese, Jesus von Nazareth, Koran, Monotheismus, Muhammad, Paulus, Prophet, Schirrmacher, Tritheismus 1 2 3 A u fg a b e n Der Islam aus katholischer Sicht Die Christenheit in Europa blickt auf eine lange Geschichte ihrer Beziehungen zum Islam zurück. Kontakte zwischen Muslimen und Christen gab es seit dem Auftreten Muhammads, des Propheten des Islam (ca. 570 – 632 n. Chr.), der selbst Beziehungen zu Christen hatte. Mit dem wachsenden Erfolg des Islam nach der Auswanderung nach Medina (622 n. Chr.) grenzte er sich immer mehr von Judentum und Christentum ab. Der Kern der Lehre des Islam ist die Einzigkeit des einen Gottes, dessen letzter Prophet für die ganze Menschheit Muhammad ist. Im Koran hat Gott für alle Menschen sein ewiges Wort endgültig zum verbindlichen „Buch“ werden lassen. Der Islam reiht „Jesus, den Sohn Mariens“, als vorletztes Glied in die Reihe der koranischen Propheten ein. Diese Reihe beginnt mit Adam und wird durch Muhammad, „das Siegel der Propheten“, ein für allemal abgeschlossen. Trotz der Betonung der besonderen Nähe der Muslime zu den Christen erhebt der Islam bis zum heutigen Tag gegen das Christentum den Vorwurf der Schriftverfälschung und des Tritheismus, den er als Blasphemie qualifiziert. Er weist den Wahrheitsanspruch der christlichen Offenbarung und zentrale Aussagen des christlichen Glaubens zurück, denn in seiner Sicht widersprechen sie dem reinen Monotheismus des Korans. „Der Heilswille umfasst aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.“ (Vatikanum II, Lumen gentium) So sieht die Kirche ihre Verbundenheit mit dem Islam durch die Anbetung eines einzigen Gottes, durch die Hochschätzung Jesu, die Erwartung des Ge richts sowie die sittliche Lebenshaltung und Frömmigkeitspraxis gegeben. Arbeitshilfen Nr. 170, S. 16f; S. 21 M3 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 Annäherung mit Schwierigkeiten Christine Schirrmacher ist Islamwissenschaftlerin und arbeitet für verschiedene Gremien der evangelischen Kirche. Natürlich kann die Bibel, da der Islam erst im 7. Jahrhundert n. Chr. von Muhammad verkündigt wurde, selbst kein explizites Urteil über den Islam enthalten. Christen beurteilen den Islam damit gewissermaßen immer nur in Ableitung ihres Schriftverständnisses, was zu einer erheblichen Bandbreite an Auffassungen und Positionen zum Thema innerhalb und außerhalb der Kirchen führt. Im Gegensatz zum Christen, der erst seine Standortbestimmung zum Islam finden muss, ist das muslimische Bild des Christentums und des christlichen Glaubens meist bereits relativ festgelegt: Festgelegt vor allem durch die Aussagen des Korans, der als nachchristliche Offenbarungsschrift etliche Aussagen über die Christen und den christlichen Glauben macht, die später von der umfangreichen islamischen Überlieferung (hadith) im Großen und Ganzen unterstrichen und bestätigt werden. Da es im Islam keine „islamische Aufklärung“ im europäischen Sinne gegeben hat und keine offizielle historisch-kritische Koranexegese und -analyse existiert, ist der Spielraum für die Auslegung und Interpretation dieser als normativ verstandenen Texte entsprechend gering. Christine Schirrmacher, S. 1 M4 Was sie trennt Was sie eint N r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e C .C . B c h n e r V e rl a g s | |
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