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73 Gewalttäter Zu diesem Rekrutierungsprozesses gehört auch, dass den ausgewählten Jugendlichen verschiedene Aufgaben gestellt werden, in denen sie ihre Zuverlässigkeit, ihren Mut oder ihre Verschwiegenheit unter Beweis stellen müssen. Wer bei diesen Prüfungen, in denen Lebensgefahr sozusagen zum Prüfungsstoff gehört, versagt, kommt für ein Selbstmordattentat nicht in Frage und wird aus der Gruppe der potenziellen Täter unverzüglich ausgesondert. In der letzten Phase findet die Isolierung von der Fa milie und den Freunden statt: Die Selbstmordanwärter werden in kleinen Gruppen zusammengefasst. Eine solche Isolation ist deshalb im Sinne der Ausbilder, da so die vielleicht noch vorhandenen letzten Hemmungen leichter abgebaut werden. Denn: Ein Blut bad unter Zivilisten richtet nur jemand an, der be reits jeden Bezug zum Alltag, zu den Normen und Werten der Normalgesellschaft verloren hat. Die Isolierung der jungen Männer findet plötzlich und ohne irgendwelche Erklärungen für irgendjemanden statt. Die „lebende Bombe“ lernt nun erst ihr eigentliches Handwerkszeug: die Handhabung der tödlichen Fracht. Der Abschied von ihren Familien wird den Selbstmordattentätern dadurch erleichtert, dass die Hamas nach ihrem Tod für die Familien sorgen wird. nach: Stuttgarter Zeitung vom 08.09.2001, S. 5 25 30 35 40 45 5 10 15 20 25 Erarbeitet in verschiedenen Gruppen, was dazu beigetragen haben könnte, dass diese Männer zu solchen Taten fähig waren, und stellt die Ergebnisse vor. ➜ M1-M3 Erarbeitet einen Katalog von Maßnahmen: Was kann die Familie, was können die anderen tun, um so etwas zu verhindern? ➜ M1-M3 Diskutiert in der Klasse, inwiefern die Täter unschuldig oder schuldig sind. ➜ M1-M3 1 2 3 Jugendliche Gewalttäter Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Weidner hat ein Anti-Aggressivitäts-Training für gewalttätige Wie derholungstäter konzipiert. In dem ZDF-Film Abschied vom Faustrecht, Junge Gewalttäter üben Friedfertigkeit (1991), sagt er: „Gewalttäter waren zumeist immer auch Opfer, Opfer z. B. innerhalb der Familie. So beschreibt ein Jugendlicher seine Mutter als Vollstrecker, sie habe ihn mit dem Bügeleisen erzogen. Sie hat ihm über Jahre mit der Bügeleisenspitze auf den Hinterkopf geschlagen, dann wurde das Blut abgewischt und niemand sah das, weil die Haare darüber waren. Oder die Situation: Vater schlägt Mutter immer wieder, der Junge sieht das, will das nicht und leidet, weil er seine Mutter liebt und schwört sich, seiner Mutter zu helfen. Mit elf Jahren schlägt er seinen Vater, als dieser wieder seine Mutter prügelt, mit einem Baseballschläger nieder. Was passiert jetzt? Der Vater schlägt die Mutter nicht mehr und lässt auch den Sohn in Ruhe, weil er Angst hat. Dieser fühlt sich wie Robin Hood, hat seine Mutter gerettet, und er überträgt diese positive Erfahrung auf andere Bereiche, bloß im anderen Leben, in der Schule und im Beruf funktioniert das nicht. Konflikte mit dem Meister lassen sich nicht mit Gewalt lösen und so endet er im Knast.“ ZDF-Reportage: Abschied vom Faustrecht, 1991 (Jens Weidner, Peter Schran) M3 A u fg a b e n N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n u m d e s C .C . B c h n e r V e rl a g s | |
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