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1 Was ist ein Sansculotte ? Aus einem Text eines unbekannten Autors aus dem Frühjahr 1793: Ein Sansculotte, Ihr Herren Schufte? Das ist einer, der immer zu Fuß geht, der keine Millionen besitzt, wie Ihr sie alle gern hättet, keine Schlösser, keine Lakaien zu seiner Bedienung, und der mit seiner Frau und seinen Kindern, wenn er welche hat, ganz schlicht im vierten oder fünften Stock wohnt. Er ist nützlich, denn er versteht ein Feld zu pflügen, zu schmieden, zu sägen, zu feilen, ein Dach zu decken, Schuhe zu machen und bis zum letzten Tropfen sein Blut für das Wohl der Republik zu vergießen. Und da er arbeitet, kann man sicher sein, weder im Café auf ihn zu stoßen, noch in den Spielhöllen, wo man eine Verschwörung anzettelt […]. Übrigens: Ein Sansculotte hat immer seinen Säbel blank, um allen Feinden der Revolution die Ohren abzuschneiden. Manchmal geht er mit seiner Pike ruhig seiner Wege; aber beim ersten Trommelschlag sieht man ihn nach der Vendée* eilen, zur Alpenarmee oder zur Nordarmee. Ulrich Friedrich Müller (Hrsg.), Die französische Revolution 1789-1799, a.a.O., S. 234 * Vendée: Aufstandsgebiet revolutionsfeindlicher Kräfte; siehe dazu die Karte Abb 3, Seite 105. 2 „Macht alle gleich!“ In einer von Sansculotten besuchten Versammlung wurde am 2. September 1793 folgende „Adresse“ an den Nationalkonvent beschlossen: Abgeordnete des Volkes! […]. Beeilt euch, den Preis der Grundnahrungsmittel unverrückbar festzusetzen, ebenso den der Rohstoffe, den Arbeitslohn, die Industrieprofite und die Handelsgewinne; ihr habt dazu das Recht und die Macht […]. „Aber wie?“, werden euch die Aristokraten, die Royalisten, die Gemäßigten, die Ränkeschmiede sagen. „Heißt das nicht Hand an das Eigentum legen, das heilig sein soll und unverletzlich?“ […] Zweifellos; aber wissen sie nicht, diese Schurken, wissen sie nicht, dass Eigentum nur so weit gut ist, als es den Bedarf des Einzelnen befriedigt? Wissen Sie nicht, dass keiner das Recht hat, etwas zu tun, was dem anderen schaden kann? Was gibt es Schändlicheres, als willkürlich einen Preis für die Lebensmittel zu verlangen, den sieben Achtel der Bürger nicht aufbringen können? Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789-1799, Bd. 2, Leipzig 1986, S. 486 ff. 5 10 15 20 25 5 10 3 „Septembermorde“ in einem Pariser Gefängnis. Zeitgenössischer Kupferstich (Ausschnitt). 1. Nenne die Eigenschaf ten, die einen Sansculotten auszeichnen sollen (M 1). 2. Versuche die Herkunft des Autors von M 1 zu bestimmen. Mit welcher Absicht wurde der Text deiner Meinung nach verfasst? 3. Wie begründen die Sansculotten ihre Forderungen an den National konvent (M 2)? Sind die Forderun gen deiner Auffassung nach gerecht? 21 4743_017_032_q7.qxd 12.08.2016 7:52 Uhr Seite 21 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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