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fremd und von unseren Gesetzen nicht anerkannt war; und er hat seine Zustimmung zu ihren angemaßten gesetzgeberischen Handlungen erteilt: […] Er hat seinen Herrschaftsanspruch hier aufgegeben, indem er uns als außerhalb seines Schutzes stehend erklärte und Krieg gegen uns führte. […] Er schafft zum gegenwärtigen Zeitpunkt große Heere fremder Söldner heran, um das Werk des Todes, der Verwüstung und der Tyrannei zu vollenden, das er bereits mit solcher Grausamkeit und Heimtücke begonnen hat, wie sie in den barbarischsten Zeiten kaum ihresgleichen fi nden, und die des Oberhauptes einer zivilisierten Nation gänzlich unwürdig sind. […] Er hat Erhebungen in unserer Mitte angeschürt und sich bemüht, auf die Bewohner unserer Grenze zur Wildnis hin die erbarmungslosen indianischen Wilden zu hetzen, deren Kriegführung bekanntlich darin besteht, alles ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Zustand niederzumachen. […] Daher tun wir, die in gemeinsamem Kongress versammelten Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika, unter Anrufung des obersten Weltenrichters als Zeugen für die Rechtschaffenheit unserer Absichten, im Namen und Auftrag des wohlmeinenden Volkes unserer Kolonien feierlich kund zu wissen, dass diese Vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten sind und rechtens sein sollen; dass sie von jeglicher Treuepfl icht gegen die britische Krone entbunden sind, und dass jede politische Verbindung zwischen ihnen und dem Staate Großbritannien vollständig gelöst ist und sein soll; und dass sie als freie und unabhängige Staaten das uneingeschränkte Recht haben, Krieg zu führen, Frieden zu schließen, Bündnisse einzugehen, Handel zu treiben und alle sonstigen Handlungen vorzunehmen und Tätigkeiten auszuüben, zu denen unabhängige Staaten rechtens befugt sind. Udo Sautter, Die Vereinigten Staaten. Daten, Fakten, Dokumente, Tübingen/Basel 2000, S. 148 und 150 1. Analysieren Sie den Aufbau der Unabhängigkeitserklärung. Arbeiten Sie die Aussagen der einzelnen Abschnitte heraus. 2. Erläutern Sie die doppelte Funktion der Unabhängigkeitserklärung. 3. Beurteilen Sie Funktion und Stichhaltigkeit der gegen den englischen König vorgebrachten Anklagepunkte. 4. Erörtern Sie die Wirkung der Erklärung in der amerikanischen Bevölkerung und bei ausländischen Regierungen. 5. Überlegen Sie, welche politische Bedeutung die Erklärung über den aktuellen Anlass hinaus hatte. 6. Die Unabhängigkeitserklärung wurde von Überlegungen Thomas Paines (M2) beeinfl usst. Arbeiten Sie die Einfl üsse heraus. M4 „Mehr als ein Dutzend Verfassungsdokumente“ Der Historiker Horst Dippel schreibt 1985 zur Bedeutung der Amerikanischen Revolution: Der von der Amerikanischen Revolution ausgehende moderne Konstitutionalismus mit seiner verfassungsrechtlichen Verankerung der Menschenrechte, dem Prinzip der Gewaltentrennung und der Festsetzung von Verfassung als höherrangigem Recht hat […] zur Weiterwirkung der Amerikanischen Revolution erheblich beigetragen. In der außeramerikanischen Perspektive lag in diesen Bereichen ihre entscheidende Bedeutung […]. Damit war, so schien es, erstmals ein moderner Staat konstituiert worden, dessen verfassungsmäßige Ordnung Vorbild sein konnte. Das neuartige und bis dahin beispiellose System des amerikanischen Föderalismus stellte in diesem Zusammenhang fraglos einen der originärsten Beiträge dar. […] Die Amerikanische Revolution war sicher mehr als lediglich ein Unabhängigkeitskampf, mehr als ein Dutzend Verfassungsdokumente. Den aufgeklärten Zeitgenossen in Europa galt sie als ein „Prinzip Hoffnung“, als der Beweis, dass die Ideale der Aufklärung, Freiheit und Menschenrechte, keine irreale Theorie waren, sondern unmittelbar praktisch umgesetzt werden konnten. […] Die weltpolitische Bedeutung der Amerikanischen Revolution ergibt sich in besonderem Maße aus inneramerikanischer Sicht. Die Amerikanische Revolution ist die Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika, eines staatlichen Gebildes, das bislang weder in dieser noch in anderer Form existiert hatte. […] Erst die Amerikanische Revolution hat […] den Amerikaner geschaffen, der sich nicht mehr primär als Virginier oder New Yorker fühlte, sondern ein neues, provinzübergreifendes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelte, das nicht nur bislang bestehende politisch-geografi sche Grenzen übersprang, sondern sich auch anschickte, ethnische und religiöse Bar rieren zu überwinden auf dem Weg zu einer neuen Identität als „Amerikaner“. Horst Dippel, Die Amerikanische Revolution 1763 1787, Frankfurt am Main 1985, S. 113 115 1. Nennen Sie Gründe, warum es bei der Beurteilung der Amerikanischen Revolution sinnvoll sein kann, zwischen einer innerund einer außeramerikanischen Sicht zu unterscheiden. 2. Erörtern Sie die Bedeutung des „amerikanischen Föderalismus“. Beziehen Sie Stellung. 3. Beurteilen Sie die Aussagen aus der Sicht der Ureinwohner und der Afroamerikaner. 65 70 75 80 85 90 5 10 15 20 25 30 181Die Ausbildung des US-amerikanischen Selbstbewusstseins Nu zu P rü fzw ck e Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V la gs | |
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