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Sogleich kann der Betrachter nachvollziehen, dass das Werk mit großem Schwung gemalt wurde. Pollock fand bei Max Ernst (s. S. 232) eine Technik, die Farbe auf die Leinwand zu träufeln. Aus diesen Effekten leitete er eine radikal neue Methode ab. Er legte die Leinwand auf den Boden des Ateliers und ließ die Farbe aus Blechdosen auf die Bildfl äche tropfen. Indem er die Farbbehälter hinund herschwang, konnte er große Dynamik erzeugen. Es entstand eine dichte Textur, die wie ein Teppich aus feinen Farbfäden gewebt zu sein scheint. Der Titel des Bildes „Lavendel-Nebel“ (Abb. 2) ruft die Erinnerung an das diffuse Licht einer Nebellandschaft wach. Hier vermischen sich Silbergrau und Violett. Rothkos Frühwerk wurzelte im Surrealismus. Er fantasierte sich in eine Welt aus pfl anzlichtierischen Elementen, die jedoch allmählich verschwanden, sodass die für ihn typischen Farbfelder entstanden (Abb. 3). Sie erzeugen schwebende Formen mit Stimmungen der Rothko (1903 1970). Auf der Gegenseite arbeiteten Maler wie Willem de Kooning (1904 1997) oder Jackson Pollock (1912 1956) gestisch abstrakt. Den beiden Strömungen war jedoch gemeinsam, dass das Figurative aus den Werken verschwand und die Bildformate sehr groß werden konnten. Verschiedene Methoden De Koonings Werk entwickelte sich aus der Flächenorganisation des Kubismus; auch Pollock nahm Ideen der Kubisten auf, mischte sie aber mit Motiven aus früher amerikanischer Kunst. Außerdem fl ossen bildnerische Erfahrungen aus Pollocks Sitzungen mit einem Psychologen in seine Werke ein. Hier handelte es sich um eine Methode der Motivgewinnung aus dem Unbewussten, die auch die Surrealisten entdeckt hatten (s. S. 230 ff.). De Kooning verwandelte mit wuchtigen, farbsprühenden Gesten seine ersten Ideen in eine großzügige Komposition. Die Pinselstriche sind so breit, dass sie wie architektonische Formen wirken (Abb. 1). 2 Jackson Pollock: Lavendel-Nebel, Nr. 1, 1950 Öl, Email und Aluminium auf Leinwand, 221,1 x 289,7 cm, National Gallery of Art, Washington N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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