Volltext anzeigen | |
133 5 10 15 1. Erläutere Iherings jeweilige Meinung über Bismarck (M 2). 2. Inwiefern ist der Meinungs um schwung des Demokraten Kapp (M 3) von poli tischer Bedeutung? 3 Ein 1848er urteilt Der ehemalige radikale Demokrat Friedrich Kapp schreibt am 18. September 1866 in einem Brief: Der Krieg […] eröffnet die Ära der Wiedergeburt Deutschlands […]. Was ist daran gelegen, wer die zur Reorganisation unseres Vaterlandes unerlässliche Revolution macht […], wenn es nur überhaupt geschieht. Im Gegenteil, mir ist in dieser Beziehung Bismarck und der Hohenzoller* noch lieber als die bewaffnete Demokratie. […] Was jetzt geschehen ist, ist die unerläss liche Bedingung für eine gedeihliche nationale Zukunft, ohne Bismarck hätten wir nie diesen Krieg gehabt, jetzt liegt das Ziel klar und fest abgesteckt vor uns, und die späteren Schritte sind verhältnismäßig leicht. Günter Schönbrunn (Bearb.), Das bürgerliche Zeitalter, a.a.O., S. 345 * Hohenzoller: Anspielung auf den preußischen König Wilhelm I. 5 10 15 20 25 30 dass es notwendig war, was uns Uneingeweihten als frevelhafter Übermut erschien, es hat sich hinterher herausgestellt als unerlässliches Mittel zum Ziel […]. Ich gebe für einen solchen Mann der Tat, nicht der leichtsinnigen, sondern der politisch und moralisch in gleicher Weise beherzten und gewappneten Tat, hundert Männer der liberalen Gesinnung, der machtlosen Ehrlichkeit. Hätte ich das vor neun Wochen geglaubt, dass ich noch einen Dithyrambus** auf Bismarck schreiben würde? Aber ich kann nicht anders! Das Schimpfen auf ihn überlasse ich jetzt meinen hartköpfigen Kollegen aus Schwaben und Bayern. Günter Schönbrunn (Bearb.), Das bürgerliche Zeitalter, München 1980, S. 342 f. * Frivolität: Leichtfertigkeit * * Dithyrambus: Loblied 2 Stimmungswechsel Der liberale Göttinger Jurist Rudolf von Ihering schreibt am 1. Mai 1866 an einen Freund: Mit einer solchen Schamlosigkeit, einer solchen grauenhaften Frivolität* ist vielleicht noch nie ein Krieg angezettelt worden wie der, den Bismarck gegenwärtig gegen Öster reich zu erheben sucht. Das innerste Ge fühl empört sich über einen solchen Frevel an allen Grundsätzen des Rechts und der Moral. Wenige Wochen später bekennt Ihering einem anderen Freund: Ich beuge mich vor dem Genie eines Bismarck, der ein Meisterstück der politischen Kombination und Tatkraft geliefert hat. Ich habe dem Mann alles, was er bisher getan hat, vergeben, ja mehr als das, ich habe mich überzeugt, 1 Königgrätz. Ölgemälde (185 x 283 cm) von Christian Sell, 1872 (Ausschnitt). Sell war preußischer Armeemaler und nahm 1866 an der Schlacht von Königgrätz teil. In der Bildmitte reitet König Wilhelm I. Er wird begleitet vom Kronprinz Friedrich, Otto von Bismarck und Generalstabschef Helmuth von Moltke. Zum Sieg der Preußen trug bei, dass die preußische Heeresleitung die Truppen mithilfe der Eisenbahn schnell in das Aufmarschgebiet der Österreicher nach Böhmen verlegen konnte. Zugleich machte sich erneut die waffentechnische Überlegenheit Preußens bemerkbar. Die preußischen Soldaten benutzten Zündnadel gewehre, die eine dreimal höhere Schussgeschwindigkeit besaßen als die herkömmlichen Karabiner. Dies spiegelt die Zahl der Opfer: Auf österreichischer Seite waren 25 000 Tote, auf preußischer 9 000 zu beklagen. 4753_128_144 03.11.16 07:47 Seite 133 Nu r z P rü fzw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |