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11 Ein loser oder fester Bund? Nach dem Krieg herrschten zunächst wieder die Einzelinteressen der Staaten vor. Sie übertrugen daher weder dem 1777 entstandenen losen Staatenbund (Union), noch dem vor dem Unabhängigkeitskrieg entstandenen Kontinentalkongress irgendwelche Vollmachten. Bald wurde aber deutlich, dass vor allem die Abzahlung der gemeinsamen Schulden, die Frage nach einer einheitlichen Währung und die Sicherheitsund Außenpolitik eine gemeinsame Politik der Union erforderten. Auf dem Kontinentalkongress wurden zwei Modelle für die künftige Gestalt der Vereinigten Staaten diskutiert: • Das erste sah einen losen Staaten bund mit einer schwachen Regierung vor, der wenige Möglichkeiten eingeräumt werden sollten, in die inneren Verhältnisse der Einzelstaaten einzugreifen. • Das andere Modell ging von einem festen Bundesstaat mit einer starken Regierung aus, der auch die Macht mittel zur Durchsetzung der Bundes beschlüsse in allen Staaten besitzen sollte, notfalls mit Gewalt. Gerade der englischen Bevormundung entronnen, wollten sich viele nicht schon wieder der Macht einer Zentralregierung aussetzen. Die amerikanische Lösung Die großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Kolonien machten die Lösung nicht einfacher. Denn die Interessen der Plantagenbesitzer in den Südstaaten unterschieden sich von denen der Kauf leute, Schiffsreeder, Anwälte, Handwerker und Bauern im Norden. Schließlich bildete sich eine Mehrheit für das Modell einer starken Bundesregierung. Die Politiker achteten darauf, dass in der Verfassung gegenseitige Kontrollen und gleichgewichtige Zu stän digkeiten zwischen den Staatsgewalten (engl. checks and balances) enthalten waren. Im September 1787 unterschrieben die Vertreter der Einzelstaaten in Philadelphia die künftige Bundesverfassung. Die Bestimmungen gaben dem Prä sidenten eine starke Stellung und dem Bund die Zustän digkeit für Verteidigung, Außenpolitik, Währung und Post. Für Kultur, Verkehr, Polizei und Rechtsprechung waren die Einzelstaaten zuständig. Die Bundesverfassung 1788 hatten die meisten Einzelstaaten die Bundesverfassung angenommen. Unter Washington, der im Januar 1789 zum ersten Präsidenten gewählt worden war, beschloss der Kongress im Herbst 1789 die Menschenrechte nach dem Vorbild von Virginia in die Bundesverfassung aufzunehmen. Die Verfassung schloss eine neue Entwicklung ab: Menschen unterschiedlicher Herkunft hatten erfolgreich gegen den Herrschaftsanspruch eines Königs ge kämpft und sich selbst eine Verfassung gegeben. Eine Nation* war entstanden, in dem alle Macht vom Volk ausgehen sollte: eine demokratische Repub lik**. 3 Die Unabhängigkeitserklärung wird am 4. Juli 1776 unterschrieben. Historiengemälde (54 x 79 cm) von John Trumbull, 1786–97. Thomas Jefferson überreicht dem Präsi denten des Kontinental kongresses die Unabhängigkeitserklärung. Rechts von Jefferson steht der Schriftsteller, Natur wissenschaftler und Politiker Benjamin Fran klin. Im Hintergrund die Mitglieder des Kongresses. 4 Die Flaggen von 1776, 1787/88 und heute. Erläutere die Veränderungen. * Nation (lat. natio: Herkunft, Abstammung): die im 18. Jh. in Europa entwickelte Vorstellung, dass Menschen, die eine gemeinsame Kultur (Sprache, Religion, Literatur, Kunst) und Geschichte haben, ein Volk bilden. Seit der nordamerikanischen Unab hängigkeits erklärung (1776) umfasst der Begriff Nation auch ein Volk, das in Freiheit und nach eigenem Recht in einem eigenen Staat (Nationalstaat) leben will. ** Republik (lat. res publica: öffentliche Angelegenheit, Gemeinwesen): Allgemein eine Staatsform, die keine Königsherrschaft ist. In einer Republik ernennt ein aus Wahlen für eine bestimmte Zeit hervorgegangenes Parlament die Regierung und beschließt Gesetze. 4753_001_016 03.11.16 07:23 Seite 11 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc h r V er la gs | |
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