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177 2 Flottenschauspiele. Plakat von C. Schön, 1904. Mit diesem Anschlag wurde zu Manöverspielen mit Schiffsmodellen in eine Schaubude am Berliner Kurfürstendamm eingeladen. Das öffentliche Interesse an der Kriegsflotte und deren Ausbau wurde vom „Deutschen Flottenverein“ gefördert. Der DFV war 1898 auf Anregung der Industrie vom Reichsma rineamt gegründet worden. 1914 zählte er über 1 Million Mit glieder. Der deutsch-britische Gegensatz Die französisch-russische Übereinkunft ließ die deutschen Bemühungen um einen Interessenausgleich mit Großbritannien wachsen. Doch diese starke Seemacht hielt an ihrer Politik der splendid isolation (dt. glänzendes Alleinsein) fest. Sie wollte auf Bündnisse verzichten. Diese Haltung enttäuschte die deutsche Regierung und den Kaiser. Gleichzeitig neideten sie den Briten ihren anscheinend ständig wachsenden Erfolg als Weltmacht. Auf der britischen Insel entstanden deutschfeindliche Gefühle. Das lag zum einen daran, dass die deutsche Indus trie zum stärksten Konkurrenten auf dem Weltmarkt geworden war. Zum anderen schien die deutsche Politik keine Gelegenheit auszulassen, um Großbritannien „vors Schienbein zu treten“. Als einen solchen „Tritt“ empfand man in London z.B. die Krüger-Depesche vom 3. Januar 1896. In ihr beglückwünschte Wilhelm II. den Präsidenten der Burenrepublik Transvaals (Südafrika), Paulus (genannt „Ohm“) Krüger, der sich gegen einen britischen Überfall zur Wehr gesetzt hatte. Die englische Presse reagierte mit heftigen nationalis tischen Tönen auf diese diplomatische Fehlleis tung des deutschen Kaisers. Der Rüstungswettlauf Die regierungsnahen Zeitungen im Reich nahmen eine feindliche Haltung gegenüber Großbritannien ein. In dieser angespannten Lage setzte Wilhelm II. seine seit 1895 entwickelten Pläne für den Bau einer deutschen Schlachtflotte durch. In Alfred von Tirpitz, der 1897 Staatssekretär des Reichsmarineamtes wurde, hatte er dafür den richtigen Mann gefunden. Beide waren überzeugt, durch den Bau einer großen Schlachtflotte die Stellung des Deutschen Reiches zu stärken und zugleich Großbritannien zu einem Entgegenkommen zwingen zu können. Großbritannien sah das deutsche Flottenbauprogramm als Bedrohung an. Ein Wett rüsten setzte ein. Auch in Frankreich, Russland und Italien wuchsen die militärischen Anstrengungen sprunghaft. Erste Bemühungen um Rüstungsbegrenzungen, wie sie von der bürgerlichliberalen und sozialistischen Friedensbewegung und von Pazifisten* wie Bertha von Suttner** auf der ersten Friedenskonferenz im niederländischen Den Haag 1899 gefordert wurden, bekamen – aus Machtwillen oder Miss trauen – keine Chance. 3 „Krieg dem Kriege.“ Anzeige aus einer Bremer Zeitung vom November 1912. Finde heraus, wer hinter dem Aufruf stand. * Pazifisten: Anhänger des Pazifismus (lat. pax: Frieden); sie lehnen grundsätzlich jeden Krieg ab und setzen sich unter allen Umständen für die Erhaltung des Friedens ein. **Die österreichische Schriftstellerin Bertha von Suttner (1843-1914) fand die Untersstützung des schwedischen Industriellen Alfred Nobel (1833-96). 1905 erhielr sie den von ihr angeregten Friedensnobelpreis. 4753_177_192 03.11.16 07:53 Seite 177 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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