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21 Gibt der König nach? Zu den wichtigsten Zielen der Revolution wurden Freiheit (franz. liberté), Gleichheit (franz. egalité) und Brüderlichkeit (franz. fraternité) erklärt. Sie prägten die Arbeit der Verfassunggebenden Versammlung. Die Verfassung sollte die „Augustbeschlüsse“ und die „Erklärung der Menschenund Bürgerrechte“ ebenso enthalten wie Bestimmungen über die Macht des Königs, die Gewaltenteilung und die Rechte der Bürger. Aber der König weigerte sich, die Beschlüsse der Verfassunggebenden Versammlung anzuerkennen. Zur „Lösung“ trug der Protestzug der Pariser Marktfrauen vom 5./6. Oktober 1789 bei. Etwa 6 000 Frauen waren zum Versailler Schloss gezogen, um den König auf die Teuerung und die schlechte Versorgung der Stadt mit Brot aufmerksam zu machen. Ihnen war die Nationalgarde und eine große Menschenmenge gefolgt. Nach blutigen Auseinandersetzungen zwischen dem Demonstrationszug, der Nationalgarde und der Leibgarde des Königs zog der König mit seiner Familie – mehr gezwungen als freiwillig – in sein Stadtschloss (Louvre) nach Paris um. Damit sollte er die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln garantieren und zugleich seine Nähe zum Volk demonstrieren. Ludwig XVI. erkannte nun die von den Abgeordneten erarbeiteten Ver fassungs ar tikel einschließlich der „Au gust be schlüsse“ an. Die Revolution hatte einen weiteren Sieg errungen: Paris war Zentrum der Macht geworden. Und die königliche Familie befand sich unter der „Kontrolle“ der städtischen Massen. Eine neue politische Kultur Die Arbeit der Verfassunggebenden Versammlung stand seit Oktober 1789 unter dem stärker werdenden Einfluss der Öffentlichkeit. Frauen und Männer sowie Abgeordnete der Nationalversammlung gründeten politische Klubs und Volksgesellschaften. Der Jakobinerklub, benannt nach seinem Versammlungsort, dem ehemaligen Kloster Saint-Jacques der Dominikaner in Paris, wurde die einfluss reichste Gesellschaft. 1791 hatte dieser Klub, in dem sich bald die Kritiker der Monarchie zusammenfanden, bereits über 400 Tochtergesellschaften in ganz Frankreich. Sprachrohre der Klubs waren die Zeitungen. Ihre Zahl, ihre Erscheinungsweise und Auflagen stiegen mit der Revolution stark an. Darüber hinaus wurde die öffentliche Meinung durch unzählige Reden, Plakate, Zeichnungen, Lieder und Volksfeste beeinflusst. Kaum ein Schriftsteller, Dichter oder Künstler beteiligte sich nicht daran. Erst im Laufe der Zeit nutzten die Politiker die Feste und Medien als Mittel der Beeinflussung. Ein weiteres Zeichen der neuen politischen Kultur wurden Revolutionsfeiern. Eine der ersten war das Verbrüderungsfest vom 14. Juli 1790 in Paris, auf dem Ludwig XVI. feierlich einen Eid auf die Nation ablegte.* * Siehe auch M 2, Seite 24. Von der absoluten zur konstitutionellen Monarchie 1 Die Rückkehr der Pariser Markt frauen aus Versailles am 6. Oktober 1789. Radierung (18,5 x 34,5 cm) von 1789. Die Zeichnung gibt Auskunft über den Anlass des Zuges sowie über dessen Verlauf. Beschreibe und erläutere! 4753_017_032 03.11.16 07:25 Seite 21 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei nt um d es C .C .B uc h er V er la gs | |
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