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510 15 20 1 Verbrennungsszene. Kolorierter Stahlstich (9 x 12 cm) von 1817 (Ausschnitt). Am 18. und 19. Oktober 1817 gedachten etwa 500 Studenten aus allen Gegenden des Deutschen Bundes des Endes der französischen Fremd herrschaft durch die Völkerschlacht von Leipzig (16./19. Oktober 1813) und des Beginns der Reforma tion (31. Oktober 1517) mit einem Fest auf der Wartburg bei Eisenach (Thüringen). Am Ende der Ver anstaltung verbrannten einige radikale Teilnehmer auf dem Warten berg etwa 25 bis 30 angeblich deutschfeind liche Schriften sowie einen Zopf, einen Teil einer preußischen Uniform und einen österreichischen Korporalstock Symbole der Adelsherrschaft und des stehenden Heeres. Erkläre, warum die Studenten auch des Beginns der Reformation gedachten. mals das Wort Vaterland gebrauchen. Deutschland ist unser Vaterland; das Land, wo wir geboren sind, ist unsere Heimat. Auch wollen wir […] alles Fremde in Sprache, Kleidung, Sitten und Bräuchen vermeiden. – Keine ehrbare Frau wollen wir Madame, kein ehrbares Mädchen Mamsell nennen; jene soll die Frau bleiben, und diese soll Fräulein oder Jungfrau heißen […]. Hermann Haupt (Hrsg.), Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, Band IV, Heidelberg 1913, S. 117 ff. 5 10 15 20 25 30 57 1. Der französische Außenminister sieht die Forderung nach der deutschen Einheit kritisch (M 2). Überlege, was er befürchten konnte. 2. Formuliere die „Grundsätze und Beschlüsse“ der Burschenschaften (M 3) in Anweisungen um (Jeder Deutsche muss … Niemand darf …). 3. Untersuche, wie die „Grundsätze und Beschlüsse“ begründet werden, und überlege, ob sie auf Zu stim mung im Volk stoßen konnten. 2 „Wer kann die Folgen berechnen …?“ Der französische Außenminister Talleyrand beobachtet die wachsende nationale Bewegung der Deutschen genau und macht sich darüber Gedanken; am 17. Oktober 1814 schreibt er an seinen König: Die Anhänger einer deutschen Nation trachten eine Ordnung umzustürzen, die ihren Stolz empört, und alle Regierungen dieses Landes durch eine einzige zu ersetzen […]. Mit ihnen im Bunde sind die Männer der Universitäten, die von ihren Theorien erfüllte Jugend, und die, welche der Kleinstaaterei Deutschlands die Leiden zuschreiben, die sich durch so viele Kriege, deren beständiger Schauplatz es ist, über das Land ergossen haben. Die Einheit des deutschen Vaterlandes ist ihr Geschrei, ihr Glaube, ihre bis zum Fanatismus* erhitzte Religion […]. Wer kann die Folgen berechnen, wenn eine Masse wie die deutsche, zu einem einzigen Ganzen gemischt, aggressiv würde? Wer kann sagen, wo eine solche Bewegung Halt machen würde? Hagen Schulze, Staat und Nation in der europäischen Geschichte, München 1994, S. 211 f. (vereinfacht) * Fanatismus: unnachgiebiges Eintreten für eine Sache 3 „Ein Deutschland soll sein …“ Nach dem Wartburgfest legen einige Burschenschaften ihre politische Position fest. Zu den „Grundsätzen und Beschlüssen“, die zunächst nur handschriftlich verbreitet wurden und erst ab 1823 gedruckt vorlagen, gehören: Ein Deutschland ist, und ein Deutschland soll sein und bleiben. Je mehr die Deutschen durch verschiedene Staaten getrennt sind, desto heiliger ist die Pflicht für jeden frommen und edlen deutschen Mann und Jüngling, dahin zu streben, dass die Einheit nicht verloren gehe und das Vaterland nicht verschwinde […]. Die Lehre von der Spaltung Deutschlands in das katholische und in das protestantische Deutschland ist irrig, falsch, unglückselig […]. Alle Deutschen sind Brüder und sollen Freunde sein […]. Wenn ein deutscher Staat von einer fremden Macht angegriffen wird, so wird Deutschland angegriffen, denn jeder Staat ist ein Teil Deutschlands. […] Von dem Lande oder Ländchen, in welchem wir geboren sind, wollen wir nie4753_049_064 03.11.16 07:29 Seite 57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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