Volltext anzeigen | |
Professoren protestieren Trotz der nach 1832 verschärften Zensurund Überwachungsmaßnahmen konnte die nationale und liberale Bewegung von den Regierenden nicht mehr unterdrückt werden. Dies wurde 1837 im Kö nig reich Hannover deut lich. König Ernst August II. verweigerte nach seinem Amtsantritt im Juni 1837 den Eid auf die Verfassung von 1833. Kurz darauf erklärte er sie für un gültig. Sie entsprach nicht seinen absolutistischen Herr schaftsvorstellungen. Dagegen protestierten sieben Professoren der Göttinger Universität, darunter die beiden Sprachforscher Wilhelm und Jacob Grimm. Sie erklärten öffentlich, dass sie sich nach wie vor an ihren Eid auf die Verfassung von 1833 gebunden fühlten. Der König entließ die Gelehrten. Drei von ihnen mussten innerhalb von drei Tagen das Land verlassen. In allen deutschen Staaten löste diese Maßnahme Empörung bei der Bevölkerung aus. Überall wurden die Entlassenen als Helden gefeiert. Die Julirevolution Auch Frankreich erlebte nach 1815 eine Zeit des po li tischen Rückschritts, der Reaktion. Schlechte Ern ten und wirtschaftliche Probleme vergrößerten die Not der Unterschichten. Die Unzufriedenheit mit der Regierung wuchs. Als 1830 der französische König die Pressefreiheit aufhob und das Wahlrecht weiter einschränkte, kam es im Juli zu einer Revolution. Während deren Anhänger eine Re publik einführen wollten, bemühten sich die Liberalen erfolgreich, eine konstitutionelle Monarchie zu errichten. König Karl X. dankte zu Gunsten seines Enkels ab und ging ins Exil nach England. Noch mehr Revolutionen? Die Julirevolution wirkte weit über Frankreich hinaus. Im selben Jahr standen die Polen gegen die russische Herrschaft auf. Die Engländer stellten 1830/31 die Weichen für eine Parlamentsreform und Belgien wurde im Oktober 1830 ein unabhängiger Staat mit einer liberalen Verfassung. Auch in den deutschen Staaten erhoben sich die Bürger gegen noch abso lutis tisch regierende Fürsten. Zugleich nahm die Opposition in den Parlamenten zu. In Kurhessen, Sachsen, Braunschweig sowie Hannover konnten neue oder verbesserte Verfassungen durchgesetzt werden. Nur in Preußen und Österreich änderte sich nichts an dem verfassungslosen Zustand. Beide Mächte unter drück ten die inneren Unruhen mili tärisch. Das Hambacher Fest Höhepunkt der gesamtdeutschen Oppositionsbewegung wurde das Ham bacher Fest von 1832. Aus fast allen Staaten des Deutschen Bundes versammelten sich etwa 30 000 Männer und Frauen „jedes Standes“ an der Hambacher Schlossruine bei Neustadt an der Haardt in der zu Bayern gehörenden Pfalz. Mit Gäs ten aus Frank reich und Polen demonst rierten sie für Pressefreiheit, Volks souve ränität, einen gesamtdeutschen Nationalstaat und gegen soziale Missstände. 59 3 „Die Freiheit führt das Volk.“ Ölgemälde (259 x 325 cm) von Eugène Delacroix, 1830 (Ausschnitt). 4 Die Göttinger Sieben. Lithografie von Carl Rohde, um 1837. Oben, von links nach rechts: Die Sprachund Literaturwissenschaftler Jacob und Wilhelm Grimm, der Staats rechtler Wilhelm Eduard Albrecht, der Historiker Christoph Dahlmann, der Literaturhistoriker Georg Gottfried Gervinus, der Physiker Wilhelm Weber und der Theologe und Orientalist Georg Heinrich August Ewald. Nebenbei: Gervinus lehrte nach 1844 in Heidelberg und Ewald ab 1838 in Tübingen. 4753_049_064 03.11.16 07:29 Seite 59 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt u d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |