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die Geburt von vier oder fünf Kindern in Bronze, bei sechs oder sieben in Silber und ab acht Kindern in Gold. Hilfswerke für Mutter und Kind, Mütterschulen und die Hervorhebung des Muttertages rundeten das Propagandabild von der erfolgreichen deutschen Frau ab. Noch so bescheidene Ansätze einer Frauenemanzipation lehnte Hitler persönlich ab; den Hochschulabschluss für Frauen missbilligte er. Ehestandsdarlehen mit teilweisem oder vollem Schuldenerlass, je nach Kinderzahl, sollten verheiratete Frauen bewegen, die Berufswelt zu verlassen und sich ganz der Familie zu widmen. Freilich hat das NS-Regime die Emanzipation durch Dauer und Folgen des Krieges auf das Wirtschaftsleben dann wider Willen doch gefördert. Denn Frauen mussten die Aufgaben von den Männern, die in den Krieg gezogen waren, übernehmen. Darüber hinaus beteiligten sich Hunderttausende Frauen auch selbst am nationalsozialistischen Kriegseinsatz. Als Helferinnen der Wehrmacht, der SS, der Gestapo*, des Reichsluftschutzbundes oder des Deutschen Roten Kreuzes waren sie nicht nur im Reich, sondern auch in den besetzten Gebieten tätig. Historiker haben die weibliche (Mit-) Täterschaft seit den 1990er-Jahren intensiv untersucht und festgestellt, dass allein 500 000 Frauen während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht tätig waren, etwa als Nachrichten-, Sanitätsoder Flakwaffenhelferinnen. Auch in den Konzentrationslagern versahen etwa 10 000 Frauen als weibliches SS-Gefolge ihren Dienst. Während sich frühere Forschungen auf die Rolle der Frau als treu dienende Ehegattinnen und „Gebärmaschinen“ an der „Heimatfront“ konzentrierten, verdeutlichen die neueren Untersuchungen, dass Frauen im Krieg eine durchaus aktive Rolle einnahmen und dass das Regime durch ihren Einsatz massive Unterstützung erfuhr. i Aufseherinnen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück in Fürstenberg/Havel haben zum Besuch des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, Aufstellung genommen. Foto aus dem sog. „SS-Album“, vermutlich Januar 1940 oder Januar 1941. Ravensbrück diente nicht nur als Konzentrationslager primär für weibliche Häftlinge (ab April 1941 existierte jedoch auch ein Männerlager), sondern auch als Ausbildungsstätte für Aufseherinnen, die später als weibliches „SS-Gefolge“ ihren Dienst in Ravensbrück oder in Frauenabteilungen anderer Konzentrationslager, etwa in Auschwitz-Birkenau, antraten. i „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter.“ Ab 1938 wurde kinderreichen Müttern für ihre Verdienste im „Geburtenkrieg“ diese Auszeichnung verliehen. * Siehe S. 108. 105Propaganda in allen Bereichen Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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