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209Der Kalte Krieg im Spiegel der Geschichtskultur 1966 bis 1997 als Schutzraum bereitstand. Der Rückbau der unterirdischen Anlage dauerte von 2001 bis 2006, danach begann der Aufbau der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“, den der Bund mit 2,5 Millionen Euro fi nanzierte. Die Dokumen tationsstätte wurde 2008 eröffnet. Ihr Träger ist der Heimatverein Alt-Ahrweiler. Die Anlage informiert über die spezielle Technik und die Abläufe der Regierungsarbeit unter Bunker bedingungen. Auch auf einstigem DDR-Territorium kann man ehemalige Bunker besichtigen, wie beispielsweise das Museum zum Führungsbunker des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR in Harnekop (Brandenburg) oder die ehemalige Führungsstelle des Militärbezirkes III in Kossa (Sachsen). Hier ist das Niveau der Musealisierung und Finanzierung allerdings mit dem Bunker in Rheinland-Pfalz nicht vergleichbar (u M4). Musealisierung des Kalten Krieges – ein Ausblick Es hat sich gezeigt, dass die Erinnerung an den Kalten Krieg und an die Stellvertreterkriege im Deutungsrahmen der nationalen Geschichtskulturen gepfl egt wird. In einigen Ländern, die einst Schauplatz eines „heißen Krieges“ waren, wird an diese Zeit in Museen erinnert. Das geschieht beispielsweise im „Museum der Kriegsverbrechen“ in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam), im „Museum der Armee“ in Luanda (Angola) oder im „Museum der Revolution“ in Managua (Nicaragua). Europa befi ndet sich derzeit in einem Prozess der Aufarbeitung seiner diktatorischen und autoritären Vergangenheiten – beispielsweise der faschistischen Diktaturen in den NATO-Staaten Portugal, Spanien und Griechenland oder der einstigen sozialistischen Diktaturen. Das Europäische Parlament hat im Jahr 2009 beschlossen, den 23. August zum „europaweiten Gedenktag an die Opfer aller totalitären und autoritären Regime“ zu machen. Die blutige Bilanz der Kolonialherrschaft und -kriege der westlichen Demokratien gerät bei dieser Perspektive aus dem Blick. In den postsozialistischen Ländern Europas ist die Musealisierung der Zeit des Kalten Krieges von der Neukonstruktion nationaler Erzählungen dominiert. Im Vordergrund stehen hierbei meist die Unterdrückung des eigenen Volkes durch (Hitler-) Deutschland und die Sowjetunion, die Opfer-Bilanz sowie die Tradition der Freiheitskämpfe. Die Zeit des Kalten Krieges wird somit nicht durch Museen des Kalten Krieges, sondern beispielsweise durch das „Museum der Okkupation“ in Tallinn, das „Okkupationsmuseum“ in Riga, das „Museum der sowjetischen Okkupation“ in Kiew, das „Museum der Genozidopfer“ in Vilnius oder das „Haus des Terrors“ in Budapest abgehandelt. Diese in der postsozialistischen Zeit eingerichteten Museen füllen damit die Lücken im Geschichtsbild. Dennoch gibt es auch hier, vor allem mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg, neue Lücken. Denn die Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an der Verfolgung von Juden, „Zigeunern“, ethnischen Minderheiten und Kommunisten in den 1930erund 40er-Jahren wird ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass die Träger rassistischer, nationalistischer oder kommunistischer Einstellungen nicht nur die deutschen oder sowjetischen Okkupanten, sondern auch große Gruppen der eigenen Bevölkerung waren. In Deutschland und Berlin, wo einst eine wichtige „Frontlinie“ des Kalten Krieges lag, wird diesem globalen Konfl ikt vor allem mit Verweis auf die Berliner Mauer und i Blick auf Schaltpulte im ehemaligen NVA-Führungsbunker im brandenburgischen Harnekop. Foto von 2003. Der Bunker wurde zwischen 1971 und 1976 für die Führung der Nationalen Volksarmee (NVA) gebaut. Ausgestattet mit modernster Technik hätten dort, dreißig Meter tief unter der Erde, im Kriegsfall bis zu 450 Menschen etwa einen Monat lang überleben können. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um de C .C .B uc hn er V er la gs | |
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