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211Der Kalte Krieg im Spiegel der Geschichtskultur M1 Plakate als Träger politischer Kommunikation Präsident Lancelot Gilligrass seine Telefone – eines rot, das andere aus Porzellan –, um seinen Kontrahenten in Moskau und Peking ein Ultimatum zu stellen: Sie könnten ihn nicht für dumm verkaufen; würde nicht sofort der Rückzug eingeleitet, lasse er alles zusammenschießen. Der Oberkommandierende sekundiert ihm: „Hooray! … Let’s blow everyone up! Bang-bang! Bang-bang!“ Es bedarf keiner großen Fantasie, um Dahls Satire zwischen den Zeilen zu lesen. Doch die Geschichte des gläsernen Fahrstuhls symbolisiert zugleich die Penetranz des Wettlaufs zwischen Ost und West, eines Wettlaufs, der in Stellvertreterkriegen überall in der Welt und in fast allen Lebensbereichen stattfand – von Technologieprogrammen bis zur Kinderliteratur. […] Die Ironie des Kalten Krieges besteht darin, […] dass der Wettlauf um technologischen und kulturellen Vorsprung langfristig zu massiven Protesten im jeweils eigenen Einfl ussbereich gegen den bipolaren Konfl ikt führte. In vielen Ländern kam es seit den 50er-Jahren zu Dissidentenund Protestbewegungen gegen die sowjetische Unterdrückung bzw. den Einfl uss US-amerikanischer Kultur. Überall nährte sich der Protest inhaltlich und strukturell aus ebenjener kulturellen Expansion, die der Wettlauf der Systeme hervorgebracht hatte. Deutsche Musik etwa orientierte sich deutlich an Vorbildern wie Bob Dylan und Bruce Springsteen. In den 70erund 80erJahren hatten Udo Lindenberg, Nina Hagen und Herbert Grönemeyer oder Gruppen wie „BAP“, „Die Toten Hosen“ und die i „Nein. Darum CDU.“ Wahlplakat zur ersten Bundestagswahl, 1949. i „NATO – nein.“ DDR-Plakat von Arno Fleischer, 1957. 1. Beschreiben Sie die Plakate und achten Sie dabei auf die verwendeten Symbole und Stereotypen. 2. Interpretieren Sie den historischen Kontext, in den der Feind gestellt wird, und analysieren Sie, welche Interessen und Absichten ihm zugeschrieben werden. 3. Erörtern Sie, welche Haltung dem Betrachter jeweils nahe gelegt wird. M2 Protest und Dissens Jessica C. E. Gienow-Hecht, Professorin für Neuere Geschichte, Internationale Geschichte und Friedensund Konfl iktforschung an der Universität zu Köln, beschäftigt sich in einem Artikel mit den Auswirkungen des Kalten Krieges auf den Wettstreit der Kulturen: In Roald Dahls 1972 publiziertem Kinderbuch „Charlie and the Great Glass Elevator“ reisen ein kleiner Junge und ein Schokoladenfabrikant mit einem Fahrstuhl durch das Weltall und entdecken das soeben eröffnete „Space Hotel USA“. Das luxuriöse Hotel soll den Vormachtsanspruch amerikanischer Konsumkultur im Weltall untermauern. Während die fernsehende Welt gebannt der Landung des Fahrstuhls folgt, interpretiert das Weiße Haus diesen als feindlichen Akt der Sowjetunion oder Chinas. Im amerikanischen Krisenstab ergreift 10 15 20 25 30 35 5 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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