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271Die DDR 1949 1989: Staat und Wirtschaft Existenz an arbeitete der Staatssicherheitsdienst unter strengster Geheimhaltung. Erich Mielke, der den Staatssicherheitsdienst ab 1957 leitete, bezeichnete ihn als „Schild und Schwert der Partei“ und erweiterte fortlaufend dessen Zuständigkeiten. Die Stasi – so die Kurzbezeichnung – unterstand nur dem Vorsitzenden des Verteidigungsrates und damit dem Generalsekretär der SED. Kein Gesetz oder Parlament schränkten ihre Ziele und Methoden ein. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Geheimpolizei der SED zu einem gigantischen Überwachungs apparat mit der Zentrale in Ost-Berlin und nachgeordneten Behörden auf Bezirksund Kreisebene. Anfangs zählte das MfS 1 000 hauptamtliche Mitarbeiter, Mitte der Fünfzigerjahre bereits 13 000. 1989 waren es schließlich etwa 91 000 hauptamtliche Mit arbeiter. Um die vermuteten „feindlich-negativen“ Personen, Handlungen und Meinungen fl ächendeckend aufzuspüren, bediente sich der Apparat eines zusätzlichen Netzes von Spitzeln, die ihre Führungsoffi ziere über „staatsfeindliche“ Gespräche oder Absichten im eigenen Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Familie, in staatlichen und gesellschaftlichen Organisationen informierten. Die Überwachung von Bürgerinnen und Bürgern durch sogenannte Inoffi zielle Mitarbeiter (IM) wurde bereits in den Fünfzigerjahren systematisch organisiert. Am Ende der SED-Diktatur (1989) verfügte das MfS über rund 189 000 Zuträger. Im Durchschnitt kamen in der Endphase der DDR auf einen Inoffi ziellen Mitarbeiter 120 Einwohner. Erst neuere Forschungen haben gezeigt, dass Ende der Achtzigerjahre auch 1 553 Bundesbürger als aktive Inoffi zielle Mitarbeiter beim DDR-Auslandsgeheimdienst des MfS registriert waren und weitere 1 500 Bundesbürger für andere Abteilungen des MfS spionierten. Insgesamt arbeiteten während des 40-jährigen Bestehens der DDR rund 12 000 Westdeutsche für die Stasi. Von Anfang an nutzte das MfS die unterschiedlichsten Mittel, um Opponenten zu kriminalisieren und ihnen berufl ich oder privat zu schaden. Dazu gehörten das Öffnen von Briefen, heimliche Wohnungsdurchsuchungen, der Einbau von Abhöranlagen, die Durchsicht von Bankunterlagen und Krankheitsberichten, permanente Beschattung verdächtiger Personen, willkürliche Festnahmen, Verhaftungen und Verhöre oder die systematische psychische „Zersetzung“ von Zielpersonen (u M2). Die DDR wird Teil des Ostblocks Die SED nahm für sich in Anspruch, mit der DDR den „Grundstein für ein einheitliches, demokratisches und friedliebendes Deutschland“ (Stalin 1949) gelegt und ein Modell für ein zukünftiges Gesamtdeutschland unter kommunistischer Führung geschaffen zu haben. In der Praxis allerdings überwog stets das Ziel der Absicherung der eigenen Herrschaft durch Abgrenzung gegenüber der Bundesrepublik. Bereits seit Anfang 1950 war die DDR Mitglied des von Stalin ins Leben gerufenen Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe.* Damit wurde die DDR in ein System der Arbeitsteilung und Spezialisierung eingebunden, das unter Führung der Sowjetunion die Volkswirtschaften der Ostblockstaaten miteinander verkoppelte. Die Außenwirtschaftskontakte zum Westen und zur Bundesrepublik (innerdeutscher Handel) gingen dementsprechend zurück. 1950 schloss die DDR mit Polen das Görlitzer Abkommen, worin sie die Oder-NeißeLinie als Ostgrenze („Oder-Neiße-Friedensgrenze“) anerkannte. Im selben Jahr verzichteten DDR und CˇSSR in der Prager Deklaration auf gegenseitige Gebietsansprüche. Zugleich wurden die „Umsiedlungen“ Deutscher aus der Tschechoslowakei seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges für „endgültig“ und „gerecht“ erklärt. Die beiden Ver* Siehe S. 178 und 235. u Geschichte In Clips: Zur Wirtschaftsentwicklung in der Frühphase der DDR siehe Clip-Code 32003-07 Erich Mielke (1907 2000): Minister für Staatssicherheit 1957 1989, Mitglied des Politbüros 1976 1989; 1993 wegen Mordes verurteilt Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de C .C .B uc hn er V rla gs | |
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