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277Die DDR 1949 1989: Staat und Wirtschaft In der Nacht zum 13. August 1961 ließ die DDR-Regierung entlang der Sektorengrenze durch Berlin Stacheldrahtverhaue und Steinwälle hochziehen. Unter militärischer Bewachung errichteten Bautrupps eine Mauer quer durch die Wohngebiete der Stadt. In der Folgezeit wurden die Sperranlagen an der innerdeutschen Grenze (1 400 km) und um West-Berlin herum (166 km) mit Beton, Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen zu einem hermetischen Sicherungssystem ausgebaut. Für Vorbereitung und Durchführung des Mauerbaus war Erich Honecker verantwortlich, damals Sekretär des Zentralkomitees der SED für Sicherheitsfragen. Er ordnete im September 1961 auch den Schusswaffengebrauch „gegen Verräter und Grenzverletzer“ an. Das DDR-Regime hat in der Öffentlichkeit stets geleugnet, dass es einen Schießbefehl gab. Die erhalten gebliebenen Dokumente belegen jedoch, dass führende Politiker und ranghohe Militärs der DDR Anweisungen erteilten, auf Flüchtlinge zu schießen und sie zu töten (u M8). Nach der Wiedervereinigung 1990 kam es daher zu Gerichtsverfahren und Verurteilungen. Allein in den ersten Monaten nach dem Mauerbau kamen 32 Menschen ums Leben. Sie wurden bei Fluchtversuchen erschossen, ertranken oder stürzten beim Sprung aus grenznahen Häusern zu Tode. Bis 1989 verloren nach heutigen Erkenntnissen 765 Menschen bei der Flucht ihr Leben, Tausende wurden verletzt. Im Herbst 1961 wurden zur Sicherung der Grenzen und zur Einschüchterung der Bevölkerung über 3 000 Menschen aus ihren grenznahen Heimatorten zwangsausgesiedelt („Aktion Festigung“). Selbstverständnis der DDR In den Augen ihrer Machthaber war die DDR ein Vorposten gegen die westliche Welt und ihren angeblichen Versuch, die sozialistische Ordnung in den Ostblockstaaten zu gefährden. Der Hauptvorwurf richtete sich gegen die Bundesrepublik Deutschland. Die „BRD“ stehe in der Tradition des deutschen Kapitalismus und Imperialismus, der zu den beiden Weltkriegen und zur deutschen Teilung geführt habe (u M6). Für die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945 sprach das SEDRegime nicht vom „Nationalsozialismus“, sondern von „Faschismus“. Ihre eigene Position nannte sie „antifaschistisch“. Damit wurden die Existenz der DDR und die Herrschaft der SED in einen historischen Zusammenhang gestellt. Bereits die deutsche Arbeiterbewegung habe versucht, den Kapitalismus abzuschaffen, der in den Natioo Mauerbau. Foto vom August 1961. Am 13. August 1961 riegelten Bautruppen der Nationalen Volksarmee mit Mauer, Stacheldraht und Panzersperren die Grenze nach WestBerlin ab. i Letzter Ausweg. Foto vom 24. September 1961. Die 77-jährige Frieda Schulze fl ieht aus dem 1. Stock ihres Wohnhauses, das unmittelbar an der Grenze steht. Imperialismus: Nach Auffassung des Marxismus-Leninismus ist der Imperialismus die fortgeschrittene Stufe des Kapitalismus, da die Industrieländer, um sich Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern, zur Unterwerfung und Ausbeutung anderer Staaten übergehen. Nu r z u Pr fzw ec ke n Ei ge nt u d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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