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Ausblick – Mit Material arbeiten 265 Jugendliche Stasi-Opfer Den gesellschaftlichen Verhältnissen der DDR stehe ich negativ gegenüber. Mit der Politik bin ich nicht einverstanden. Ich meine hier insbesondere die Innenpolitik. Bestimmte Berufe kann man nicht ergreifen, weil man Westverwandtschaft hat oder weil die politische Einstellung nicht entsprechend ist. Weiterhin gefällt mir nicht, dass man in der DDR eingesperrt ist oder dass vonseiten der DDR andauernd gegen die BRD gehetzt wird. Der Kulturaustausch zwischen DDR und BRD wird genau abgewogen. Weiterhin gibt es in der DDR keine Möglichkeit im zivilen Bereich zur Ableis tung eines Wehrersatzdienstes.* Von Baby an wird in der DDR der Weg genau bestimmt, den man zu gehen hat. Während der U-Haft nimmt das MfS „operativen Kontakt“ zu Gunnar auf, um ihn als IM zu gewinnen. Unter den Bedingungen der Haft und dem Druck des MfS erklärt er sich zunächst „auf der Basis der Wieder gut machung“ dazu bereit. Das MfS will ihn im Bereich der Andreas-Kirchengemeinde einsetzen. Es kommt nicht dazu. Gunnar verweigert sich dem MfS wie auch den „Erziehungsmaßnahmen“ und lehnt eine angepasste Lebensweise ab. Er stellt einen Übersiedlungsantrag in die Bundesrepublik Deutschland. Am 11. Dezember 1986 kommt er zum zweiten Mal in Haft und wird wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu einer Strafe von drei Jahren verurteilt. Am 12. August 1987 wird er in den Wes ten entlassen. Zit. nach: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Hrsg.), „DDR – eingesperrt“. Jugendliche im Stasi-Visier am Beispiel des Operativen Vorgangs (OV) „Signal“. Quellen für die Schule 3, 52013, S. 17 und 32 * Seit 1964 gab es einen Dienst ohne Waffen in der Nationalen Volksarmee. Bis 1989 leis teten mehr als 2o 000 junge Män ner in ihr einen Dienst als sogenannte „Bau soldaten“. Durch besonders harte Bedingun gen sowie weitere Schwierigkeiten in Beruf und Studium hielt man die Zahl der Wehrdienstverweigerer gering. M 2 Aus den Akten des MfS In einem Bericht des Staatssicherheits dienstes vom 22. Oktober 1985 heißt es zu dem Vorfall (siehe M 1): Die seit dem 3. September 1985 durchgeführten Ermittlungen der Kriminal polizei im Zusammenwirken mit der KD Rostock [Kreisdienststelle des MfS] und der Abt. XX konzentrierten sich vorwiegend auf den Personenkreis, der am 1. 9. 1985 am Ehrenmal beim HdA [Haus der Armee] eine Demonstration durchführte. Durch die DVP [Deutsche Volkspolizei] wurden ca. 90 Befra gungen durchgeführt. Den befragten Personen wurden grundsätzlich Schrift proben abverlangt. Weiterhin wurden von 16 verdächtigen Personen Ge ruchs konserven angefertigt. Die Ver gleichsarbeit des Schrift sach ver ständi gen der DVP erbrachte keine Hinweise auf einen mög lichen Täter. Die Auswertung der Geruchskonserven ist noch nicht abgeschlossen. Um die Täter zu identifi zieren, werden mehr als zehn Inoffi zielle Mitarbeiter (IM) eingesetzt, Verdächtige beobachtet, abgehört und überwacht. Der Verdacht richtet sich bald gegen die Bau zeich nerin und „Hausfrau“ Ute (geb. 1966), die Studentin Dörte (geb. 1968) und den Tankwart Gunnar (geb. 1966) aus dem Kreis der Evangelischen AndreasKirchen gemeinde Rostock-Evershagen. Ute erhält eine Freiheits strafe von einem Jahr und sechs Monaten, ihre beiden „Komplizen“ Bewährungs strafen; Dörte wird außerdem nach Inkrafttreten des Urteils von der Medizinischen Fachschule ausgeschlossen. Ausschlaggebend für das Strafmaß gegen Ute ist ihr Antrag auf Ausreise aus der DDR vom 6. Juni 1985. In einer Vernehmung antwortet sie auf die Frage „Wie stehen Sie zu den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR?“: 1. Erläutert die Inhalte der einzelnen Losungen (M1) und erörtert sie. 2. Das MfS legte allein für diesen „Operativen Vorgang“ 16 Akten bände mit 2 727 Seiten unter dem Titel „Signal“ an. Nehmt zu diesem Vorgehen des MfS, den Strafmaßen und den betroffenen Per sonen Stellung (M1 und M2). 3. Sucht nach weiteren Beispielen von Ver folgungen Jugendlicher durch das MfS und verfasst entsprechende Berichte. Informationen fi ndet ihr auch unter Mediencode 31013-74 M 1 Losungen aus Rostock. In der Nacht vom 2. auf den 3. September 1985 stellt die Rostocker Polizei diese in signalroter Farbe geschriebenen Losungen auf Plakatwänden, Mauern, Schaufenstern und an Straßenbahnhaltestellen fest. Nach der Spurensicherung werden sie umgehend beseitigt. Gleichzeitig beginnen umfang reiche Ermittlungen (siehe M 2). 5 10 15 20 25 „Frieden schaffen ohne Waffen“ „DDR – eingesperrt“ „DDR – KZ“ „Wir sind mündig, doch wir haben nichts zu sagen“ „Das Leben hat doch keinen Sinn, wenn ich Kanonenfutter bin“ ˘ Internettipp: Zur Stasi siehe Mediencode 31013-76 31013_1_1_2015_228_271_kap5.indd 265 26.03.15 15:33 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V rla gs | |
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