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293Mit Material arbeiten 5 1. Erläutere, warum die Mehrheit der DDR-Bürger keine Reform der DDR, sondern den Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland wollte (M 1 bis M 3). 2. Erörtert die Rede des Bundes kanzlers aus damaliger und heutiger Sicht (M 4). M 4 „Blühende Landschaften“ Aus Anlass des Inkrafttretens der Währungs-, Wirtschafts und Sozialunion sagt Bundeskanzler Helmut Kohl am 1. Juli 1990: Es wird harte Arbeit erfordern, bis wir Einheit und Freiheit, Wohlstand und sozialen Ausgleich für alle Deutschen verwirklicht haben. Viele unserer Landsleute in der DDR werden sich auf neue und ungewohnte Lebensbedingungen einstellen müssen – und auch auf eine gewiss nicht einfache Zeit des Übergangs. Aber niemandem werden dabei unbillige Härten zugemutet. Den Deutschen in der DDR kann ich sagen […]: Es wird niemandem schlechter gehen als zuvor – dafür vielen besser. Nur die Währungs-, Wirtschaftsund Sozialunion bietet die Chance und die Gewähr dafür, dass sich die Lebensbedingungen rasch und durchgreifend bessern. Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und SachsenAnhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt. […] Die Menschen [in der DDR] sind vier Jahrzehnte durch eine sozialistische Diktatur um die Früchte ihrer Arbeit betrogen worden. Sie verdienen unsere Unterstützung. Und für die Menschen in der Bundesrepublik gilt: Keiner wird wegen der Vereinigung Deutschlands auf etwas verzichten müssen. Es geht doch allenfalls darum, Teile dessen, was wir in den kommenden Jahren zusätzlich erwirtschaften, unseren Landsleuten in der DDR zur Verfügung stellen zu wollen – als Hilfe zur Selbsthilfe. Dies ist für mich ein selbstverständliches Gebot nationaler Solidarität. Zit. nach: www.helmut-kohl.de/index.php?msg=555 (Zugriff: 12. Juli 2010) M 1 „Keine Experimente mehr!“ In einem Bericht aus Leipzig vom 20. November 1989 heißt es: „Ich bin Werkzeugmacher und heiße Hans Teschnau“, stellt sich ein Redner vor. Er habe vierzig Jahre Sozialismus ertragen und keine Lust mehr auf neue Varianten. „Keine Experimente mehr! Wir sind keine Ver suchskaninchen!“, lautet seine Losung. Vor der Tür gebe es schließlich ein funktionierendes Gegenmodell. Freie Marktwirtschaft und Wiedervereinigung seien der einzige Ausweg. Die Reaktion ist eindeutig: langer Beifall und Sprechchöre: „Deutschland, einig Vaterland.“ Zit. nach: Christoph Links/Hannes Bahrmann, Chronik der Wende. Die Ereignisse in der DDR zwischen 7. Oktober 1989 und 18. März 1990, Berlin 1999, S. 89 M 3 Wahlergebnis der Volkskammerwahl vom 18. März 1990 *Allianz für Deutschland (CDU, DSU und DA) **ehemalige Blockparteien Nach: Uwe Andersen/Wichard Woyke (Hrsg.), Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 21995, S. 676 5 10 15 20 25 Wahlbeteiligung: 93,4 % Stimmen (%) Mandate CDU* Christlich-Demokratische Union** 40,82 163 SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 21,88 88 PDS Partei des Demokratischen Sozialismus** 16,40 66 DSU* Deutsche Soziale Union 6,31 25 BFD Bund freier Demokraten: Deutsche Forumpartei, Liberaldemokratische Partei**, Freie Demokratische Partei 5,28 21 Bündnis 90 Neues Forum, Demokratie Jetzt, Initiative Freiheit und Menschenrechte 2,91 12 DBD Demokratische Bauernpartei Deutschlands** 2,18 9 Grüne-UFV Grüne Partei + Unabhängiger Frauenverband 1,97 8 DA* Demokratischer Aufbruch – sozial + ökologisch 0,92 4 Sonstige 0,89 4 5 10 M 2 „Wiedervereinigung jetzt – keine Experimente mehr?“ „Demokratischer Aufbruch“, „Neues Forum“ und „Sozialdemokratische Partei“ formulieren am 1. Dezember 1989 auf einem Flugblatt: • Wiedervereinigung jetzt – keine Experimente mehr? Wir sagen: Wiedervereinigung jetzt ist ein unkalkulierbares Experiment, ökonomisch, sozial und politisch! • Deutschland – einig Vaterland! Wir sagen: Einheit in Würde und Gleichberechtigung, nicht einfach Einverleibung! Darum: Thema Nummer 1 für uns ist: Demokratisierung und enge Kooperation mit der Bundesrepublik und mit Europa. In diesem Sinne brauchen wir Konzepte, die die Vereinigung der beiden deutschen Staaten in Zukunft ermöglichen. Zit. nach: Archiv Bürgerbewegung Leipzig (http://revolution89.de) 31013_1_1_2015_272_319_kap6.indd 293 26.03.15 15:34 Nu r z P rü fz ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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