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Kleines Lexikon zur Geschichte 323 Diktatur: Zur Überwindung von Notsituationen konnte in der römischen Antike ein Alleinherrscher (Diktator) für sechs Monate die Regierung übernehmen; seinen Anordnungen mussten sich alle fügen. Als Diktatur wird heute die Herrschaft einer Person, Gruppe oder Partei bezeichnet, die die Macht im Staat weitgehend unbeschränkt ausübt und die Y Menschenund Bürgerrechte nicht beachtet. Beispiele sind die Sowjetunion, der NS-Staat (Y Drittes Reich) und die DDR sowie die noch bestehenden Y Volksrepubliken wie China. „Dolchstoßlegende“: nach 1918 von rechtsradikalen Zeitungen verbreitete und seit 1919 von Y Hindenburg vertretene Behauptung, die deutsche Armee sei im Y Ersten Weltkrieg nicht an der Front besiegt, sondern durch fehlende Unterstützung aus der Heimat „von hinten erdolcht“ und zur Kapitulation gezwungen worden. Diese Geschichtsfälschung verschweigt, dass führende Militärs bereits Ende September 1918 die Niederlage gegen die übermächtige Allianz der Gegner eingestanden hatten. „Drittes Reich“: Nach dem Zusammenbruch von 1918 (Y Erster Weltkrieg) tauchte unter national denkenden Politikern (Y Nationalismus) die Forderung auf, nach den beiden deutschen Kaiserreichen (962-1806 und 1871-1918) ein „Drittes Reich“ entstehen zu lassen. Mit der Y „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten (Y Nationalsozialismus) von 1933 wurde es üblich, vom „Dritten Reich“ zu sprechen. Empire Y Britisches Weltreich Entnazifi zierung: politische „Säuberung“ durch die Siegermächte (Y Anti-Hitler-Koalition), die nach 1946 von deutschen Spruchkammern weitergeführt wurde. Ziel war es, alle NS-Organisationen aufzulösen (Y Nationalsozialismus), das Rechtssystem von nationalsozialistischen Einfl üssen zu reinigen und alle Frauen und Männer zu bestrafen, die dem NS-Staat und seinen Organisationen in leitenden Funktionen gedient hatten. In der Sowjetischen Y Besatzungszone wurde die Entnazifi zierung dazu genutzt, einen kommunistischen Staat aufzubauen (Y Kommunismus), in den westlichen Besatzungszonen erhielten belastete Fachleute eine neue Chance, wenn sie für den Wiederaufbau gebraucht wurden. Entspannungspolitik: Nach der Kuba-Krise von 1962 bemühten sich die westlichen Regierungen unter Führung der USA gegenüber der Sowjetunion und anderen kommunistischen Staaten (Y Kommunismus) um eine andere Politik. Bessere politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen sowie Vereinbarungen über Rüstungskontrolle und Gewaltverzicht sollten helfen, den Ost-West-Gegensatz zu überwinden. Die von Bundeskanzler Y Brandt (SPD) betriebene Y Neue Ostpolitik war Teil der Entspannungspolitik. „Erfüllungspolitik“: Einhaltung der nach dem Y Ersten Weltkrieg im Y Versailler Vertrag 1919 verlangten Wiedergutmachungszahlungen (Y Reparationen) und Rüstungsbeschränkungen. Deutsche Politiker wollten damit auf die Unerfüllbarkeit der Forderungen der Siegermächte hinweisen, um sie zu ändern. Der Begriff „Erfüllungspolitik“ wurde von Gegnern der Nach dem Y Zweiten Weltkrieg entstanden 1949 die Y NATO und 1955 der Y Warschauer Pakt als vorherrschende Bündnissysteme. Containment-Politik: Eindämmungspolitik der USA nach dem Y Zweiten Weltkrieg, um eine Ausbreitung des Einfl usses der UdSSR bzw. kommunistischer Regime (Y Kommunismus) zu verhindern (Y Kalter Krieg, Y Truman-Doktrin). Demokratie („Volksherrschaft“): eine Staatsform in der alle wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen sich direkt oder indirekt an der Regierung beteiligen können. Zu den wichtigsten Merkmalen einer Demokratie gehören freie, allgemeine, regelmäßig wiederkehrende, gleiche und geheime Wahlen. Alle politischen Entscheidungen werden nach dem Mehrheitsprinzip getroffen. Darüber hinaus besteht in einer modernen Demokratie eine Gewaltenteilung, wonach voneinander unabhängige Organe der Gesetzgebung (Legislative), Regierung (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) bestehen. Der erste moderne demokratische Staat waren die aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien (1776-1783) hervorgegangenen Vereinigten Staaten. Die Französische Revolution gab nach 1789 der Forderung nach demokratisch gewählten Regierungen in den europäischen Staaten eine neue Bedeutung. Im 1871 gegründeten Y Deutschen Reich wurde zwar der Y Reichstag demokratisch gewählt, doch die Regierung wurde vom Kaiser bestimmt (Y konstitutionelle Monarchie). Erst die Y Weimarer Verfassung von 1919 bildete die Grundlage für eine Y parlamentarische Demokratie in Deutschland. Deutsche Frage: Frage nach der Einheit Deutschlands, insbesondere zwischen 1949 und 1990. Nach dem Scheitern der Viermächte-Verwaltung Deutschlands 1948 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR 1949 war es Ziel der westdeutschen Politik, die Einheit durch das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes wiederherzustellen. Auch die DDR bekannte sich zunächst zur deutschen Einheit, gab diese Position dann aber auf. Im Y Grundlagenvertrag von 1972 erkannten sich die beiden deutschen Staaten an; die Bundesrepublik mit dem Vorbehalt, dass die Deutschen ihre Einheit in „freier Selbstbestimmung“ anstreben würden. Das Ende des Y Kalten Krieges und die „friedliche Revolution“ (Y Revolution) von 1989 in der DDR ermöglichten am 3. Oktober 1990 die friedliche Wiedervereinigung. Deutsches Reich: deutscher Staat, der im Verlauf des DeutschFranzösischen Krieges 1871 auf Betreiben Y Bismarcks als ein Bund der deutschen Fürsten und Hansestädte gegründet wurde. Das Deutsche Reich war nach der Y Verfassung von 1871 ein konstitutionell-monarchischer Bundesstaat (Y konstitutionelle Monarchie), an dessen Spitze der König von Preußen als deutscher Kaiser stand und in dem gewählte Abgeordnete im Y Reichstag Gesetzesanträge stellen konnten. Y Militarismus, technischer und künstlerischer Fortschritt sowie der Y Imperialismus prägten das Deutsche Kaiserreich. Es bestand bis zum Ende des Y Ersten Weltkrieges und wurde nach der Novemberrevolution von 1918 von der Weimarer Republik (Y Weimarer Verfassung) abgelöst. 31013_1_1_2015_320_344_anhang.indd 323 26.03.15 15:35 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er l gs | |
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