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162 „Volk“ und „Nation“ im Deutschen Kaiserreich Sie teilten sich die Verwaltung der beiden Herzogtümer. Doch schon bald wurde deutlich, dass Bismarck Schleswig-Holstein preußischem Einfl uss unterwerfen wollte. Österreich schaltete am 1. Juni 1866 den Bundestag ein. Das sah Preußen als Bruch der bestehenden zweiseitigen Vereinbarungen an und marschierte in Holstein ein. Daraus entwickelte sich der DeutschDeutsche Krieg von 1866. Ihn gewann Preußen mit seinen Verbündeten gegen Österreich und dessen Verbündete Hannover, Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden, Kurhessen und Nassau. Am 3. Juli 1866 fi el die Entscheidung in der Schlacht bei Königgrätz (Böhmen). Die norddeutschen Verbündeten Österreichs, Hannover, Kurhessen und Nassau annektierte Preußen. Österreich blieb zwar territorial unangetastet, musste jedoch die Aufl ösung des Deutschen Bundes (Frieden von Prag, 1866) und damit seine Herausdrängung aus Deutschland hinnehmen. Im Sommer 1867 schlossen sich alle 22 nördlich der „Mainlinie“ selbstständig verbliebenen Staaten zum Norddeutschen Bund zusammen (u M3). Die süddeutschen Staaten blieben zunächst politisch völlig selbstständig. Sie waren jedoch durch ihre Mitgliedschaft im Zollverein mit dem Norden verbunden. Deutsch-Französischer Krieg und Reichsgründung Frankreich registrierte die zunehmende Stärke Preußen-Deutschlands mit Unbehagen. Bismarck nutzte den massiven poli tischen Druck des französischen Kaisers, Napoleon III., um die süddeutschen Regierungen zum Abschluss geheimer Schutzund Trutzbündnisse zu bewegen. Sie verpfl ichteten sich, ihre Streitkräfte im Kriegsfall dem preußischen König zu unterstellen. Dadurch konnte er diese Staaten fester an sich binden. Vergeblich suchte der französische Kaiser zur Stärkung seiner nachlassenden Autorität im Innern nach außenpolitischen Erfolgen. Als Gegenleistung für seine Neutralität im Deutsch-Deutschen Krieg erhob er Anspruch auf die bayerische Pfalz und Rheinhessen. Mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung lehnte Bismarck dies ebenso ab wie den Plan Frankreichs, Luxemburg zu erwerben, das vom niederländischen König in Personalunion regiert wurde und Mitglied des Deutschen Bundes war. Von den europäischen Großmächten konnte Frankreich nur Österreich als Bündnispartner gewinnen. Großbritannien verzichtete auf eine Einmischung in die Verhältnisse auf dem Kontinent. Russland kam in Konfl ikt mit Frankreich wegen dessen Unterstützung für den polnischen Aufstand 1863 und verbündete sich mit Preußen gegen die französischösterreichische Allianz. Den Anlass zu einer militärischen Auseinandersetzung bildete schließlich der Streit um die spanische Thronfolge. Für sie hatte die spanische Regierung Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einen katholischen Vetter von Wilhelm I., vorgesehen. Mit dem Verzicht Leopolds jedoch gab sich Frankreich nicht zufrieden. Es fürchtete die Umklammerung durch ein deutsch-spanisches Haus Hohenzollern und forderte die Zusage i „Unter einen Hut.“ Karikatur aus dem „Berliner Punsch“ vom 25. August 1866. Das Bild kommentiert die Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus am Tag vor der Schlacht von Königgrätz. Der Zeichner hat der Karikatur folgende Zeichen hinzugefügt: „Gewandheit, Thatkraft, hoher Muth, / Von starkem Einheitssinn getragen, / Die brachten unter einen Hut / Ein großes Volk in dreißig Tagen.“ p Erläutern Sie die Gestaltungselemente der Karikatur. p Interpretieren Sie ihre Aussage. 4677_1_1_2015_158-183_Kap5.indd 162 17.07.15 12:26 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C .B uc hn e V er la s | |
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