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202 Politische und ideologische Voraussetzungen des Nationalsozialismus M2 Wer wählte Hitler? a) Die soziale Zusammensetzung der NSDAP-Wähler nach Berufsgruppen in Prozent, unabhängig von einer tatsächlichen Erwerbs tätigkeit: 1. Setzen Sie beide Tabellen in eine aussagekräftige Grafi k um. 2. Erläutern Sie die Entwicklung der Wählerschaft der NSDAP zwischen 1928 und 1933. H Berücksichtigen Sie die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Wahlbeteiligung. 3. Interpretieren Sie die Abweichungen zwischen den NSDAP-Hochburgen und dem Reichsdurchschnitt in Tabelle b). M3 „Macht Platz, ihr Alten!“ Der Journalist Jan Friedmann beschreibt 2008 in einem Artikel Ursprung und Wesen der völkischen Jugendbewegung in der Weimarer Republik: „Weil wir die echten, wahren und unerbittlichen Feinde des Bürgers sind, macht uns seine Verwesung Spaß“, höhnte der Rebell und Jugendführer. Was wie eine Parole von 1968 anmutet, ist ein Satz von Ernst Jünger über sich selbst und seine Altersgenossen aus dem Jahr 1929. „Wir sind Söhne von Kriegen und Bürgerkriegen“, fuhr der Rechtsintellektuelle in seinem Generationenporträt fort. Eines Tages werde es gelingen, die bestehende „krustige, schmutzige Decke wegzusprengen“ und darunter eine „stolzere, kühnere und noblere Jugend“ zum Vorschein zu bringen, die „Aristokratie von morgen und übermorgen“. Dem Schriftsteller, Studienabbrecher und Freischärler war die bürgerliche Demokratie genauso verhasst wie vielen Menschen seiner Generation. Jünger, Jahrgang 1895, wurde eine der prominentesten Stimmen der völkischen Jugendbewegung, die während der Weimarer Republik maßgeblich den Weg in die Diktatur ebnete. […] In keinem anderen Jahrzehnt prallten die Generationen so heftig aufeinander wie in den Zwanzigerjahren. „Macht Platz, ihr Alten!“, schleuderte der Reichspropagandaleiter der NSDAP, Gregor Straßer, im Jahr 1927 dem Establishment der Weimarer Republik entgegen. „Macht Platz, ihr Unfähigen und Schwachen, ihr Blinden und Tauben, ihr Ehrlosen und Gemeinen, ihr Verräter und Feiglinge, macht Platz, ihr seid gewogen und zu leicht befunden worden.“ Ihren ideologischen Fundus hatte sich die selbstbewusste Avantgarde in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs angeeignet. Tatsächlich waren es zwei Generationen von Jugend, die dort geprägt wurden. Da waren zum einen die Jahrgänge der zwischen 1880 und 1900 Geborenen, die eigentliche Frontgeneration. Angetreten in rauschhafter Begeisterung, erlebten sie den Krieg als ungeheure Schlachtbank [...]. Jeder dritte der zwischen 1892 und 1895 geborenen deutschen Männer verlor hier sein Leben. Nach: Jürgen Falter, Hitlers Wähler, München 1991, S. 288 b) Die nationalsozialistischen Hochburgen (1932)6: 1928 1930 19321 19322 1933 Alle3 Selbstständige/ Mithelfende 26 27 31 30 31 24 Angestellte/ Beamte 12 13 11 12 12 15 Arbeiter 30 26 25 26 26 32 Berufslose4 13 17 17 17 16 13 Hausfrauen etc. 17 17 16 16 16 17 Alle5 98 100 100 100 101 101 NSDAP-Hochburgen Reich Katholiken 9 32 Stadtbewohner 22 54 in der Landwirtschaft tätig 51 31 in der Industrie tätig 31 41 Selbstständige, mithelfende Angehörige 41 28 Beamte 3 4 Angestellte 5 12 Arbeiter 26 27 arbeitslose Angestellte 1 2 arbeitslose Arbeiter 9 13 Nach: Jürgen Falter, a. a. O., S. 353 1 Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 2 Reichstagswahlen vom 6. November 1932 3 Anteil der Berufsgruppe an allen Wahlberechtigten 4 davon ca. 90 Prozent Rentner und Pensionäre (1933) 5 Summe der NSDAP-Wähler in dem jeweiligen Jahr; Abweichungen von 100 sind die Folge von Rundungsfehlern 6 Die Zahlen (Anteil der Wähler in Prozent) ermöglichen einen Vergleich der Sozialstruktur jener Kreise, in denen die NSDAP bei der Reichstagswahl im November 1932 überdurchschnittlich viele Stimmen bekommen hat, mit der Sozialstruktur des Deutschen Reiches insgesamt. 5 10 15 20 25 30 4677_1_1_2015_184-217_Kap6.indd 202 17.07.15 12:06 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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