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270 Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und Europa wie auf dem Balkan, wo unter dem späteren jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz, genannt Tito, eine riesige Partisanenarmee von anfangs 80 000 und später 400 000 Mann (im Winter 1944/45) gegen die Besatzer kämpfte. In Westund Nordeuropa bestand der aktive Widerstand hauptsächlich in der Übermittlung von Nachrichten an Spione, der Verbreitung von Flugblättern und illegalen Zeitungen sowie der Hilfe für Kriegsgefangene, Juden und andere Verfolgungsopfer. In Frankreich verübte die aus verschiedenen Widerstandsgruppen bestehende Résistance gezielte Sabotageakte und Attentate. Von General Charles de Gaulle aus dem Londoner Exil organisiert, beteiligte sich der französische Widerstand nach der Landung der Alliierten in der Normandie an der Befreiung Frankreichs. In Großbritannien und den USA unterstützten zudem seit 1940 bzw. seit 1943 eigene staatliche Institutionen die Partisanen mit Waffenlieferungen, Informationen und Spezialagenten. Jüdischer Widerstand Auch Juden wehrten sich auf verschiedene Art und Weise gegen das Vorgehen ihrer Verfolger. In ganz Europa versteckten sich Juden bei nichtjüdischen Helfern oder auf eigene Faust (das bekannteste Beispiel dafür ist Anne Frank) und halfen anderen, vor allem jüdischen Kindern, den Nationalsozialisten zu entkommen. Darüber hinaus gab es bewaffnete Aufstände in Ghettos und Lagern und über 1,5 Millionen Juden beteiligten sich in den alliierten Armeen oder als Partisanen am Kampf gegen den NSStaat. So waren sie etwa in Belgien und Frankreich im Untergrund und in Einheiten der Résistance aktiv, schlossen sich den Partisanen unter Tito an und auch in den Wäldern Weißrusslands und der Ukraine kämpften Zehntausende in jüdischen Partisaneneinheiten. Eindrucksvollster Beweis für den jüdischen Widerstand ist der Aufstand im Warschauer Ghetto, wo die Nazis Hunderttausende Juden in einem kleinen abgeriegelten Stadtbezirk unter unmenschlichen Bedingungen eingepfercht hatten. Nachdem im Jahr 1942 über 240 000 Juden aus Warschau nach Treblinka deportiert worden waren, bildete sich unter den verbleibenden 55 000 bis 60 000 Ghettobewohnern die „Jüdische Kampforganisation“, die im April 1943 einen bewaffneten Aufstand organisierte. Etwa vier Wochen lang führten sie unter ihrem erst 23-jährigen Anführer Mordechai Anielewicz einen erbitterten Häuserkampf gegen die übermächtigen deutschen Kommandos. Der Aufstand scheiterte zwar, jedoch wirkte er wie eine Aufforderung. Danach gab es selbst in Vernichtungslagern wie Treblinka und Sobibor Aufstände, einigen Häftlingen gelang dabei die Flucht aus Sobibor. Auch in Auschwitz organisierten die Häftlinge des „Sonderkommandos“, die in den Krematorien von Birkenau für die Verbrennung der zuvor vergasten Menschen zuständig waren, einen Aufstand. Ihnen gelang es im Oktober 1944, eines der Krematorien mit Sprengsätzen zu zerstören. Filmtipp: Im Kino wird das Thema Widerstand gegen das NSRegime immer wieder aufgegriffen. „Unbeugsam“ (Regie: Edward Zwick) aus dem Jahr 2008 erzählt die Geschichte der jüdischen Partisanengruppe um die Brüder Tuvia, Zus und Asael Bielski. Internettipp: Für ein didaktisch aufbereitetes Dossier zu Filmmaterial vom Warschauer Ghetto siehe Code 4677-26 1. Skizzieren Sie die unterschiedlichen Formen des in diesem Kapitel beschriebenen Widerstandes. Unterscheiden Sie nach Aktionsformen und Zielen. 2. Entwickeln Sie eine Stufung zwischen abweichendem Verhalten und aktivem Widerstand. 4677_1_1_2015_218-275_Kap7.indd 270 17.07.15 12:08 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C. C. Bu ch ne r V er la gs | |
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