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490 Konfl ikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg Blockbildung in West und Ost Wegen des großen militärischen Übergewichtes der Sowjetunion an Landstreitkräften in Europa gaben die britische und französische Regierung den Anstoß zu einem längerfristigen militärischen Engagement der USA in Europa. Nur ein gemeinsames Verteidigungssystem unter Mitwirkung der USA schien Westeuropa gegen die Sowjetunion schützen zu können. Die Berlin-Blockade von 1948/49* verstärkte das Gefühl der Bedrohung im Westen noch weiter. Am 4. April 1949 gründeten zehn westeuropäische Staaten sowie die USA und Kanada die NATO. Ihre Hauptaufgabe sollte der Schutz sämtlicher Mitglieder gegen einen bewaffneten Angriff sein. Mit der Gründung der NATO gewährten die USA den Staaten Westeuropas dauerhaft militärischen Beistand. Die Sowjetunion hatte dagegen schon seit 1945 bilaterale (zweiseitige) Abkommen über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand mit allen Staaten ihres Machtbereiches geschlossen. Die Teilung Europas, der „Eiserne Vorhang“, verlief unterdessen mitten durch das besiegte Deutschland. Als die Bundesrepublik Deutschland 1955 der NATO beitrat, unterzeichneten die UdSSR und ihre Verbündeten in Warschau den Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand. Beide Bündnisse – und das unterschied sie von früheren Allianzen – besaßen bereits in Friedenszeiten ein gemeinsames militärisches Oberkommando. Die beiden deutschen Teilstaaten waren seitdem vollständig in das westliche bzw. östliche Bündnissystem integriert. War die deutsche Teilung 1945 durch die Gegensätze der Siegermächte verursacht worden, so standen sich Bundesrepublik und DDR nun selbst als verfeindete Staaten gegenüber. Deutschland, Europa und die Welt waren in zwei Lager geteilt (u M3). „Friedliche Koexistenz“ und atomares Gleichgewicht Nach dem Tod des Diktators Stalin 1953 hofften viele Menschen in der DDR, Ungarn und Polen auf politische und wirtschaftliche Reformen. Sie wurden enttäuscht. Die Sowjetunion unterdrückte im Juni 1953 den Volksaufstand in der DDR** sowie im Juni und Oktober 1956 die Erhebungen in Polen und Ungarn. Die Westmächte griffen nicht ein, obwohl sie dazu aufgefordert worden waren. Sie hatten inzwischen den „Eisernen Vorhang“ akzeptiert. Es folgte eine neue Phase der Ost-West-Beziehungen. Nikita Chruschtschow, der 1955 die Führung der Sowjetunion übernommen hatte, verkündete 1956 die Doktrin von der „friedlichen Koexistenz“. Die unterschiedlichen Gesellschaftssysteme in Ost und West sollten vorerst nebeneinander bestehen und auf einen Krieg verzichten. Das war auch dem Umstand geschuldet, dass beide Seiten inzwischen über Nuklearwaffen verfügten. Die USA waren seit 1945 zunächst der einzige Staat gewesen, der Atomwaffen besaß. Im August 1949 war auch der Sowjetunion die Zündung einer Atombombe gelungen. 1955 hatte die Sowjetunion mit den USA bei der Herstellung einer Wasserstoffbombe gleichgezogen. Am 4. Oktober 1957 sandte die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten („Sputnik“) in den Weltraum. Der „Sputnik-Schock“ führte der westlichen Öffentlichkeit schlagartig die Fortschritte des Ostblocks bei der Raketentechnik vor Augen. Bald darauf verfügte die Sowjetunion über Langstreckenraketen, die die USA erreichen konnten. Die USA hatten ihre atomare Überlegenheit verloren und waren nun auf dem eigenen Territorium angreifbar. Zwischen den Supermächten trat eine strategische Pattsituation, ein „Gleichgewicht des Schreckens“, ein. * Siehe S. 320 f. ** Siehe S. 342. Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand: Militärbündnis, gegründet am 14. Mai 1955; im Westen „Warschauer Pakt“ genannt. Ihm gehörten die UdSSR, Albanien (bis 1968), Bulgarien, CˇSSR, DDR (bis 1990), Polen, Rumänien und Ungarn an. Der Vertrag wurde am 1. April 1991 aufgelöst. NATO (North Atlantic Treaty Organization): 1949 gegründetes Militärbündnis. Die Mitglieder sichern sich gegenseitigen Beistand bei einem Angriff zu, wobei sie aber über die Art des Beistandes entscheiden können, der nicht automatisch militärisch sein muss. Der NATO gehören 28 Staaten an (seit 2009). Zu den Gründungsmitgliedern zählen die USA und Kanada sowie Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Portugal. Nikita Chruschtschow (1894 1971): von 1953 bis 1964 Parteichef der KPdSU, von 1958 bis 1964 Regierungschef der Sowjetunion; 1964 wurde er von Leonid Breschnew (siehe S. 495) gestürzt. Literaturtipps: • Rolf Steininger, Der Kalte Krieg, Frankfurt am Main 2011 • Bernd Stöver, Der Kalte Krieg, München 42012 4677_1_1_2015_482-535_Kap14.indd 490 17.07.15 12:19 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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