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Annäherung und Planung: Die Bedeutung und das Erfassen der Geldentwertung 99 Kategorien entwickeln und systematisieren – Inflationsursachen auf den Begriff bringen 1. Im 16. Jahrhundert wurden viele Silbervorkommen in Europa entdeckt und zusätzlich führten die Spanier das Edelmetall aus Übersee ein; es entstanden immer mehr Silbermünzen. Parallel dazu wuchs die Bevölkerung, doch nahm die Getreideproduktion nicht im gleichen Maße zu. Die Preise für Getreide in Frankreich und Italien stiegen zwischen 1500 und 1600 um das Viereinhalbfache. 2. Anfang der 1970er-Jahre setzten die Gewerkschaften in den späteren Euro-Ländern hohe Lohnforderungen durch (12 bis 17 Prozent, vgl. S. 60). Die Unternehmen wälzten die höheren Lohnkosten auf die Preise ab, die stark stiegen. 3. Nach dem ersten Ölpreis-Schock (Verdreifachung des Ölpreises durch OPEC-Kartell) erhöhte sich die Inflationsrate im Euroraum 1974 auf über 13 Prozent. 4. Zur Inflation trug 1973 und 2007 die überhitzte Konjunktur bei (Boomphase, vgl. S. 42). 5. Immer wieder erhöhen die fünf großen Stromproduzenten in Deutschland trotz fast gleichbleibender Kosten gemeinsam ihre Preise. 6. „Reparationszahlungen“ des deutschen Staats an die Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg wurden mit einer gigantischen Geldmengenvermehrung, der keine Güter gegenüberstanden, bezahlt. Das minimierte die Kosten für den deutschen Staat, ließ allerdings die Verbraucherpreise explodieren und entwertete Ersparnisse (1923 kostete ein Brot 600 Milliarden Mark; s. S. 94). 7. Im Rahmen der Inflation in den USA (vgl. S. 94) wurden häufig Konsumgüterkäufe „vorgezogen“ und immer weniger gespart, dadurch die Inflation umso mehr verstärkt. Auch Grundstücke und Gebäude wurden „auf Vorrat“ gekauft, um sie später zu höheren Preisen weiterverkaufen zu können, selbst dann noch, als absehbar war, dass diese Erwartung gar nicht mehr aufgehen würde. 8. Unternehmer legen ihrer Preisgestaltung in Zeiten der Inflation die für die Zukunft erwartete Preisentwicklung zugrunde – selbst dann, wenn es längst keine übermäßige Nachfrage nach Gütern mehr gibt. 9. Wenn die EZB die Leitzinsen und damit die Kosten für die Geschäftsbanken senkt, geben Großbanken und Sparkassen ihre günstigeren Bedingungen häufig nicht in Form von niedrigeren Kreditzinsen an die Kunden weiter. Methode Untersuchen Sie zunächst, wodurch der Preissteigerungseffekt in den obigen Beispielen jeweils erfolgt. Überlegen Sie dann, inwiefern die Preisschübe jeweils eher auf der Angebotsseite (Anbieter, Produzenten) oder auf der Nachfrageseite (Käufer) entstehen oder ob sie sich so nicht zuordnen lassen (nicht alle Beispiele lassen sich zuordnen). Entwickeln Sie Begriffe (Kategorien), welche die hinter den einzelnen Beispielen stehenden Inflationsursachen charakterisieren, und bringen Sie diese in eine „Begriffsstruktur“. Stellen Sie Ihr Konzept der „Struktur und Begrifflichkeit der Inflationsursachen“ vor. Vergleichen Sie erst dann Ihre Ergebnisse mit dem nachfolgenden Text: Was ist ähnlich, was benennt der Text zusätzlich, welche Ursachen fehlen dort? Welche Begriffe erscheinen geeigneter? Erläutern Sie den folgenden Satz aus dem nachfolgenden Text: „Preisstarrheiten in Teilbereichen begünstigen … den Preissteigerungsprozess in der gesamten Volkswirtschaft“ (Z. 53 ff.). (Autorentext) 1 2 3 4 5 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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