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Grundlagen 333 internationalen Klimaverhandlungen kaum noch zu durchschauen und deren prozeduraler Aufwand über die Jahre zu einem wesentlichen Teil des Problems geworden ist [vgl. Abbildung 1]. Die Suche nach ganz unterschiedlichen Handlungsalternativen jenseits des umfassenden Klima-Multilateralismus der Vereinten Nationen, etwa im Rahmen der G20, des von den USA initiierten Major Economies Forum on Energy and Climate oder des World Mayors Council on Climate Change, erklärt sich zumindest teilweise als Reaktion auf diesen unbefriedigenden Status quo der Weltklimapolitik. Sie leistet inzwischen einer externen Fragmentierung der Weltklimapolitik, die bereits intern im immer komplexer ausdifferenzierten Institutionengefüge des UNFCCC-Regimes angelegt ist, weiteren Vorschub. Indem sie zusätzliche Verhandlungsforen schafft, die sich zum Beispiel stärker an nationalen Klimastrategien orientieren, bietet eine fragmentierte Weltklimapolitik einzelnen Akteuren die Möglichkeit, eigene Interessen jenseits der schwerfälligen UN-Verhandlungen voranzutreiben. Im Sinne polyzentrischer Governance-Modelle kann dies grundsätzlich zu einer wirksameren Klimapolitik führen. Dies gilt insbesondere dort, wo regionale, nationale und lokale Akteure konkrete Handlungspotenziale nutzen, die unterhalb der Radarschwelle der Weltklimapolitik oder außerhalb ihres Zugriffs liegen. In der zwischenstaatlichen Praxis scheinen bislang jedoch wohlfeile Aktivitäten zu dominieren, die aus globaler Perspektive keine konkreten Verbesserungen gegenüber koordiniertem multilateralem Handeln erwarten lassen. Zum einen werden die Interessen der besonders betroffenen Entwicklungsländer in den einschlägigen Poren der großen Volkswirtschaften allenfalls am Rande berücksichtigt. Zum anderen replizieren sie in aller Regel die Machtund Interessenkonstellationen, die Fortschritte auch im breiteren multilateralen Rahmen der UNFCCC blockieren. Der klimapolitische Mehrwert einer institutionellen Fragmentierung jenseits der UN-Verhandlungen scheint daher eher begrenzt. Politische Handlungsmöglichkeiten Nach einem Vierteljahrhundert Weltklimapolitik lässt sich bilanzieren, dass die wiederkehrenden Abgesänge auf den klimapolitischen Multilateralismus ebenso verfehlt waren und sind wie die Hoffnung, durch zwischenstaatliche Verhandlungen kurzfristig zu einem problemgerechten Weltklimavertrag zu gelangen, der gleichermaßen wirksam und universell legitimiert ist. Die im Rahmen der „Durban-Plattform“ begonnenen Verhandlungen müssen den Beweis erbringen, ob der weltpolitische Spagat zwischen dem universalistischen Ideal der Vereinten Nationen und der Fragmentierung der Weltklimapolitik es der Weltgesellschaft ermöglicht, eine unkontrollierbare globale Erwärmung noch 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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