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Vertiefung: Klimapolitik als globale Aufgabe 343 Produkt zu wählen, sondern mit einer Kaufhandlung einen Anbieter zu belohnen bzw. zu unterstützen. Seit der ersten Aktion dieser Art 2008 in San Francisco haben sich weltweit viele Nachahmer gefunden, Carrotmobs werden mittlerweile auch politisch gefördert (BMUB-Förderung zur Bildung einer „Carrotmob-Akademie“) bzw. institutionell verankert (z. B. als Umweltbildungsprojekt in Schulen). Eine Vielzahl empirischer Studien deutet darauf hin, dass politischer Konsum für eine steigende Anzahl von Konsumentinnen und Konsumenten in verschiedenen Ländern zu einer relevanten Form politischer Meinungsäußerung geworden ist. […] Individueller Emissionshandel: Beispiel CO2-Kreditkarte Bei individuellem Emissionshandel werden Emissionen, die durch privaten Konsum entstehen, bepreist und zwischen Verbrauchern gehandelt. Den eigenen, ökologischen Fußabdruck berechnen ist bereits ein weit etabliertes Konzept. Hierzu bestehen im Internet Portale, auf denen der individuelle Verbrauch für viele Lebensbereiche abgeschätzt werden kann. Doch wie geht man mit einem zu hohen CO2-Fußabdruck um? Das Konzept des Emissionshandels für Privathaushalte könnte Handlungsmöglichkeiten bieten und ein Bewusstsein für den eigenen CO2-Verbrauch im Vergleich zu dem anderer Menschen schaffen. Bereits vor mehreren Jahren entstand am Tyndall Centre in Großbritannien die Idee von Emissionshandelsrechten für Privathaushalte und einer CO2-Kreditkarte, mit der Individuen ein bestimmtes CO2-Budget besitzen und bei Überschreiten des Guthabens den Emissionsbedarf durch Handel abdecken müssen. Das freie monatliche Guthaben könnte sich nach Emissionsreduktionszielen oder einem globalen Budgetansatz richten und auch dementsprechend jährlich gesenkt werden. Dabei muss die Bepreisung angemessen sein, da bei zu niedrigen Preisen bzw. zu hohen Freiwerten für Emissionen, also zu vielen frei verfügbaren oder kostenlos zu verbrauchenden Emissionen, der Handel nicht funktioniert. Eine an realen CO2-Preisen angelehnte Preisstruktur, die z. B. externe Kosten wie Umweltoder Gesundheitsschäden internalisiert, würde auch das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Auswirkungen von CO2-Emissionen stärken. […] Durch die CO2-Kreditkarte, gegebenenfalls ergänzt durch eine emissionsbezogene Produktkennzeichnung, würde der Konsument an Entscheidungsgrundlage gewinnen und könnte Produkte, die einen hohen CO2-Ausstoß verursachen, meiden. In der Folge könnte dies auch Druck auf Unternehmen ausüben, sich in Richtung klimaverträglicherer Vorgehensweisen zu orientieren. Gleichzeitig erfordert ein solches Instrument wie die CO2-Kreditkarte eine hohe Bereitschaft der Bevölkerung, sich mit den selbst verursachten Emissionen auseinanderzusetzen und gegebenenfalls auch für diese zu bezahlen. Die Verbreitung und Skalierbarkeit eines individualisierten Emissionshandels hängt stark von dessen Institutionalisierungsgrad ab. Die Idee des individuellen Emissionshandels ist bestechend: Die flächendeckende Einführung einer CO2Kreditkarte würde in vielen Transformationsbereichen Weichen stellen und Impulse setzen. So ist anzunehmen, dass eine positive Korrelation zu Boykott-Bewegungen entstehen würde. Zudem gäbe es starke Anreize, den eigenen Konsum zu hinterfragen und ihn im bestehenden System nachhaltiger zu gestalten. Dies wiederum hätte das Potenzial, das gegenwärtige System von innen zu verändern. (WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung: Sondergutachten Klimaschutz als Weltbürgerbewegung, WBGU, Berlin 2014, S. 77, 44, 45, 84 – 86 [Auszüge]; http://www.wbgu.de/fileadmin/templates/dateien/ veroeffentlichungen/sondergutachten/sn2014/wbgu_sg2014.pdf; letzter Aufruf: 27.11.2014) Mit welcher Gesamtstrategie will der WGBU mehr Dynamik in die Weltklimapolitik bringen? Nutzen Sie für Ihre Zusammenfassung das Schaubild auf S. 340. In der Online-Fassung des Sondergutachtens können Sie einzelne Aspekte evtl. auch arbeitsteilig recherchieren. Beschreiben Sie Chancen und Risiken, die mit dem Budget-Ansatz verbunden sind. Wie bewerten Sie die Möglichkeiten der individuellen Übernahme von Verantwortung? Analysieren Sie die vom WBGU beschriebenen individuellen Ansatzpunkte zur Veränderung von Klimapolitik. Ihren individuellen CO2-Fußabdruck können Sie mithilfe von Online-Angeboten selbst berechnen, z. B. mit: – http://www.footprint-deutschland.de/inhalt/start – http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Hintergrund_CO2-Rechner.pdf – http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/co2_fussabdruck_1568.htm 1 2 3 280 285 290 295 300 305 310 315 320 325 330 335 340 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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