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Vertiefung: Klimapolitik als globale Aufgabe 341 Aus dem Verursacherprinzip schließlich ergibt sich für Industrieländer aufgrund ihrer hohen kumulierten Emissionen in der Vergangenheit und der zu erwartenden Übernutzung des Budgets eine besondere Verpflichtung zu Emissionsreduktionen, aber auch zu Kompensation denjenigen Ländern gegenüber, die ihr Budget im Sinne der gemeinsamen Verantwortung nicht ausnutzen. Es stellt aber gleichermaßen eine große Herausforderung für die Schwellenländer dar, deren aktuelle und kumulierte Emissionen derzeit stark steigen. Vor dem Hintergrund der intragenerationalen Gerechtigkeit sind Hochemissionsländer zudem in der besonderen Pflicht, diejenigen Länder und Regionen zu unterstützen, die gegenwärtig von den Folgen des Klimawandels besonders bedroht sind. Eine konkrete Operationalisierung des Budgetansatzes im Sinne des WBGU, d. h. eine Pro-Kopf-Aufteilung des Budgets auf die Staaten, scheint vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Situation der multilateralen Prozesse in den Klimaverhandlungen keine hinreichende Unterstützung zu finden. Der WBGU hält jedoch weiterhin die normativen Grundlagen des Budgetansatzes, das heißt das Vorsorge-, Gleichheitsund Verursacherprinzip, für einen wichtigen Orientierungsrahmen, zum Beispiel bei der Verantwortlichkeit für die Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen. […] CO2-Budget – Wo steht Deutschland? Der WBGU hat in seinem Gutachten „Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der Budgetansatz“ vorgeschlagen, ein globales Emissionsbudget für die Zeit bis 2050 zu vereinbaren und dies nach einem Pro-Kopf-Ansatz auf die Staaten aufzuteilen. Im Folgenden werden zwei Optionen der Ausgestaltung erläutert und mit der möglichen Emissionsentwicklung in Deutschland verglichen. Die vom WBGU favorisierte, mit „Zukunftsverantwortung“ bezeichnete Option legt ein globales Budget von 750 Mrd. t CO2 für den Zeitraum 2010 bis 2050 zugrunde, bei dem eine Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln besteht, die anthropogene Klimaerwärmung auf 2° C zu begrenzen. Dieses wird den einzelnen Staaten anhand ihres Anteils an der Weltbevölkerung im Jahr 2010 zugeteilt. Für Deutschland ergibt sich entsprechend seines geschätzten Bevölkerungsanteils von 1,2 % der Weltbevölkerung ein Budget von 9 Mrd. t CO2 für den Zeitraum 2010 bis 2050 (WBGU, 2009). Als weitere Option mit der Bezeichnung „Historische Verantwortung“ hat der WBGU eine Budgetaufteilung ab dem Jahr 1990 skizziert. Dabei wird ein globales Emissionsbudget von 1 100 Mrd. t CO2 für den Zeitraum 1990 bis 2050 zugrunde gelegt, das die Begrenzung der Erwärmung auf 2° C mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % erlaubt. Entsprechend seines Anteils an der globalen Bevölkerung von 1,5 % im Jahr 1990 stünde Deutschland nach dieser Option ein Gesamtbudget von 17 Mrd. t CO2 für den Zeitraum 1990 bis 2050 zu. Dies Budget war bereits im Jahr 2009 ausgeschöpft (WBGU, 2009). Die Bundesregierung strebt bis 2020 eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen von 40 % und bis 2050 eine Senkung von 80 – 95 % im Vergleich zu 1990 an. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurden im Jahr 2010 Energieszenarien für die Umsetzung dieser Ziele entwickelt, die im Jahr 2011 nach dem Beschluss des Atomausstiegs durch weitere Szenarien ergänzt wurden. Für die in Abbildung 2 skizzierte exemplarische Abschätzung der kumulierten CO2-Emissionen Deutschlands bis 2050 legt der WBGU ein Szenario mit Atomausstieg und ambitionierten CO2-Emissionsreduktionen aus der Studie von Schlesinger et al. (2011) zugrunde. 110 115 120 125 130 135 140 145 150 155 160 165 170 175 Abbildung 2: Skizze der möglichen CO2-Emissionsentwicklung Deutschlands bei Umsetzung der derzeitigen Klimaschutzziele der Regierung sowie die nach dem WBGU-Budgetansatz erlaubten Emissionen. Bei der Option „Historische Verantwortung“, die ein globales Budget ab 1990 auf alle Staaten aufteilt, hat Deutschland sein Budget schon seit 2009 ausgeschöpft. Bei der Option „Zukunftsverantwortung“, die ein Globalbudget ab 2010 aufteilt, wird Deutschland sein Budget im Laufe des Jahres 2024 überschreiten, wenn es dem skizzierten Emissionsverlauf folgt. Quelle: WBGU, unter Verwendung von Daten aus Schlesinger et al., 2011 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B ch ne r V er la gs | |
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