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Vertiefung: Klimapolitik als globale Aufgabe 339 gerade in normativen Grundsatzfragen globaler Politik aktiviert – und ständig neu konstruiert. Dabei haben sie sich in einer durch das Internet und ausgewählte elektronische Leitmedien geprägten Weltöffentlichkeit zu bewähren. Diese wirkt auf nationale Öffentlichkeiten und politische Entscheidungsprozesse nicht nur in demokratisch verfassten Staaten, sondern auch in autoritären und semiautoritären Regimen zurück, die sich in einer im 20. Jahrhundert kaum erahnten Weise der Außenwelt öffnen (müssen). All dies hat Rückwirkungen auf die Frage, wie Global Governance heute vor dem Hintergrund politisch-kultureller Differenzierung zur Lösung globaler Probleme organisiert werden kann. Zunächst ist zweifelsohne eine rationale Prüfung der verschiedenen Formen des Weltregierens mit Bezug auf ihre Wirksamkeit und Legitimität erforderlich. Will man aber die Diversität – regional, politisch, kulturell – auf der internationalen Bühne angemessen verstehen, so wird es auch zunehmend notwendig, internationale Arenen als Lerngemeinschaften zu begreifen und ihre Rückkoppelung auf sich rasant wandelnde strategische und politische Kulturen zu berücksichtigen. Dabei wird die Welt vermutlich „ungeordneter“ und „chaotischer“ als in der Zeit von Bipolarität, Hegemonie oder Mächtekonzerten. Architekturen helfen hier nur bedingt weiter, viel entscheidet sich in kommunikativen Prozessen und dezentralen Meinungsbildungsverfahren, die eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. Doch die neue Vielfalt bietet auch Chancen. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, diese Prozesse so zu gestalten, dass sie bestehende Ungleichgewichte in der Welt nicht weiter verschärfen, sondern verringern. Denn nur dann zeigt sich eine echte Perspektive für eine nachhaltige und friedliche Entwicklung weltweit. (Tobias Debiel, Michèle Roth, Cornelia Ulbert: Global Governance unter Druck: Trends und Perspektiven, in: Tobias Debiel u. a., Stiftung Entwicklung und Frieden, Institut für Entwicklung und Frieden [Hrsg.]: Globale Trends, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2013, S. 21 – 23) Beschreiben Sie Notwendigkeiten und Wege der Neuausrichtung globaler Politik. Erläutern Sie mithilfe des Textes das Verständnis von „Weltpolitik als Management von Vielfalt“. 1 2 Neue gerechtigkeitsorientierte und zivilgesellschaftliche Ansätze in der Weltklimapolitik Sie haben das Sondergutachten des WBGU bereits im Grundlagenteil mit seinen Risikoabschätzungen kennengelernt. Auf den nächsten Seiten stehen die innovativen Vorschläge im Vordergrund, mit denen das Wissenschaftsgremium mehr Dynamik in die Weltklimapolitik bringen sowie Bürgerinnen und Bürger stärker in die politische Verantwortung einbinden will. der 53 teilnehmenden Länder sprechen mittlerweile dem Umweltschutz eine höhere Priorität zu als dem Wirtschaftswachstum (WVS, 2014). Die zunehmende Sorge um die Umwelt bzw. die Verbreitung umweltschutzbezogener Werteorientierungen werden als Ausdruck eines Wertewandels in Richtung postmaterieller und Selbstentfaltungswerte gesehen (Inglehart, 2008), die vor allem in eher wohlhabenden, demokratisch organisierten Ländern vorzufinden sind, sich aber zunehmend auch in Schwellenländern verbreiten. Auch andere internationale Studien zeigen eine hohe länder und kulturübergreifende Ähnlichkeit der Perspektiven auf die Gefährlichkeit sowie die Ursachen und Folgen des Klimawandels und hierauf bezogene Sorgen. Befragungen, die sich explizit mit den Einstellungen und 315 320 325 330 335 340 345 Der Wertewandel ist in vollem Gang Eine Vielzahl von Indizien, etwa die Ergebnisse des seit 1981 weltweit durchgeführten World Values Survey (WVS), legen nahe, dass Werthaltungen, die dem Schutz der natürlichen Umwelt einen zentralen Stellenwert einräumen, in großen Teilen der Weltbevölkerung zunehmen, sich global verbreiten und dadurch eine Grundlage für die Transformation im Wissenssystem und kulturellen System bilden (WVS, 2014). So zeigt auch die aktuelle sechste Erhebungswelle des WVS, dass die Mehrheit der Befragten in fast allen teilnehmenden Ländern Umweltschutz für persönlich wichtig halten und als Entwicklungsziel ähnlich wichtig einschätzen wie Bildung und den Ausbau basaler Versorgungsstrukturen. Bürgerinnen und Bürger in 30 5 10 15 20 25 30 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei g nt um d es C .C .B ch ne r V er la gs | |
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