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Vertiefung: Klimapolitik als globale Aufgabe 337 des Ausstoßes von Treibhausgas-Emissionen, nicht denkbar. Zugleich zeigt gerade der Klimawandel, dessen Hauptverursacher – zumal historisch betrachtet – die Industrieländer sind, einmal mehr die Verantwortlichkeit des Nordens für die Rahmenbedingungen, unter denen sich der globale Süden entwickelt. Diese „neuen Realitäten“ sind der Ausgangspunkt für die Empfehlungen zu nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), die eine von UNGeneralsekretär Ban Ki-moon eingesetzte Expertengruppe zur globalen Nachhaltigkeit (High-level Panel on Global Sustainability) im Januar 2012 in ihrem Bericht Resilient People, Resilient Planet veröffentlichte. Die Expertengruppe formuliert allerdings keine Liste konkreter Ziele, sondern schlägt eine Reihe von Prinzipien vor, an denen sich die weitere Bearbeitung konkreter Ziele orientieren soll. Dies ist auch Ausdruck der Erkenntnis, dass Entwicklung vor dem Hintergrund politisch-kultureller Differenzierung gedacht werden muss. Demzufolge müssen Entwicklungsherausforderungen, vor denen Industrieländer und ihre sozioökonomischen Systeme stehen und deren Entwicklungsmodelle nicht in globalem Maßstab umsetzbar sind, genauso berücksichtigt werden wie die sozioökonomischen Problemlagen von Schwellenund Entwicklungsländern. Krisenvorsorge: Bedeutung erkannt, Umsetzung noch in den Anfängen Ein weiteres zentrales Thema, das im Titel des Berichts des High-level Panel on Global Sustainability zum Ausdruck kommt, ist die „Widerstandsfähigkeit“ von Mensch und Umwelt, den vielfältigen Belastungen zu begegnen, denen sie ausgesetzt sind. Das Jahr 2011 war das Jahr mit den höchsten materiellen Schäden durch Naturkatastrophen, die Zahl der Toten erreichte allerdings trotz des Erdbebens mit dem nachfolgenden Tsunami in Japan nicht die hohen Opferzahlen des Jahres 2010, das durch eine extrem hohe Anzahl von Schadensereignissen geprägt war. Aufgrund der gut ausgebauten und technisch hochwertigen Infrastrukturen sind die materiellen Schäden in Industrieländern in der Regel höher als in Entwicklungsländern, die jedoch im Falle von Naturkatastrophen mehr Todesfälle zu beklagen haben und aufgrund der geringen Wirtschaftsleistungen ökonomische Schäden viel schwerer verkraften können. Dies ist Folge mangelnder Bewältigungsund Anpassungskapazitäten, weshalb Bevölkerungen in ärmeren Ländern verwundbarer sind als in reicheren Ländern. Auch die Auswirkungen der Nahrungsmittelkrise 2007/08 haben gezeigt, dass insbesondere Bevölkerungen in den am wenigsten entwickelten Ländern, die zudem unter mangelhaft funktionierenden Märkten, einer niedrigen landwirtschaftlichen Produktivität, unbearbeiteten Folgen von Umweltzerstörung, Verschuldung und schlechter Regierungsführung leiden, besonders von Krisen betroffen sind. Die Häufung der Krisen im letzten Jahrzehnt belegt, wie sehr zahlreiche Bereiche unseres modernen „globalisierten“ Lebens durch immer stärkere Vernetzung, zunehmende Interdependenzen und immer höhere Komplexität gekennzeichnet sind. Im Falle von Naturkatastrophen oder auch als Folge menschlichen Handelns wie beispielsweise bei der Finanzkrise kann die Funktionsfähigkeit zentraler Systeme wie des Finanz oder des Transportwesens, der Informationsund Telekommunikationssysteme oder auch des Gesundheitswesens gefährdet sein. Insbesondere gegen diese Form der Risiken, die als „systemisch“ bezeichnet werden, müssen Vorsorgeund Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden, um das Wohlergehen und langfristig – etwa was die möglichen Folgen eines Klimawandels anlangt – das Überleben der Menschheit zu sichern. Naturkatastrophen und Krisen lassen sich nicht gänzlich vermeiden, weshalb es wichtig ist, besonders verwundbare Gesellschaften oder Teile von Gesellschaften wie marginalisierte Gruppen zu identifizieren, um gezielt deren Widerstandsund Anpassungskapazitäten zu verbessern. Allmählich beginnt sich auch auf internationaler Ebene die Erkenntnis durchzusetzen, dass sich vorausschauende Politik am Prinzip der Vorsorge und Krisenprävention orientieren muss. Doch die praktischen Hürden sind hoch. So lässt sich der Erfolg einer Politik der Krisenvorsorge kaum messen. Zudem sind umfassende Handlungsansätze notwendig, die nicht nur wie beim Konzept von globaler Nachhaltigkeit unterschiedliche Handlungsbereiche unter einer spezifischen Zielvorstellung vereinen. Erforderlich ist auch eine Verschränkung der unterschiedlichen Handlungsebenen global, national und lokal, um nicht nur die jeweils Betroffenen besser an der Formulierung von Politik zu beteiligen, sondern auch arbeitsteilig die Fähigkeiten und Ressourcen der jeweiligen Handlungsebenen besser zu nutzen. Die Gefahr, dass über diese unterschiedlichen Handlungsebenen hinweg das Phänomen der „Verantwortungsdiffusion“ auftritt, ist sehr hoch. Dem kann nur dadurch begegnet werden, dass allen Akteu120 125 130 135 140 145 150 155 160 165 170 175 180 185 190 195 200 205 210 215 Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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