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Grundlagen: Baustein 2: Dimensionen des Nahostkonflikts 465 Mitte 2007 erhielten Palästinenser aus dem Gazastreifen gar keine Arbeitsgenehmigungen mehr, was die Arbeitslosenquote und die Armutsquote in der Westbank und im Gazastreifen stark ansteigen ließ. Mit der Errichtung der Mauer 2002, die aus israelischer Sicht als „Sicherheitszaun“ den Übergang möglicher Attentäter über die „Grüne Linie“ von der Westbank nach Israel verhindern sollte, wurde das Prinzip der Trennung und der damit verbundenen ökonomischen, sozialen und politischen Folgen fortgesetzt. (Autorentext) Die bis zu acht Meter hohen und zusätzlich mit Gräben und elektronischen Einrichtungen geschützten Anlagen der Trennungsmauer haben folgende Auswirkungen: – Länge der Grenze zwischen Israel und der Westbank: 314 Kilometer – Vorgesehene Länge der Mauer in der Westbank: 700 Kilometer – Vorgesehener Anteil der Mauer auf der Grenzlinie: 20 Prozent – Länge der Mauer in und um Ost-Jerusalem: 166,5 Kilometer – Länge des Teils der Mauer entlang der international anerkannten Grenze bei Jerusalem: 4,5 Kilometer – Anteil der Gesamtfläche der Westbank, einschließlich der Enklaven in und bei Ost-Jerusalem, der durch die Mauer abgeschnitten wird: 12 Prozent – Für den Bau der Mauer enteignetes Land: 35 411 250 m2 – Zahl der in die Mauer eingebauten Tore: 67 – Zahl der für Palästinenser (mit entsprechenden Genehmigungen) täglich geöffneten Tore: 19 – Anteil des palästinensischen landwirtschaftlich genutzten Landes, das mit Olivenbäumen bepflanzt ist: 45 Prozent […] – Anzahl der Olivenbäume in den besetzten Gebieten: 9 Millionen – Anzahl der Olivenbäume, die nach dem Bau der Mauer nicht mehr oder nur begrenzt zugänglich sind: 1 Million – Anzahl der von der israelischen Armee zwischen 2000 und 2003 verbrannten, entwurzelten oder niedergewalzten Olivenbäume: 465 945 – Anteil der palästinensischen Familien, denen der Zugang zu ihrem Land in der „Randzone“ im nördlichen Teil der Westbank untersagt ist: 82 Prozent – Palästinensische Gemeinden in der „Randzone“, die rund um die Uhr Zugang zu medizinischer Versorgung in Notfällen haben: 1 – Anzahl der Palästinenser, die nach Vollendung der Mauer in der „Randzone“ leben werden: 60 500 – Anzahl der palästinensischen Einwohner von Jerusalem, die durch die Mauer von der Stadt abgeschnitten werden: 63 000 (Saree Makdisi: Palästina – Innenansichten einer Belagerung, übers. von Sigrid Langhäuser, LAIKA-Verlag, Hamburg 2012, S. 55) Steine werfen oder Frieden stiften? – Alltag des Palästinensers Houssam in Bethlehem Der 14. Mai ist ein Feiertag in Israel, der Tag der Unabhängigkeit. Die meisten Palästinenser aber bezeichnen den 14. Mai 1948 als „Nakba“, die Katastrophe. Sie erinnern sich daran, wie sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden. […] „Wir alle verstehen die Sprache der Musik“, sagt Nassar Ibrahim, der Direktor des palästinensisch-israelischen Zentrums für Alternative Information (AIC) in Bethlehem. „Die Musik vermittelt unsere Botschaft mit einem Lächeln. Denn trotz Besatzung, trotz der Kontrollpunkte, Morde, Gefängnisse, des Landraubs, illegaler Siedlungen, trotz all dem können wir noch immer lächeln.“ […] Direkt neben dem Konzertsaal ist eine Küche. Dort kocht der 24-jährige Palästinenser Houssam ein Abendessen für die ausländischen Gäste. „Es ist gut, dass sie nach Bethlehem kommen. Sie versuchen, die Situation in Palästina zu verstehen.“ Houssam arbeitet als Freiwilliger im AIC: „Damit habe ich angefangen, als ich vor fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde.“ Manchmal bietet sich für Houssam auch die Möglichkeit, in dem Zentrum ein wenig Geld zu verdienen […]. Das reicht für die Transportkosten einer Woche, denn er fährt jeden Tag mit dem Bus von Bethlehem nach Abu Dis, ein Stadtteil Ost-Jerusalems. Dort studiert er an der Al-Quds-Universität. […] „Viele Umstände machen unser Leben schwierig“, erklärt der junge Palästinenser. „Zum Beispiel dauert die Fahrt von Bethlehem bis zur Universität eigentlich nur etwa 20 Minuten. Aber an den Kontrollpunkten kann immer etwas passieren. Manchmal halten die Soldaten uns eine Stunde lang fest, manchmal zwei Stunden, drei, vier. An einigen Tagen schließen sie den Kontrollpunkt, und du musst einen anderen Weg finden. Einmal haben wir zu zehnt versucht, an den Häusern vorbeizugehen, um studieren zu können. Sie haben uns alle geschnappt, in einen Militärwagen gebracht und geschlagen.“ […] Früher hat auch Houssam Steine auf israelische Militärwagen geworfen. „Ich war 17 Jahre alt. Ich war jung. Du willst etwas tun. Du lebst in dieser Situation. Es war 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 25 30 35 40 15 20 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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