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Grundlagen Baustein 2: Die Volkswirtschaft in Bewegung 47 Entlassungen, Erwartungen für Exporte und Geschäftsentwicklung. Antworten von über 25 000 Unternehmen werden ausgewertet. […] Höchste Beachtung findet der vom Münchner ifo Institut schon seit den Siebzigerjahren ermittelte Geschäftsklima-Index. Monat für Monat wertet eine Truppe von rund zwanzig Mitarbeitern die Antworten von über 7 000 Unternehmen auf elf (teils stark differenzierte) Standardfragen aus. […] Manche Auguren setzen auf „multidimensionale Indikatoren“. Das Handelsblatt zum Beispiel kombiniert fünf Einzelindikatoren (unter Einschluss der ifo-Zahlen) und mixt daraus einen eigenen Frühindikator. Die Commerzbank versucht ihr Frühprognoseglück mit einem Mix aus drei Variablen: dem kurzfristigen Realzins, dem von der Bundesbank gelieferten „Indikator für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“ und dem Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA. Doch Vorsicht, die Interpretation von Frühindikatoren erlaubt allenfalls Schätzungen, keine Prognosen. Streng genommen ist alles, was über ein Quartal hinausreicht, problematisch. (Klaus-Peter Schmidt, in: DIE ZEIT Nr. 46/2001) Konjunkturprognosen – Stolpersteine Eine Prognose des Typs „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist“ ist eine für die Aufgabe angemessene „Wenndann“-Beziehung. Sie wäre offensichtlich immer richtig und ist deshalb nun wirklich nutzlos. […] Aussagen sind umso nützlicher, je mehr Realität sie ausschließen, je mehr sie also falsch sein können. […] Wirtschaftsprognosen sind immer unsicher. Sie werden gemacht, um Orientierung zu bieten und die vorhandenen Informationen zu kondensieren. Die oft kritisierte Prognosevielfalt ist nützlich, denn sie misst den jeweils vorhandenen Grad an Unsicherheit unter den Prognostikern. Wichtig ist zudem nicht, ob eine Prognose eintritt, sondern ob sie zu positiven Verhaltensänderungen führt. Natürlich wird man in normalen Zeiten nicht auf regelmäßige Prognosen verzichten wollen, wenn sie den zunächst erkennbaren Trend der Wirtschaftsentwicklung frühzeitig anzeigen. Ihre Nebenwirkungen halten sich in Grenzen, die Vorteile übersteigen die Nachteile. […] Die ökonomische Bedeutung der Prognosen, der Wettbewerbsdruck zwischen den Prognoseanbietern und der Druck der Medien führen allerdings dazu, dass viele Anbieter (Forschungsinstitute, Banken, Interessengruppen) ihre Prognosen zeitlich verteilt mit unterschiedlichen Akzenten auf den Markt werfen. Dadurch alleine entsteht der Eindruck ständiger Revisionen. Das große Medieninteresse und der Wettbewerb locken die Anbieter ferner dazu, ihre Prognosen häufiger zu revidieren. Schädlich ist, wenn dies als Inkompetenz wahrgenommen wird, die Akteure in ihren Entscheidungen verunsichert werden und die ständigen Anpassungen unnötige Kosten entstehen lassen. […] Die Prognostiker sind nicht frei von eigenen Interessen. Das Minimum ist Eitelkeit, dazu kommen wirtschaftliche Interessen. So fällt auf, mit welcher Vehemenz der von der Bedeutungslosigkeit bedrohte Internationale Währungsfonds schon im Frühsommer 2008 lange vor der Eskalierung der Finanzkrise in weltweiten Pressekonferenzen und -erklärungen einen massiven globalen Konjunktureinbruch prophezeite [und] seither nicht müde wurde, seine Vision in immer neuen Varianten der Weltöffentlichkeit einzuhämmern – sicher mit Gewicht. Natürlich konnte man später sagen, dass man früher auf diese Botschaft hätte hören sollen … [Doch 2009,] als eine Kaskade von Prognosen und ihre Revisionen erfolgte, musste man sich fragen, ob es nicht in solchen Situationen besser wäre, auf die Veröffentlichung von neuen Prognosen für eine Weile zu verzichten. Wahrscheinlich hat der Prognoseabwärtswettlauf die Schwere und Länge der Wirtschaftskrise verschärft. (Klaus F. Zimmermann: Warum Prognosen die Krise verschärft haben, 20.3.2009; http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbei traege/konjunktur-warum-prognosen-die-krise-verschaerft-habenseite-4/3138716-4.html; letzter Abruf: 9.3.2015) Erläutern Sie, mit welchen Schwierigkeiten Wirtschaftsprognosen zu kämpfen haben und aus welchen Gründen sie ungenau werden können. Beurteilen Sie die Wirkungen, die von Prognosen und „Ratings“ ausgehen können (vgl. auch S. 127 ff.). Erörtern Sie vor dem Hintergrund des Grundlagenteils, inwiefern es Ihnen sinnvoll erscheinen würde, Abschwüngen oder Rezessionen der Konjunktur durch staatliche Ausgaben entgegenzuwirken. 1 2 3 20 25 30 35 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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