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Annäherung und Planung: China – Gegensätze einer entstehenden Weltmacht 507 ein Küstendorf, dessen Name „Tiefer Wassergraben“ bedeutete und von den Entwässerungsrinnen zwischen den Feldern stammte. Die Zeit des Ackerbaus sollte jedoch bald vorbei sein. Denn wenige Kilometer entfernt warteten Hongkonger Unternehmer auf eine Gelegenheit, ihre Produktionen ins billigere China auszulagern. Hongkongs Bedarf an billigen Arbeitskräften und Pekings Bereitschaft, ausländischem Kapital in Shenzhen jede Freiheit zu lassen, erwiesen sich als perfekte Kombination. Die Stadt wuchs. Aus dem Hinterhof Hongkongs wurde das Schaufenster der chinesischen Wirtschaftsreformen. Aus dem Fischerdorf wurde eine Megastadt. Genau genommen ist Shenzhen gar keine Stadt, sondern ein rapide expandierendes Land mit verwaschenen Grenzen und einer sehr großen Hauptstadt. Im Zentrum dehnen sich die Reichenviertel immer weiter aus. Hier tragen die Wohnblocks Namen wie „Chianti“, „Manhattan“ und „Fontainebleau“. Im Rest des Landes namens Shenzhen, in den Fabrikzonen der Vorstädte und der weiter entfernten Landkreise, die schrittweise von Shenzhen assimiliert werden, wird geschuftet wie in Mitteleuropa zu Zeiten der Industrialisierung. […] (Fluter, Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, Nr. 24/ September 2007, S. 23 – 24; Verf.: Redaktion Bundeszentrale für politische Bildung) Welche Assoziationen erweckt die Skyline von Shenzhen bei Ihnen? Welche Hoffnungen und Wünsche eines „chinesischen Traums“ könnte die Landbevölkerung mit dieser Stadt verbinden? Beschreiben Sie die Entwicklung von Shenzhen vom Fischerdorf zur reichsten Stadt Chinas. Erläutern Sie, warum Shenzhen als Prototyp des chinesischen Wirtschaftswunders gilt. Beziehen Sie Position, ob Sie Shenzhen als erstrebenswerte Erfüllung des „chinesischen Traums“ betrachten. 1 2 3 4 Für eine Handvoll Renminbi – Wer zahlt den Preis für den Boom? Wer zu Weihnachten einen MP3-Spieler, ein Handy oder einen Computer kaufen möchte, weiß: Den richtigen Zeitpunkt für ein Schnäppchen gibt es nicht. Die Preise fallen so schnell, dass ein guter Kauf kurz darauf schon überteuert sein kann. Weniger bekannt ist: Unter diesem Preisverfall leiden vor allem Beschäftigte bei Auftragsfertigern in Fernost. Dort werden viele Teile technischer Geräte gefertigt. Und dort sind Arbeitszeiten von 90 Stunden pro Woche üblich – bei weniger als dem gesetzlichen Mindestlohn von 59 Euro im Monat. Diese Zustände deckt ein aktueller Bericht der Nichtregierungsorganisation Sacom auf. Betroffene Markenfirmen wie Apple, Dell und Fujitsu Siemens Computers weisen auf ihre Richtlinien für Zulieferer hin. Die Finanzkrise könnte die Lage aber noch verschlimmern. „Designed by Apple in California. Assembled in China“, zu Deutsch: Entwickelt von Apple in Kalifornien, zusammengebaut in China. Wer ein Gerät des US-Konzerns besitzt, kennt den Spruch. Auf jeder Rückseite eines iPod-Spielers etwa steht er. Auf diese Weise funktioniert inzwischen die gesamte Computerbranche. Firmen in Industrieländern entwickeln Geräte, gefertigt werden diese dann am Band in China, Thailand oder auf den Philippinen. Die Produktion unter einem Fabrikdach wie in den 1980er-Jahren gibt es nicht mehr. „Heute ist ein PC ein Bausatz von Hunderten von Einzelkomponenten“, heißt es in einem Bericht der Organisation Weed, die mit Sacom kooperiert. „Die standardisierten Teile werden von einer Vielzahl von Zulieferunternehmen nach Bedarf gefertigt.“ Am Ende dieser Kette stehen in China Wanderarbeiter am Fließband. 130 Millionen davon gibt es, ein Drittel ist nach Angaben der Hongkonger Nichtregierungsorganisation Sacom, die sich für ethische Arbeitsbedingungen einsetzt, in Guangdong beschäftigt. Diese chinesische Provinz im Süden des Landes gilt als weltweit größte Region für die Herstellung von Bauteilen in der Informationstechnik (IT). Sacom hat 45 Mitarbeiter bei zwei Firmen dort befragt, bei Compeq Technology und Excelsior Electronics. Beide Namen sind wenig bekannt. Doch nach Recherchen der Organisation fertigen die Halbleiterhersteller Komponenten, die in Geräten von Fujitsu Siemens Computers, Dell, Intel, Leno60 65 70 75 80 5 10 15 20 25 30 35 40 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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