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als äußerst aggressiv beschrieben. Viermal schon stand er vor Gericht. Und so beginnt nach der Diskussion um sogenannte Intensivtäter die Debatte von neuem, wie eine Gesellschaft umgehen soll mit jungen Männern, die sich nicht durch Arbeitsaufl agen und auch nicht durch ein paar Tage hinter Gittern vom falschen Weg abbringen lassen. Zwischen September 2010 und Juni 2012 wurde U. unter anderem wegen Körperverletzung, Nötigung und dem „unerlaubten Beisichführens [einer Waff e]“ verurteilt. Die Taten von Onur U. wurden jeweils nach dem Jugendstrafrecht geahndet. Ihm wurden Arbeitsstunden und die Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Seminar auferlegt; bei seiner letzten Verurteilung verhängte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten einen zweiwöchigen Dauerarrest gegen ihn. Nach: Spiegel online, 27.10.2012 und Sven Becker/ Özlem Gezer/Sven Röbel/Holger Stark/Antje Windmann, Spiegel online, 29.10.2012 Im Fall Jonny K. ist eine harte Strafe gefragtM 3 Eine Stadt trauert, die Menschen empören sich über die Brutalität der Tat, verantwortliche Politiker versprechen unnachsichtige Bestrafung der Totschläger. Und dann das: Kaum sind drei der wohl sechs Täter gestellt, sind zwei schon wieder auf freiem Fuß. Ihre Beteiligung an dem Überfall am Fuße des Fernsehturms sei nicht so schwerwiegend und ihr soziales Umfeld nicht so bedenklich, als dass eine Einlieferung in die Untersuchungshaft […] gerechtfertigt wäre. So die Begründung des Ha ft richters. Ein eklatanter und für die meisten Berliner schwer nachvollziehbarer Widerspruch zwischen dem, was einerseits als gerecht angesehen wird und andererseits dem, wie ein Richter die Gesetzes lage auslegt. Vor allem für die Opfer ist dies ein Schlag ins Gesicht. Entsteht doch der Eindruck, als sei das Verbrechen kein massives Unrecht gewesen. Zwar sind in Berlin die Gewalttaten Jugendlicher statistisch betrachtet zurückgegangen. Doch gleichzeitig hat […] die Brutalität ein Ausmaß erreicht, das vor einiger Zeit noch unvorstellbar schien. Angesichts dessen ist Abschreckung gefragt, nicht Nachsicht. Die Gesellschaft muss sich mit den Opfern solidarisch zeigen, nicht mit den Tätern. Wie lange vertrauen die Bürger einer Justiz, die sich um das allgemeine Rechtsverständnis der Bevölkerung nicht schert? Die Deutschen haben hohen, ungebrochenen Respekt vor der Rechtsprechung im Land. Diese Wertschätzung ist ein kostbares Gut. Nach: Jochim Stoltenberg, Berliner Morgenpost, 27.10.2012 Aufgaben Erläutere am Beispiel von M1, warum in einem Rechtsstaat das Strafrecht, als letztes Mittel, nur angewandt werden darf, wenn andere Rechtsbereiche (z. B. das Privatrecht) versagt haben. Stelle Bezug nehmend auf die Funktionen des Rechts dar, warum sowohl Patrick als auch Onur U. bestraft werden müssen. (M1 – M3) Nehme die Rolle eines Richters ein und fälle ein „gerechtes“ Urteil im Fall Johnny K. (M2, M3). Begründe und rechtfertige dein Urteil gegenüber Onur U., der Familie von Jonny K. und der Öffentlichkeit. „Wir brauchen kein besseres Strafrecht, wir brauchen etwas Besseres als das Strafrecht“ (Gustav Radbruch). Diskutiere mit deinem Nachbarn, welche alternativen Maßnahmen zum klassischen „Strafen“ in den dargestellten Fällen M1 – M3 sinnvoll wären. 1. 2. 3. 4. 20 25 5 10 15 20 25 30 30 35 135 82007_1_1_2015_128_151_Kapitel5.indd 135 15.05.15 11:55 Nu r z u Pr üf zw ck Ei ge tu m d s C .C .B uc h er V rla gs | |
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