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1.2. Weltabkehr und Diesseitsbejahung Andreas Gryphius Menschliches Elende (1663) Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen, Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit, Ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid, Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen. Dies Leben fl eucht1 davon wie ein Geschwätz und Scherzen. Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid Und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen. Gleich wie ein eitel2 Traum leicht aus der Acht hinfällt3 Und wie ein Strom verscheußt4, den keine Macht auh ält, So muss auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden. Was itzund5 Atem holt, muss mit der Lut entfl iehn, Was nach uns kommen wird, wird uns in Grab nachziehn. Was sag ich? wir vergehn, wie Rauch von starken Winden. 1 Erläutere Gryphius’ Menschenbild, indem du die einzelnen Metaphern aufl öst. 2 Untersuche, inwiefern es eine Steigerung in Gryphius’ Gedankengang gibt. 3 Was sind wir Menschen doch? – Beantworte diese Frage aus der Sicht eines Menschen des 21. Jahrhunderts und wähle dazu entsprechende Metaphern. 5 10 1 fl euchen: fl iegen 2 eitel: hier: vergänglich 3 aus der Acht hinfällt: sich der Aufmerksamkeit entzieht 4 verscheußt: verfl ießen, sich aufl ösen 5 itzund: jetzt „Apokalyptische Landschaft“ von Ludwig Meidner 191Das Lebensgefühl einer Epoche kennenlernen N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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