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Jede lebendige Sprache ist einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen. Der Sprachwandel ist bedingt durch veränderte gesellschat liche, technische, historische und sprachliche Bedingungen, die die Sprecher/Schreiber einer Sprache veranlassen, ihre Rede-/Schreibweise zu verändern. Der Sprachwandel erfasst alle Ebenen eines Sprachsystems: k Aussprache (Phonologie): Die Phonologie untersucht, wie die Laute dazu beitragen, Bedeutungsunterschiede zu verdeutlichen. Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden lautlichen Einheiten. Die Wörter Haus und Maus beispielsweise unterscheiden sich nur durch ein Phonem, ihren Anfangslaut H bzw. M. Durch den Austausch des Anfangslautes verändert sich die Bedeutung des ganzen Wortes. k Grammatik (Morphologie und Syntax): Die Morphologie befasst sich mit der Form der Wörter und fragt danach, wie sie gebildet werden. Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache. In dem Wort lachte sind zwei Morpheme enthalten: lachals Wortstamm oder freies Morphem, das uns etwas über den Wortsinn verrät, und die Endung -te als gebundenes Morphem, das in diesem Fall die Person und die Zeit der Handlung näher bestimmt. Beide sprachlichen Einheiten sind wichtig, um die Wortbedeutung zu erfassen. Die Syntax ist die Satzlehre. Auch der Satzbau ändert sich mit der Zeit. In der deutschen Umgangssprache hört man heute immer häufi ger: Ich kann nicht kommen, weil ich muss noch Mathe machen. Grammatisch korrekt heißt es: Ich kann nicht kommen, weil ich noch Mathe machen muss. k Wortschatz (Semantik und Lexik): Die Semantik ist die Lehre von den Bedeutungen und Inhalten von Wörtern, Sätzen und Ausdrücken. Auch Begrif e können zu unterschiedlichen Zeiten etwas anderes bedeuten. Das zeigt z. B. die Geschichte des Wortes geil, das im 8. Jahrhundert neben der Ursprungsbedeutung „aufschäumend beim Gären“ menschliche Eigenschaften wie „hochgestimmt, übermütig, überheblich“ und später auch „fröhlich, begierig, lustvoll, sinnlich“ bezeichnete. Im 18. Jahrhundert wurde geil zu einem Synonym für sexuelle Begierde und damit zu einem Tabuwort. Erst Anfang der 1970er Jahre tauchte es wieder im öf entlichen Sprachgebrauch auf. Heute drückt es umgangssprachlich Begeisterung aus. Die Lexik umfasst alle Wörter einer Sprache. k Sprachgebrauch: Die Pragmatik untersucht den Gebrauch der Sprache. Sprechen/Schreiben wird als Sprachhandlung gesehen, mit der ein Sprecher eine Absicht verfolgt. Die Äußerung wird vom Empfänger interpretiert, wobei der Kontext eine Rolle spielt. Damit sind wir am Ende der Diskussion kann am Ende einer Talkshow als Abmoderation verstanden werden. Im Rahmen eines Streitgespräches signalisiert diese Aussage, dass der Sprecher nicht mehr bereit ist, weiter zu diskutieren. W IS S E N 33Die Entstehung der Sprache und ihre Veränderungen untersuchen N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n tu m d e s C .C . B u h n r V e rl a g s | |
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