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101 Textquellen verstehen, einordnen und auswerten 2 Eine mögliche Deutung der Rede des Perikles Ein Fachmann für griechische Geschichte hat folgende Interpretation verfasst. Deine eigene Lösung könnte aber auch anders ausfallen! Der Historiker Thukydides hat eine Rede des Athener Politikers und Heerführers Perikles überliefert. Er soll sie 431 v. Chr. gehalten haben. Dies war das erste Jahr des Peloponnesischen Krieges, in dem Athen gegen Sparta kämpfte. Perikles lobt die Herrschaft des Volkes, die Demokratie. In Athen könne sich jeder Bürger, ob arm oder reich, am Staat beteiligen. Seine Mitbürger, die Athener, grenzt Perikles von „Anderen“ ab, die mit Zwang regieren. Er meint damit Athens Gegner, die Spartaner, die ihr ganzes Leben dem Krieg unterordnen. Perikles betrauert die Bürger, die im Krieg gefallen sind. In dieser schlimmen Lage will er den Stolz der Athener auf ihre Polis und ihre Kampfbereitschaft stärken: Alle sollen wissen, dass sie ihre großen Opfer zur Rettung der Demokratie erbringen. Die Athener haben danach noch 26 Jahre weitergekämpft. Thukydides hat die Rede erst 30 Jahre später aufgeschrieben. Sicher hielt er sie nicht wörtlich fest. Er könnte die damalige Meinung des Perikles aber richtig wiedergegeben haben, denn heutige Historiker halten ihn für zuverlässig. Eigenbeitrag Markus Sanke 3 Jetzt bist du dran In der gleichen Rede rät Perikles den Athenern: Mit den Gefallenen als Vorbilder sollt auch ihr das Glück in der Freiheit sehen. Sucht die Freiheit mit Mut und blickt nicht zu viel auf die Gefahren des Krieges. Wer keine Hoffnung mehr hat, hat auch keinen Grund, sein Leben hinzugeben. Wir aber hoffen auf die Verbesserung unserer Lage, und wir wissen, was wir verlieren, wenn wir aufgeben. Für einen stolzen Mann ist es schmerzhafter, feige zu sein, als einen kaum gespürten Tod zu erleiden. Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges II.43, a. a. O., Bd. 1, S. 146 (gekürzt und vereinfacht) 1. Bildet zwei Gruppen: Gruppe 1 sammelt Informationen zu Perikles, Gruppe 2 zu Thukydides. Stellt eure Person der jeweils anderen Gruppe in einem Kurzreferat vor. Berichtet auch über eure Informationsquellen. 2. Vergleiche die Quelle M1 mit der Deutung M2. Arbeite heraus, was eine historische Quelle von einer Deutung unterscheidet. 3. Finde für jede Aussage in der Deutung M2 heraus, auf welcher Information in der Quelle M1 sie beruht. 4. Verfasse eine Deutung von M3. Berücksichtige, was du bereits über die Quelle (M1) und ihre Interpretation (M2) erfahren hast. Zuerst wird die Quelle in ihre Zeit, ihren Raum und ihren Zusammenhang eingeordnet. Hier fasst der Autor die wesentlichen Aussagen der Quelle zusammen. Diese Aussage erscheint dem Historiker besonders wichtig. Deutung: Der Historiker beantwortet die Frage, warum Perikles die Rede hielt und was sie damals bewirken sollte. Am Ende der Darstellung bewertet der Autor die Zuverlässigkeit seiner Quelle. 5 8Perikles lebte von etwa 490 v. Chr. bis 429 v. Chr. in Athen. Er stammte aus einer Adelsfamilie. Perikles hatte großen Einfluss auf die Politik. In Reden verteidigte und festigte er die Demokratie. 15 Jahre wurde er immer wieder zum Befehlshaber der Truppen gewählt. Thukydides lebte von etwa 454 v. Chr. bis 396 v. Chr. in Athen. Er war ein bedeutender Historiker. Seine „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ gilt als zuverlässige Quelle für den Kampf der Athener um die Macht in Griechenland. 5 10 15 5 31051_1_1_2015_076-115_Kap4_Griechenland_lo.indd 101 13.08.15 09:39 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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